Hertha - Speerspitze der Verfolger

Vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung um Leverkusens Phantomtor-Sieg in Sinsheim festigte die Führungs-Troika ihre Spitzenposition. Die Abstiegsränge blieben ebenfalls unverändert, aber im Mittelfeld wurde ausgiebig rotiert.

Eine Tatsache ohne die zugehörige Entscheidung: Kießlings Kopfball war kein regulärer Treffer, durfte also nicht anerkannt werden, was spätestens nach Betrachtung der TV-Bilder (in Sekundenschnelle verfügbar) erkenntlich wurde. Die Nicht-Anwendung von Video-Beweis und/oder Torlinientechnik, aber auch das wenig hilfreiche Verhalten aller offenbar überforderten Akteure vor Ort bescherten Schiedsrichter Brych, den beteiligten Vereinen und dem DFB überflüssigerweise eine unangenehme Situation. Ob die Verlagerung des Problems an die entscheidungsberechtigte Fifa zum für alle Seiten akzeptablen Wiederholungsspiel (in welcher Länge auch immer) führt, blieb fraglich. Vorläufig durfte sich Leverkusen jedoch dem kompakten Führungstrio angehörig fühlen, das weit oberhalb des Restfeldes rangierte. Borussia Dortmund, als Zweitplatzierter, sicherte seinen Status mit einem dünnen 1:0-Erfolg über Hannover (Jürgen Klopp: „Wir können anders Fußball spielen …“) und Tabellenprimus FC Bayern spielte erst in der zweiten Halbzeit sein Potenzial gegen den FSV Mainz aus. „Zu Hause haben wir immer diese Probleme“, wurmte es Pep Guardiola, dass seine Truppe 45 Minuten lang wirkungslos blieb.

Eintracht Braunschweig klebte im Heimspiel gegen Schalke das Pech an den Stiefeln. Neustädters Last-minute-Tor zum 3:2 für die Gäste beraubte die Niedersachsen eines verdienten Punktes. Die beiden anderen auf den Abstiegsrängen verbliebenen Teams - Freiburg und Nürnberg - konnten auswärts jeweils einen Zähler mitnehmen, was zumindest gut für die Moral war. Bigpoints im ausgedehnten Mittelfeld fuhren Hertha BSC und der VfL Wolfsburg ein. Die Berliner erzwangen mit ihrem 1:0-Sieg über Gladbach den Platztausch mit dem Konkurrenten. „Den Tabellenplatz sehe ich nur als eine Phase in dieser Saison an“, beeilte sich Jos Luhukay, die Erwartungen nach dem Sprung auf Rang vier nicht in maßlose Höhen schießen zu lassen. Wolfsburg freute sich, durch den 2:1-Auswärtssieg in Augsburg wieder in einstellige Regionen (Platz neun) zurückgekehrt zu sein. Dieter Hecking machte keinen Hehl daraus, dass dieses Spiel auch anders hätte enden können: „Der FC Augsburg hat in den ersten 25 Minuten ein riesiges Spiel gemacht. Wir waren nicht in der Lage, diesen Ansturm zu stoppen. Wir hatten Glück, dass wir nicht höher zurücklagen“. Der 3:3-Punktgewinn des Hamburger SV, der drei Mal gegen den VfB Stuttgart zurücklag, war nicht allein auf Glück gebaut. „Ich wollte gewinnen. Mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, kann ich aber sehr zufrieden sein“, arrangierte sich Bert van Marwijk mit dem Remis, das dem HSV allerdings keine tabellarische Verbesserung brachte (Rang 15).

André Schulin