WOB vor der Zielflagge

Nicht eine der neun Begegnungen des 33. Spieltages war ohne Bedeutung - jedes Spiel hatte Einfluss auf das Titelrennen, die internationalen Startplätze oder den Abstiegskampf. Definitive Entscheidungen fielen allerdings erst wenige. Eine davon: Hertha verabschiedete sich von den Meisterschaftsträumen.

Pal Dardai, der mit seiner Freibieraktion im Stadion einen Dank an die in den letzten Wochen zahlreich begleitende Fangemeinde entrichtete, stellte fest: „Wir sind heute an unsere Grenzen gegangen, aber etwas hat gefehlt.“ Den Berlinern fehlte auf jeden Fall zumindest ein Treffer, um Schalke zu besiegen. Das torlose Unentschieden warf Hertha zwar „nur“ auf drei Zähler hinter Tabellenführer Wolfsburg zurück, dessen Torbilanz allerdings war uneinholbar. Im Gastspiel beim niedersächsischen Rivalen Hannover 96 demonstrierte der VfL, warum er die Tabellenspitze eroberte. „Jetzt ist die Chance, die Meisterschale nach Wolfsburg zu holen, riesengroß“, blieb Felix Magath nach dem 5:0-Erfolg aber angemessen auf dem Teppich. Denn theoretisch - ein Patzer des VfL im abschließenden Spiel gegen Werder vorausgesetzt - könnte der Titel auch im direkten Duell der beiden noch verbliebenen, zwei Zähler zurückliegenden Konkurrenten FC Bayern und VfB Stuttgart vergeben werden. Die Schwaben kamen zu einem kontrollierten 2:0-Sieg gegen Cottbus, derweil sich die Bayern in einem rassigen Spiel 2:2 unentschieden von 1899 Hoffenheim trennten. Die vorletzte Runde des Zweikampfes um Platz 5 (Teilnahme an Euro League) zwischen Hamburg und Dortmund ging klar an den BVB, der die Hanseaten erneut überholte und Bielefeld eine 6:0-Abreibung verpasste. Die Hamburger, konnte man meinen, verpassten den Startschuss der Partie gegen Köln. „Es ist sehr enttäuschend“, fasste Martin Jol die während der 0:1-Heimpleite gezeigten Leistungen zusammen. Punktgleich mit dem BVB belastet den HSV das eklatant schlechtere Torverhältnis vor dem finalen Spieltag.

Der VfL Bochum zog sich mit dem 2:0-Heimsieg gegen Frankfurt aus eigener Kraft aus dem Sumpf. Die Ergebnisse auf den anderen Spielstätten bestätigten zudem gleichzeitig der unterlegenen Eintracht den Klassenerhalt für die kommende Saison. Kurioserweise konnte Tabellenschlusslicht Karlsruher SC seine Chancen diesbezüglich steigern. Dass die Badener, die zudem noch mit einem verschossenen Strafstoß starteten, mit einem 3:1-Erfolg aus Bremen heimkehren würden, war bestenfalls dadurch erklärbar, dass Werder das bevorstehende Uefa-Cup-Finale den Kopf verdrehte. „Mit einer solchen Vorstellung kam man einfach nicht einverstanden sein“, sagte Thomas Schaaf. Dem KSC erhielt der unverhoffte Erfolg die theoretische Chance, Relegationsplatz 16 zu erreichen. Neben Karlsruhe (26 Punkte) blieben noch drei mögliche Zweitligakandidaten in der Druckkammer: Die mit jeweils 27 Zählern immens gefährdeten Cottbuser und Bielefelder, sowie die von Leverkusen übel 5:0 abgewatschten Gladbacher (Hans Meyer: „Es waren zwei, drei Gegentore zu viel für die Gemütslage“), deren Punktstand (30) jedoch einen gehörigen Vorteil ausweist. Bei der Arminia reagierte man auf die Demontage beim BVB mit einer Trainerentlassung. Wer anstelle Michael Frontzecks am letzten Spieltag die Trainerposition einnimmt, konnte kurzfristig nicht entschieden werden.

André Schulin