Erklärung gesucht

17 Spieltage lang hielt Schalke 04 ununterbrochen den vierten Rang - dann schob sich das Slomka-Team auf den dritten Platz vor. Schuld daran war Werders Einknicken gegen Hertha auf eigenem Platz. Eine völlig verpatzte Auftaktphase brachte Köln der zweiten Liga ein Stückchen näher.

Nach dem Schneeschieben - ausgeführt durch die Hamburger Feuerwehr, die das Stadiondach der AOL Arena räumte - konnte das Spiel HSV gegen Frankfurt mit 75-minütiger Verspätung angepfiffen werden. Ganz so lange brauchten die Gastgeber nicht, die Weichen gegen Kaiserslautern auf Sieg zu stellen. Der 3:0-Erfolg war unumstritten und Hamburg übernahm wieder Platz zwei. Dahinter rangierten aber nicht, wie in den letzten Monaten im Wechselspiel mit dem HSV, die Grün-Weißen aus Bremen, sondern die seit acht Spielen ungeschlagenen Schalker. Mit einer soliden Vorstellung bezwangen die Knappen in einem Sonntagsspiel die Frankfurter Eintracht "Wir haben gestern schon die Faust in der Tasche geballt und uns gefreut, dass Werder verloren hat", erklärte S04-Coach Mirko Slomka, dass die Vortagspleite der Bremer den Westdeutschen zusätzliche Motivation verliehen hatte. "Zu keiner Phase hatten wir die nötige Aggressivität. Deshalb haben wir auch dieses Spiel verdient verloren", gab Werder-Trainer Thomas Schaaf nach dem überraschenden Aufbauprogramm (0:3-Heimniederlage) für die zuvor 13 Spiele sieglosen Herthaner zu Protokoll. Die enge Tabellensituation im Mittelfeld ermöglichte den Berlinern einen Sprung von Rang zehn auf sechs. "Meine Mannschaft hat hier ziemlich frech gespielt", meinte BVB-Coach Bert van Marwijk. Allerdings waren seine Dortmunder nicht so dreist, mehr als einen Zähler aus Stuttgart mitzunehmen. In einem Spiel der vergebenen Torchancen hüben wie drüben war der 0:0-Endstand ein gerechtes Resultat.

Wolfsburg ermauerte sich gegen Ligaprimus Bayern München ein 0:0 der glücklichen Art. "Jeder Punkt, den man gegen so einen Gegner holt, ist eine Art Zusatzzähler", versuchte Klaus Augenthaler wenigstens nach dem Abpfiff einen Treffer zu versenken. Fakt war jedoch, dass sich Wolfsburgs Distanz auf einen Abstiegsplatz verringert hatte. Der FSV Mainz 05 strampelte sich mit einem 3:0-Erfolg gegen Mönchengladbach aus dem roten Bereich. "Der Sieg geht in Ordnung, aber er ist zu hoch ausgefallen", kommentierte Gladbachs Übungsleiter Horst Köppel die Pleite - und niemand wollte ihm widersprechen. Auch Club-Trainer Hans Meyer lag richtig, als er nach dem 4:3-Auswärtserfolg seiner Truppe beim 1. FC Köln feststellte: "Um den Unterhaltungswert des deutschen Fußballs kann es nicht schlecht bestellt sein, wenn zwei Abstiegskandidaten so ein interessantes Spiel abliefern." Der Mann hatte gut reden, denn der Sieg bescherte seinem Team die bis dahin beste Saisonplatzierung (Rang zwölf). Kölns Vereinsboss Wolfgang Overath interessierte derweil etwas ganz anderes: "Wie man trotz des Selbstvertrauens aus dem 4:2 in Berlin gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf nach 22 Minuten zu Hause 0:3 hinten liegen kann, das muss mir mal einer erklären." Das zu erfahren, eilte er in der Pause in die Kabine. Vielleicht bekam er dort eine Erklärung. Zu einem erfolgreichen Umschwung indes reichte es nicht mehr.

André Schulin