Ausgebremste Überflieger

In Hamburg wurden den bayerischen Überfliegern die Flügel gestutzt, in Karlsruhe musste der Meister aus Stuttgart endgültig den Fehlstart in die Saison zur Kenntnis nehmen. Schalke konnte Leverkusen nicht bezwingen, Rostock und Cottbus durften mit ihren Darbietungen, nicht jedoch mit den Resultaten zufrieden sein.

Bayern-Keeper Oliver Kahn setzte eine neue Rekordmarke. 535 (!) Bundesligaspiele hatte er nach dem Gastspiel in Hamburg auf dem Konto - eines mehr als der bisherige Spitzenreiter Eike Immel. Die I-Tüpfelung zur Feier des Tages, ein Sieg beim HSV, war Kahn jedoch nicht vergönnt. Die engagierten Gastgeber erzwangen eine dem Spielverlauf angemessene 1:1-Punkteteilung gegen die bis dahin sieggewohnten Münchener. „Insgesamt müssen wir an einem schlechten Tag mit einem Punkt zufrieden sein“, buchte Ottmar Hitzfeld den Punktverlust ab. Der Bundesligakonkurrenz kam das Ausbremsen der Bayern recht, da der Vorsprung des Tabellenführers auf drei Zähler begrenzt blieb. Gleich sechs punktgleiche Verfolger formierten sich hinter dem FCB, angeführt vom VfL Bochum trotz dessen 2:3-Niederlage in Hannover. Arminia Bielefeld kassierte eine unerwartet deutliche 0:3-Niederlage bei Aufsteiger MSV Duisburg und fiel auf Rang drei zurück. „Ich denke, dass heute völlig verdient die drei Punkte in Duisburg geblieben sind“, räumte Ernst Middendorp ein, ärgerte aber auch über die Höhe der Pleite. MSV-Neuverpflichtung Ishiaku traf, wie beim Saisonstart in Dortmund, doppelt. „Ich denke, dass es weiter aufwärts geht“ blickte Werder-Coach Thomas Schaaf optimistisch voraus. Der geglückten Champions-League-Qualifikation gegen Dinamo Zagreb ließen die Bremer einen 2:1-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt folgen und schoben sich in der Tabelle auf den sechsten Rang vor. Frankfurt blieb Vierter.

Der temperamentvolle Vergleich mit Bayer Leverkusen führte für den FC Schalke nicht zum gewünschten Erfolg; nach ereignisreichen 90 Minuten trennte man sich 1:1. „Sechs Punkte aus vier Spielen sind natürlich zu wenig“, stellte Mirko Slomka klar. Weitaus mehr hatte sich auch Armin Veh versprochen, der mit Meister VfB Stuttgart bis dato lediglich vier Punkte zusammenklauben konnte. Das Südwest-Derby beim Karlsruher SC endete mit einer 0:1-Niederlage der Schwaben und Veh kritisierte die Effektivität seiner Mannschaft: „Mit unserem Können haben wir zu wenig gemacht.“ KSC-Trainer Edmund Becker registrierte mit Genugtuung, dass der Eindruck der schwachen Karlsruher Darbietung aus der Vorwoche korrigiert wurde, mahnte aber eine weitere Steigerung an: „Wir haben aber gesehen, dass wir besser Fußball spielen müssen, um in der Bundesliga mithalten zu können.“ Probleme mit dem „Mithalten“ konnten Cottbus und Rostock, die einzig noch sieglosen Teams in der Saison, nicht leugnen. Am vierten Spieltag jedoch duften die beiden Letztplatzierten zurecht behaupten, vom Glück nicht begünstigt worden zu sein. „Hansa hatte die besseren Möglichkeiten“, stellte BVB-Coach Thomas Doll fest, der dennoch dank Federicos 1:0-Siegtreffers einen gelungenen schwarz-gelben Samstagnachmittag in Rostock verlebte. Kurios die Situation in Cottbus: Energie war zunächst gegen Nürnberg das klar bessere Team, führte verdient 1:0 und musste am Ende doch mit dem 1:1-Unentschieden zufrieden sein, da der Club in Unterzahl einen Gang hoch schaltete, zum Ausgleich kam und ein regulärer Treffer Nicky Adlers nicht anerkannt wurde. Hans Meyers Gerechtigkeitssinn trog nicht: „Fast hätten wir das Spiel auch noch gewonnen, aber das wäre des Guten dann doch zu viel gewesen.“ Herthas Heimbilanz blieb unbefleckt, trotz der „Berliner Fraktion“ im Wolfsburger Team (Marcelinho, Madlung, Dejagah). Den 2:1-Erfolg der Gastgeber werteten beide Übungsleiter als verdient.

André Schulin