Aufsteiger und Rekordmeister auf Augenhöhe

Ein verkappter "Titan"? Verlegenheitskeeper Jan Rosenthal
Die dem Topspiel FC Bayern gegen 1899 Hoffenheim erwiesene Medienpräsenz (weltweite Übertragungen) wurde der tatsächlich attraktivsten Partie des 16. Spieltages zuteil. Hannover unterlag im Niedersachsen-Derby, punktete jedoch mit einem Überraschungs-Keeper. Karlsruhe kroch aus dem Keller und Werder leistete sich grobe Unsportlichkeiten.

Bielefelds Coach Michael Frontzeck lag nicht falsch mit seiner Einschätzung „Heute wäre jedes Ergebnis möglich gewesen.“ Im Westfalenduell mit dem BVB fehlten eigentlich nur die Tore - Chancen, leidenschaftlicher Einsatz und Tempo gingen dem wechselhaften Vergleich jedenfalls nicht ab. Eine hohe Torquote - die jedoch unangemessen einseitig verteilt war - hielt das Spiel der Frankfurter Eintracht gegen den VfL Bochum bereit. Die fast durchgehend in Unterzahl agierenden Gäste aus dem Ruhrgebiet (5., Rote Karte für VfL-Keeper Fernandes) wurden angesichts ihres über weite Strecken sehenswerten Auftritts unter Wert geschlagen. In der Schlussphase hatten die Hessen allerdings Möglichkeiten, noch mehr als das 4:0 herauszuschießen. Derweil sich also Frankfurt klar von den Abstiegsrängen distanzierte, Bochum tiefer in den Abstiegs-Sumpf geriet und Bielefeld seine Position oberhalb des Roten Bereichs hielt, verschlechterte sich die Lage für Cottbus und Mönchengladbach. Energie unterlag auf eigenem Platz dem VfB Stuttgart mit 0:3 und fiel auf den Relegationsplatz 16 zurück. Gladbach setzte nach der 1:3-Heimniederlage gegen Leverkusen hart auf dem Boden der Tabelle auf, wirkte gegen Bayer jedoch keineswegs chancenlos. Hans Meyer („Ich sehe dem Frühjahr nicht hoffnungslos entgegen“) bewertete die Partie als die beste unter seiner Regie seit seiner Rückkehr an den Bökelberg.

Karlsruhe glückte der größte Sprung in der Tabelle (von 18 auf 15). Dank eines späten Treffers von Buck steckten die Badener gegen Bremen alle drei Punkte ein, derweil Werder neben der Pleite noch mit der Roten Karte für Pizarro (90.) sowie eines drohenden Verfahrens gegen „Würger“ Diego im Gepäck abreiste. Das niedersächsische Klassentreffen entschied Gastgeber Wolfsburg (Felix Magath: „Letztendlich nur glücklich gewonnen …“) mit 2:1 für sich; der Held des Spiels kam jedoch aus dem Lager der unterlegenen Landeshauptstädter. Hannovers Auswechselkontingent war bereits erschöpft als Keeper Fromlowitz wegen einer Notbremse vom Platz musste (80.). Mittelfeldakteur Jan Rosenthal verblüffte in der Ersatzkeeper-Rolle als famose Notlösung, indem er spektakulär Wolfsburgs fälligen Elfer parierte und mit der Leistung der letzten zehn Minuten jeden englischen Nationalkeeper der letzten Jahre in den Schatten stellte. Die größere Reife sicherte dem Hamburger einen verdienten 2:1-Auswärtserfolg beim 1. FC Köln. „In der zweiten Halbzeit wurde es unerklärlicherweise ein Zitterspiel“, wies Martin Jol zu Recht darauf hin, dass die Hanseaten ihr Niveau nicht über die volle Distanz aufbrachten. Nahezu durchgehend hohe Qualität mit wechselnden Spielanteilen lieferte das weltweit präsente Spitzenspiel zwischen Bayern und Hoffenheim, das in 168 Länder übertragen wurde. Der Aufsteiger kassierte den entscheidenden Gegentreffer zum 1:2 in der Nachspielzeit, was Trainer Ralf Rangnick verärgerte: „Wenn man das Spiel dann so verliert, ist das schon brutal.“ Jürgen Klinsmann („Hoffenheim ist die beste Mannschaft in der Bundesliga, die gegen uns gespielt hat“) stellte mit dem FCB die Punktgleichheit zum Tabellenführer her. Hertha BSC verpasste im Gastspiel bei den Schalkern die Möglichkeit, hauteng an den beiden Topteams dranzubleiben und rutschte hinter Leverkusen auf Rang 4 zurück. Ohne Umschweife gestand Lucien Favre die Berechtigung der 0:1-Pleite ein: „Der Sieg war verdient, Schalke war besser.“ Die harmlosen Berliner machten den zuletzt schwächelnden Knappen den Erfolg indes nicht allzu schwer.

André Schulin

Bundesliga
- 16. Spieltag

Freitag, 05.12.2008
0:149'
1:160'
2:190'
Allianz Arena (München) · Zuschauer: 69000 · Schiedsrichter: Florian Meyer ( Burgdorf )
Samstag, 06.12.2008
1:065'
VELTINS-Arena (Gelsenkirchen) · Zuschauer: 61000 · Schiedsrichter: Michael Kempter
4:064'
Commerzbank-Arena (Frankfurt am Main) · Zuschauer: 39400 · Schiedsrichter: Markus Schmidt
1:083'
Wildparkstadion (Karlsruhe) · Zuschauer: 29400 · Schiedsrichter: Guido Winkmann
0:14'
0:263'
0:368'
Stadion der Freundschaft (Cottbus) · Zuschauer: 13500 · Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees
0:125'
0:237'
0:354'
1:361'
Borussia-Park (Mönchengladbach) · Zuschauer: 44200 · Schiedsrichter: Wolfgang Stark ( Landshut )
Sonntag, 07.12.2008
1:032'
2:163'
Volkswagen Arena (Wolfsburg) · Zuschauer: 27600 · Schiedsrichter: Fynn Kohn
0:115'
0:231'
1:283'
RheinEnergieStadion (Köln) · Zuschauer: 50000 · Schiedsrichter: Manuel Gräfe ( Berlin )

Eine Woche ohne Fußballspiel ist wie eine Wohltat.

— Nationalspieler Timo Werner in Leipzig zur hohen Belastung im engen Spielplan der Corona-Saison.