Knalleffekte

Wieviel von Jürgen Klinsmanns Umbruchmaßnahmen beim FC Bayern auch immer erhalten bleiben mögen - der Initiator erhielt nach der Heimniederlage gegen Schalke den Laufpass. Der Lauf des Tabellenführers VfL Wolfsburg geriet in Cottbus ins Stocken und Karlsruhes Aussichten auf den Klassenerhalt wurden durch ein Zufallstor wiederbelebt.

Wohltemperiertes Understatement oder gnadenloser Realismus? „Für uns geht es um den fünften Platz, und da sehen wir noch ganz gut aus“, gab Felix Magath zum Besten, nachdem sein VfL die scheinbar auf dem Präsentierteller liegende Chance ausließ, sich im Titelkampf vorentscheidend abzusetzen. Mit bangem Blick hatte das Verfolger-Quartett auf das sonntägliche Gastspiel der Wölfe im Cottbuser Stadion der Freundschaft geschaut - und erfreut registriert, dass die Rückserien-Seriengewinner ausgerechnet bei einem Abstiegskandidaten mit 0:2 entgleisten. Nun war der VfL Wolfsburg beileibe nicht der einzige Spitzenklub, dem an diesem Spieltag ein Scheitern vorzuhalten war. Bayerns 0:1-Heimniederlage gegen Schalke hatte sogar noch weitreichendere Folgen, jedenfalls für Jürgen Klinsmann: Nach einer Krisensitzung am Montagmorgen gab der Verein die Trennung vom Trainer bekannt und erklärte Jupp Heynckes zu dessen Nachfolger. Ein vergleichbarer Aktionismus war beim Hamburger SV nach der 0:2-Niederlage beim BVB natürlich nicht angesagt, gleichwohl mussten die Hanseaten hinnehmen, dass sie von zwei Mitbewerbern in der Tabelle passiert wurden: Hertha BSC und der mit Macht nach oben strebende VfB Stuttgart (2:0 gegen Frankfurt) meldeten Ansprüche auf Titelgewinn oder Champions League-Rang an.

Die Berliner kamen zu einem glücklichen 1:0-Sieg bei 1899 Hoffenheim. Die Rangnick-Elf überstand das Spiel zwar ohne die zuletzt üblichen Verlustmeldungen von Spielern (Verletzungen oder Sperren), verpasste allerdings auch den lange ersehnten Befreiungsschlag eines Sieges. Dieses Glücksgefühl verspürte Tabellenschlusslicht KSC - und es war sehr viel Glück im Spiel, als Langkamps Ballwegschlagen im Mittelkreis zur Spiel entscheidenden Aktion mit dem 45-Meter-Treffer auswuchs. Für die Spannung im Abstiegskampf war dieses Tor von großer Bedeutung, da die Badener aufgrund der Punkteteilung zwischen Mönchengladbach und Bielefeld (1:1) in unmittelbarer Reichweite jener beiden Konkurrenten blieben. Dass der VfL Bochum im erweiterten Blickfeld der unteren Teams verharrte, war nicht zwingend notwendig, nachdem die Westdeutschen in Bremen eine 2:0-Halbzeitführung vorlegten. „Wir hätten die drei Punkte sicherlich besser gebrauchen können als der SV Werder“, quälte sich Marcel Koller zu einer Stellungnahme - zu Geschenken waren die Bremer jedoch nicht aufgelegt und kippten die Partie noch komplett um. Nahezu komplette Gegensätze spielten sich in Hannover auf dem Platz ab: Die 96er dominierten den ersten Spielabschnitt, was dank zweier schöner Treffer Andreasens auch zum Sieg reichen sollte. Kölns Überlegenheit in den zweiten 45 Minuten (Christoph Daum in der PK: „Eigentlich möchte ich ohnehin nur über die zweite Halbzeit sprechen“) mündete in lediglich einen Treffer durch Novakovic.

André Schulin