Nach Nervenkrimi: Turbine Potsdam ist Deutscher Meister

Konnte die Schale hochhalten: Kapitänin Jennifer Zietz
Mehr Spannung geht nicht: Turbine Potsdam hat seinen Ein-Tor-Vorsprung vor Bayern München behauptet und die Meisterschaft zum dritten Mal für sich entschieden. Die Saison wird als die vorerst spannendste in die junge Geschichte der Frauen-Bundesliga eingehen.

Hier die Ausgangskonstellation am letzten Spieltag: Erst durch das Nachholspiel, das Bayern und Duisburg unter der Woche bestritten hatten (0:4), war Potsdam an die Tabellenspitze gerutscht – aufgrund des um ein Tor besseren Torverhältnisses. Am letzten Spieltag dann deuteten die Ansetzungen einen Vorteil für den FC Bayern an, weil der zum bereits für die 2. Liga planenden Schlusslicht TSV Crailsheim reiste. Potsdam hatte dagegen den in der Rückrunde erstarkten Tabellensiebten VfL Wolfsburg zu Gast. Bei einem Sieg beider Mannschaften hätte das Torverhältnis entschieden. An dritter Stelle lauerte noch Duisburg auf seine, wenn auch geringe Chance: Bei Remis oder Niederlage der anderen hätte der DFB-Pokal- und Uefa-Pokal-Sieger bei eigenem Sieg gegen den SC Freiburg auch in der Bundesliga-Tabelle noch nach oben rücken können.

Alles sprach dafür, dass vor allem in Potsdam und Crailsheim viele Tore fallen würden – doch bis kurz vorm Halbzeitpfiff hatte sich in dieser Hinsicht nichts getan. An allen drei Schauplätzen stand es 0:0 - bis in Potsdam den „Torbienen“ in der 45. Minute ein Elfmeter zugesprochen wurde und Spielführerin Jennifer Zietz vor gut 2500 Zuschauern ihr Team in Führung brachte.

Danach begann das Toreschießen auf allen Plätzen: In der 47. Minute lieferte in Duisburg Torschützenkönigin Inka Grings den ersten Treffer, eine Minute später brachte Bianca Rech den FC Bayern in Führung. Der TSV hatte sich bis dahin als absolut kampfstark und konzentriert erwiesen, kam jetzt aber ins Schwimmen: In der 52. Minute erhöhte Nina Aigner auf 2:0 und zog mit Potsdam gleich. Dort wurde jedoch nur vier Minuten später Tabea Kemmes Treffer (56.) zum 2:0 bejubelt. Und als in der 61. Anja Mittag zum 3:0 traf, war klar: 1. gab es für Duisburg jetzt tabellentechnisch nichts mehr zu holen und 2. würde es Bayern nun richtig schwer haben. Die zwei eigenen Tore hatten den Münchnerinnen kurzzeitig Luft verschafft, aber der Druck blieb – und der hatte sich schon zuletzt nicht als hilfreich erwiesen. Denn im Spiel gegen Duisburg hatte der gejagte FCB nicht zu seiner Stärke gefunden und den zuvor errungenen Sieg gegen den Hamburger SV zwar eingefahren, das aber spielerisch nicht sehr überzeugend.

Und in Crailsheim hatten sich die Gastgeberinnen nun wieder gefangen. Die Münchnerinnen diktierten zwar das Spiel, aber erzielten keine Tore – auch aufgrund der blendend aufgelegten Torhüterin Kim Kaller. Die eingewechselte Nicole Banecki setzte sich schließlich in der 75. Minute durch und erhöhte auf 3:0. Eine Viertelstunde blieb, um aus dem Dauerbeschuss Kapital zu schlagen. Als in der 88. Minute Crailsheims Torhüterin verletzt ausgewechselt werden musste, dann fünf Minuten Nachspielzeit gegeben wurden und in Potsdam der Schlusspfiff ertönt war, schien noch einmal alles für Bayern möglich. Sie warfen alles nach vorn, aber die Crailsheimerinnen kämpften bis zur letzten Sekunde in der 1. Bundesliga. Ein bitteres Saisonfinale für München, dem die Meisterschaft lange sicher schien. Turbine Potsdam konnte dagegen schnell die DFB-Pokal-Schmach verwinden und Duisburg gewann 5:0 gegen Freiburg. Alle drei starten in der kommenden Saison in der Champions League.

Astrid Labbert

Allianz Frauen-Bundesliga
- 22. Spieltag

Sonntag, 07.06.2009
1:06'
2:08'
3:034'
4:038'
4:167'
5:185'
Wolfgang-Meyer Sportanlage (Hamburg) · Zuschauer: 400 · Schiedsrichter: Daniela Illing-Schneider
1:047'
2:053'
3:060'
4:061'
5:090'
PCC-Stadion (Duisburg) · Zuschauer: 2000 · Schiedsrichter: Katrin Rafalski
0:148'
0:252'
0:357'
Schönebürgstadion (Crailsheim) · Zuschauer: 1700 · Schiedsrichter: Marija Kurtes
1:045'
2:056'
3:061'
Karl-Liebknecht-Stadion (Potsdam-Babelsberg) · Zuschauer: 2500 · Schiedsrichter: Alexey Kubalkov
0:163'
1:281'
1:385'
Bezirkssportanlage Am Hallo (Essen) · Zuschauer: 1000 · Schiedsrichter: Inka Müller-Schmäh
1:022'
2:027'
3:033'
4:056'
5:087'
Sportzentrum Oberaue (Jena) · Zuschauer: 1200 · Schiedsrichter: Monique Klauß

Es ist ein Wunder, dass wir wieder Meister geworden sind.

— Franz Beckenbauer