Berlin atmet Höhenluft

37 Tore am ersten Spieltag - der Auftakt der 51. Saison war ein echter Volltreffer. Über die stattliche Anzahl der „Buden“ hinaus begeisterte der Ligastart zudem durch zumeist spannende Partien, deftige Überraschungen und Kuriositäten. Auch strittige Situationen fehlten nicht.

Erstes Opfer einer fehlenden Torlinientechnik in dieser Saison wurde 1899 Hoffenheim. Vollands vom Schiedsrichtergespann nicht erkannter Treffer aus der 45. Minute hätte das 3:0 der Kraichgauer gegen Nürnberg bedeutet, und damit eine sicherlich bessere Ausgangsposition als der Zweitorevorsprung, den die Gäste in der zweiten Halbzeit egalisierten. „Erst als ich die Bilder im TV gesehen hatte, war mir klar, dass es ein Fehler war. Wo Menschen urteilen, passieren Fehler. Wir Schiedsrichter würden es begrüßen, wenn uns diese Geschichte abgenommen wird“, bedauerte Thorsten Kinhöfer die Fehlentscheidung. Das andere Remis des Spieltags, das 3:3 der Schalker gegen den Hamburger SV, kam hingegen eher aufgrund defensiver Nachlässigkeiten beider Teams zustande. Nichtsdestotrotz brachte der Spielverlauf einen hohen Unterhaltungswert mit sich. „Jeder, der hier war, kann sagen, dass das ein geiles Spiel war“, fand auch HSV-Coach Thorsten Fink. Sparsamer an Höhepunkten gestaltete sich Braunschweigs erstes Spiel nach 28-jähriger Bundesligaabstinenz. Die „Löwen“ unterlagen dem Nordkonkurrenten Werder Bremen mit 0:1, der sich seinerseits glücklich schätzte, endlich seine schwarze Serie von 14 sieglosen Pflichtspielen beendet zu haben. Bremens Matchwinner Junuzovic etikettierte den Erfolg als „dreckigen Sieg“.

Einen „blitzsauberen“ Bundesligaeinstand feierte Dortmunds Neuverpflichtung Aubameyang mit einem Dreierpack, der die über weite Strecken konzentrierte Leistung der Augsburger Gastgeber entwertete. „Die Niederlage ist in meinen Augen zu hoch“, fand FCA-Trainer Markus Weinzierl. Lewandowski steuerte noch den 4:0-Endstand bei. Die höchste Pleite kassierte indes Eintracht Frankfurt. „Es ist schwer für mich, das Spiel zu analysieren. Ich werde es mir noch mal ansehen müssen“, hatte Armin Veh zunächst Probleme, die 1:6-Klatsche bei Hertha BSC zu verdauen. Beim Aufsteiger aus Berlin (Jos Luhukay: „Die Leistung war sensationell“) passte vieles zusammen. Auch der Torinstinkt von Goalgetter Allagui funktionierte zuverlässig: Der Tunesier traf, wie in den fünf Jahren zuvor, regelmäßig zum Saisonauftakt. Dank des hohen Erfolges platzierte sich die Hertha, vor Dortmund, an der Spitze des Klassements. Rang drei teilten sich aufgrund jeweiliger 3:1-Heimsiege der Topfavorit FC Bayern (gegen Gladbach) und Bayer Leverkusen (gegen Freiburg). Hannover und Mainz reihten sich ebenfalls im oberen Drittel ein, wobei die „Roten“ im Niedersachsenderby sehr viel Mühe hatten, die mit zwei Platzverweisen (Rot für Arnold/Gelb-Rot für Klose) bestraften Wolfsburger mit 2:0 auf Abstand zu halten. Einen rasanten Schlagabtausch lieferte sich der FSV Mainz mit dem VfB Stuttgart. Die beiden 05er „Müller“ (Keeper Heinz und Stürmer Nicolai) waren beim 3:2-Heimsieg, wie Thomas Tuchel es nannte, „in einer starken und leidenschaftlichen Mannschaft sehr auffällig“. VfB-Vorstandsmitglied Fredi Bobic suchte die Gründe der Niederlage auch im eigenen Lager: „Eigentlich hätte die Partie 3:3 oder 4:4 enden müssen. Aber wir haben die Möglichkeiten nicht ausgenutzt …“

André Schulin