Wenig Kracher an Silvester

Zum Geburtstag des Trainers ein Doppelpack: Christiano Ronaldo
Am dritten Spieltag innerhalb von nur fünf Tagen war der Kräfteverschleiß bei einigen Teams deutlich spürbar. Nur dem Spitzentrio Chelsea, Manchester United und Liverpool war die hohe Belastung kaum anzumerken. Die Verfolger strauchelten teilweise kräftig. Ganz unten feierten Portsmouth und Everton wichtige Siege.

Mit einem ungefährdeten 2:0 gegen Birmingham City schloss der FC Chelsea das Jubeljahr 2005 erfolgreich ab. Von Beginn an war der Vorletzte dem druckvollen Spiel der Blues nicht gewachsen. Die ohnehin schon wacklige Abwehr der Gäste wurde mit der Verletzung von Innenverteidiger Upson keineswegs stabiler (11.). Dennoch wäre der Außenseiter sechs Minuten später fast in Führung gegangen, als Linksverteidiger Gallas einen Versuch von Clemence erst kurz vor der Torlinie klärte. Der erste Treffer fiel dann doch auf der anderen Seite. Einen Schuss von Robben wehrte Taylor noch ab, gegen den Abstauber von Crespo war der Keeper jedoch machtlos (24.). In der Folgezeit ließ der Argentinier weitere Großchancen ungenutzt, was ihm den Ärger seine portugiesischen Übungsleiters einbrachte. Erst kurz vor dem Wechsel krönte Robben seinen 50. Auftritt für Chelsea mit dem vorentscheidenden 2:0 (43.). Der Holländer versenkte ein Zuspiel von Gudjohnsen ohne Mühe. Erst nach der Pause schaltete der Tabellenführer einige Gänge zurück und brachte dennoch den Vorsprung problemlos über die Zeit. Das Team von Steve Bruce war am 45. Geburtstag des Trainers an der Stamford Bridge in jeder Phase sichtbar überfordert und startete auf einem Abstiegsrang ins neue Jahr.

Den höchsten Sieg an einem torarmen Spieltag feierte Manchester United mit dem 4:1 gegen die Bolton Wanderers. Trotz elf Zählern Rückstand zum Platz an der Sonne fanden die Red Devils mit 18 Toren in den letzten sechs Partien wieder zu ihrem unterhaltsamen Stil zurück. So verstummten die Kritiker von Sir Alex Ferguson an dessen 64. Geburtstag (fast) gänzlich. Zudem zeigten sich die harmlosen Trotters über weite Strecken als höfliche Besucher. Das erste Gastgeschenk verteilte N’Gotty mit einem Eigentor bereits in der Anfangsphase (8.). Von einem Kräftevorteil Boltons war nach dem Spielausfall am Mittwoch nichts zu spüren. So fiel der Ausgleich in der 33. Minute auch aus heiterem Himmel. Eine Flanke von Faye nickte Speed am zweiten Pfosten zum schmeichelhaften 1:1 ein. 60 Sekunden vor dem Wechsel war es jedoch erneut N’Gotty, der bei der verdienten Pausenführung ManUs durch Saha mit einem missglückten Klärungsversuche die nötigte Unterstützung leistete. Im zweiten Spielabschnitt sorgte dann das Trio Rooney, Ronaldo und Saha weiterhin für viel Wirbel. Letztlich war es der Portugiese, der mit seinem Doppelpack (68., 90.) für klare Verhältnisse sorgte. Bolton blieb auch nach dieser herben Klatsche mit zwei Nachholspielen im Dunstkreis der internationalen Ränge.

Auf dem dritten Platz machte der FC Liverpool den zehnten Sieg in Folge durch ein 1:0 gegen West Bromwich perfekt. Den Reds gelang erstmals seit dem Jahr 1982 eine derart beeindruckende Erfolgserie. Lediglich ihrem Torhüter Kuszczak hatten es die Baggies zu verdanken, dass es am Ende bei der knappen Niederlage blieb. Nach einer anstrengenden Woche ließen es die optisch überlegenen Gastgeber zunächst ruhig angehen. Dem Defensivkonzepte der Albions kam dies sicherlich entgegen. Die sich dennoch ergebenden Möglichkeiten entschärfte der bereits erwähnte Kuszczak. Erst beim Kopfball von Crouch war auch der Pole zwischen den Pfosten machtlos (52.). West Brom riskierte erst in der Schlussphase mehr, sorgte aber mit hohen Bällen in den Strafraum der Benitez-Elf nicht mehr für Torgefahr. Zum Jahresausklang positionierten sich die Gäste damit nur noch zwei Punkte vor dem ersten Abstiegsrang.

Tottenham Hotspur rehabilitierte sich an der heimischen White Hart Lane für die Niederlage unter der Woche mit einem komfortablen 2:0 gegen Newcastle United. Die Magpies verloren nicht nur das Spiel sondern auch Michael Owen, der nach einem Mittelfußbruch einer monatelangen Pause entgegensah. Das Team von Graeme Souness lieferte nach der Schnee bedingten Spielabsage vom vorangegangenen Mittwoch eine enttäuschende Vorstellung ab. Somit nutzten die Spurs ihre Überlegenheit allerdings erst zwei Minuten vor dem Wechsel durch Tainio. Nach Wiederbeginn flackerte das Feuer bei den Gästen nur kurzfristig auf, ehe ein weiterer Lapsus in der Defensive dem Ägypter Mido den zweiten Treffer ermöglichte (66.). In der Schlussphase plätscherte das Spiel ereignislos dem Abpfiff entgegen. Während die Spurs den Blick weiterhin in Richtung Champions League richteten, versank Newcastle noch tiefer im Mittelmaß.

Die hartnäckigsten Verfolger des Spitzenquartetts patzten am 20. Spieltag teilweise kräftig. Neben den Bolton Wanderers (1:4 bei Manchester United) enttäuschten auch der FC Arsenal, Wigan Athletic und Manchester City. Die Gunners kamen in einer kampfbetonten Partie beim abstiegsgefährdeten Aston Villa ebenso wenig über ein torloses Remis hinaus wie die Citizens beim strauchelnden FC Middlesbrough. Für die Latics wurde es sogar noch bitterer. Der beste Aufsteiger verlor zum Abschluss eines insgesamt erfolgreichen Jahres 2005 gegen die Blackburn Rovers sang- und klanglos mit 0:3. Tore von Pedersen (15.), Reid (53.) und Bellamy (85.) bescherten der Mannschaft von Mark Hughes einen in dieser Höhe sicherlich nicht erwarteten Dreier im JJB Stadium. Wigan musste dem anstrengenden Programm der Premier League bitteren Tribut zollen, blieb aber auf dem fünften Platz und eine der großen Überraschungen der Hinserie.

Einen Platz im gesicherten Mittelfeld sicherte sich Charlton Athletic mit einem 2:0 über West Ham United. Nach nur einem Sieg aus den letzten acht Spielen stoppten die Addicks ihre Talfahrt in der Tabelle nach Toren von Bartlett (21.) und Bent (63.). Die Anfangsphase gehörte jedoch den Hammers, die trotz dreier Niederlagen in Folge und mit einem Heimspiel gegen Chelsea vor der Brust als Aufsteiger positiv ins neue Jahr blicken durften. Erst nach dem Führungstor der Hausherren verlief das Geschehen im The Valley deutlich ausgeglichener, bis Charlton mit Beginn der zweiten Halbzeit endgültig das Zepter in die Hand nahm.

Auf dem drittletzten Platz näherte sich der FC Portsmouth durch das 1:0 gegen den FC Fulham weiter dem rettenden Ufer. Hatte Gary O´Neils Tor im letzten Heimspiel nur zu einem Punkt gereicht, so war der U21-Mittelfeldmann diesmal mit dem Treffer in der 43. Minute der Mann des Tages. Obwohl für die Pompeys gegen die verletzungsgeplagten Gäste ein deutlich höherer Erfolg möglich gewesen wäre. Nur noch drei Zähler trennen beide Teams in der Tabelle. Den Sturz auf einen Abstiegsrang verhinderte der FC Everton mit einem 1:0 beim FC Sunderland. In der zweiten Minute der Nachspielzeit sorgte der Australier Cahill per Kopf für die späte Entscheidung im Stadium of Light. Der Chor der heimischen Fans ("You´re going down with the Sunderland") verstummte damit jäh. Dabei wäre für die Black Cats gegen die Toffees deutlich mehr möglich gewesen. Mit nur sechs Zählern auf der Habenseite wurde der Sprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz für die McCarthy-Truppe zudem immer unwahrscheinlicher.

Kai Endres

Premier League
- 20. Spieltag

Samstag, 31.12.2005
1:021'
2:063'
The Valley (London) · Zuschauer: 26000 · Schiedsrichter: Graham Poll ( Tring )
2:043'
Stamford Bridge (London) · Zuschauer: 40700 · Schiedsrichter: Michael Dean ( Wirral )
1:043'
2:066'
White Hart Lane (London) · Zuschauer: 36200 · Schiedsrichter: Howard Webb ( Rotherham )
1:052'
Anfield Road (Liverpool) · Zuschauer: 44200 · Schiedsrichter: Alan Wiley
Ngotty (ET)
1:08'
Old Trafford (Manchester) · Zuschauer: 67900 · Schiedsrichter: Steve Bennett ( Orpington )
1:043'
Fratton Park (Portsmouth) · Zuschauer: 19100 · Schiedsrichter: Mike Riley ( Leeds )
0:190'
Stadium of Light (Sunderland) · Zuschauer: 30600 · Schiedsrichter: Rob Styles
0:116'
0:388'
JJB Stadium (Wigan) · Zuschauer: 20600 · Schiedsrichter: Mark Clattenburg ( Seaham )

Es ist dasselbe, als wenn dir jemand mit dem Beil das Bein abgehauen hätte.

— Kölns Superstar Heinz ,,Flocke" Flohe nach dem Foul von Duisburgs Paul Steiner, das seine Karriere beendete.