Spitzreiter im Glück

Milan verteidigte die Tabellenführung durch einen schmeichelhaften Sieg bei Schlusslicht Atalanta. Juve setzte sich im Klassiker bei der Roma durch. Genua und Inter festigten ihre Champions-League-Plätze. Im Abstiegskampf verschafften sich Florenz und Parma etwas Luft. Brescia entschied gegen Siena das Duell der Kellerkinder knapp für sich.

Zu einem auf dem Papier ungleichen Duell trafen sich Schlusslicht Atalanta Bergamo und Spitzenreiter AC Mailand. Geographisch trennen beide Städte nur zwanzig Kilometer. Motiviert von zuletzt zwei Heimsiegen starteten die Gastgeber extrem frech und engagiert in die Partie. Bernardini scheiterte nach wenigen Minuten per Kopf am Pfosten. Auf einem grausamen Acker kam Milan nur langsam in Schwung. Erst nach einer guten Viertelstunde hatten sie wenigstens die Ordnung in der Defensive gefunden. Doch insgesamt verflachte das Spiel bis zur Pause erheblich. Aber Durchgang zwei hatte es in sich. Die ersten Minuten gehörten erneut dem Tabellenletzten, der durch Makinwa seine größte Chance zur Führung hatte. Die aus dem Spiel heraus völlig ungefährlichen Rossoneri benötigten einen Standard, um das glückliche 0:1 zu besorgen. Der eingewechselte Ambrosini war nach einer Freistoßflanke von der rechten Seite mit dem Kopf zur Stelle (72.). Die Antwort von Atalanta war das postwendende und hochverdiente 1:1 durch Makinwa. Die Gäste wachten durch den Ausgleich endlich auf. Jetzt wollten sie den Sieg mit viel Druck erzwingen. Doch zunächst vergab Lazzari bei einer Konterattacke Atalantas freistehend vor Dida. Auf der anderen Seite scheiterte Tomasson an Calderoni. Erst in der Schlussminute gelang den Mailändern der 2:1 Siegtreffer. Nach einem Einwurf von der rechten Seite versuchte sich zunächst Inzaghi, ehe Pirlo die Kugel aus kurzer Distanz mühelos abstaubte. Mit dem Erfolg in letzter Sekunde verteidigte Milan seinen hauchdünnen Vorsprung an der Spitze.

Nur das schlechtere Torverhältnis gegenüber dem AC hielt Juventus Turin auf dem zweiten Platz, das sich beim AS Rom ebenfalls mit 2:1 durchsetzten. Die Roma erwischte in einer hektischen ersten Halbzeit den besseren Start. Buffon entschärfte einen Totti-Freistoß erst im letzten Moment. Die Alte Dame verschlief den Beginn und kam nach elf Minuten erstmals in die gegnerische Hälfte. Dabei wehrte Pelizzoli einen Kopfball von Ibrahimovic noch ab, gegen den nachsetzenden Cannavaro war er jedoch chancenlos. Danach wurde die Partie zunehmend härter, was der katastrophale Mann mit der Pfeife großzügig ignorierte. Bei vielen üblen Fouls blieb das Spielerische bis zur Schlussphase der ersten Halbzeit völlig auf der Strecke. Erst ein kapitaler Abspielfehler von Blasi ermöglichte der Roma den Ausgleich. Totti setzte Cassano in Szene, der den Ball unter Buffon hindurch zum Ausgleich ins Netz beförderte (39.). Nur eine Minute später foulte Dellas auf der anderen Seite Zalayeta vor dem Strafraum. Das unglaublich schwache Schiedsrichtergespann entschied dennoch auf Strafstoß, den sich Del Piero nicht entgehen ließ. In der Halbzeit hatten sich die hitzigen Gemüter deutlich beruhigt. Juventus brachte den knappen Vorsprung in einem ereignisarmen zweiten Durchgang ohne größere Probleme über die Zeit und verpasste bei den wenigen Kontern sogar die vorzeitige Entscheidung. Die Hoffnungen der Hauptstädter auf das Erreichen eines UEFA-Cup-Platzes erhielten einen weiteren Dämpfer.

Den Anspruch auf einen Startplatz in der Champions-League sicherte Sampdoria Genua mit einem späten 1:0 gegen das abstiegsbedrohte Chievo Verona. Einen Freistoß von Flachi fälschte Gasbarroni in der Schlussphase zum einzigen Treffer ab (82.). Für Samp war es der dritte Sieg in Folge, während die Gäste nur noch zwei Punkte vor einem Abstiegsrang lagen. Auf dem vierten Platz hatte sich Inter Mailand durch ein knappes 2:1 gegen US Lecce etwas von den Verfolgern abgesetzt. Nach der Gäste-Führung durch Pinardi (21.) und dem Ausgleich Cordoba (27.) sah es lange Zeit nach einem weiteren Remis für die Nerazzurri aus. Doch eine Minute vor dem Ende erlöste Adriano die heimischen Fans mit einem verwandelten Foulelfmeter.

Die Duelle im Tabellenkeller boten zahlreiche Treffer. Dem AC Florenz gelang mit dem 2:1 gegen Reggina Calcio ein kleiner Befreiungsschlag. Nach einer traurigen ersten Halbzeit übernahm die Fiorentina das Kommando und ging durch Tore von Pazzini (48.) und Miccoli (69./Foulelfmeter) vorentscheidend in Führung. Den Gästen gelang nur noch der Anschluss von Colucci (79.), bei dem Lupatelli im Kasten der Gastgeber eine sehr unglückliche Figur bot. Das Team von Dino Zoff hatte durch den Erfolg die Distanz zum ersten Abstiegsplatz auf vier Zähler vergrößert. Auch der FC Parma verstärkte die Hoffnungen auf dem Klassenerhalt mit dem 3:2 gegen . In einer dramatischen Anfangsphase erzielten die Gastgeber drei Treffer. Allerdings war unter den Toren auch die zwischenzeitliche Führung der Sarden durch ein Eigentor von Bonera (4.). Die Schinkenstädter zeigten sich nicht geschockt und drehten die Partie durch Gilardino (10.) und Bovo (17.) schon sehr bald. Danach verflachte die Partie bis zur Schlussminute. Dann erzielte Suazo den Ausgleich für die Gäste, ehe Simplicio mit dem Tor des Tages im direkten Gegenzug den Sieg perfekt machte. Der Schuss aus 20 Metern schlug unhaltbar im rechten Winkel ein.

Den Abstand zum rettenden Ufer verkürzte Brescia Calcio mit einem 3:2 beim AC Siena auf zwei Zähler. Die Gastgeber verpassten dagegen durch die erneute Heimpleite den Sprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Die Gäste lagen bereits zur Pause mit 2:0 in Führung. Di Biagio (40.) und Caracciolo (45.) durften sich vor dem Wechsel in die Torschützenliste eintragen. Zwar verkürzte Chiesa unmittelbar nach der Pause (52.), doch Mannini stellte eine gute Viertelstunde vor Schluss den alten Abstand wieder her. Das zweite Tor für Siena durch Maccarone kam eine Minute vor Schluss zu spät, um noch etwas Zählbares zu erreichen.
Kai Endres