Milan im Aufwind

Der georgische Nationalspieler entschied das Mailänder Derby: Kakha Kaladze
Vor dem Halbfinale in der Königsklasse brachten sich die Rossoneri durch den Derbyerfolg gegen Inter wieder auf Tuchfühlung zur Spitze. Juve büßte beim Remis in Cagliari weitere Punkte ein. Auf dem vierten Platz setzte sich das Wechselspiel zwischen der Roma und Florenz fort. Lazio und Chievo hielten Kurs auf den UEFA Cup. Im Abstiegskampf gelangen Empoli, Udinese und Reggina wichtige Dreier.

Fabio Cannavaro bewahrte Juventus Turin bei Cagliari Calcio in letzter Sekunden vor der zweiten Saisonniederlage. Zum zweiten Mal in Folge kassierten die Sarden kurz vor dem Schlusspfiff einen mehr als bitteren Gegentreffer, der sie weiterhin in akuter Abstiegsgefahr hielt. Cannavaro stieg nach einem Eckball von Camoranesi hoch und köpfte den Ball zum 1:1-Endstand ein (96.). Ob der langen Nachspielzeit suchten die Gastgeber die Schuld für den späten Ausgleich bei Schiedsrichter Ayroldi, der den wüst protestierenden Langella des Feldes verwies. Die Bianconeri verteidigten mit dem schmeichelhaften Remis an der Tabellenspitze einen Vorsprung von fünf Zählern, scheinen jedoch zum Ende der Saison in eine Krise zu geraten. Dies lässt sich insbesondere am formschwachen und verletzungsgeplagten Sturmtrio Zlatan Ibrahimovic, David Trezeguet und Alessandro Del Piero festmachen. Chancen für eine vorzeitige Entscheidung waren auch im Stadio Sant´Elia durchaus vorhanden. Doch der Führungstreffer gelang den Hausherren durch einen Elfmeter von Suazo kurz vor der Pause (44.). Die beste Möglichkeit der Alten Dame versiebte Del Piero ebenfalls vom Punkt, als er an einer Fußabwehr seines ehemaligen Mannschaftskameraden Chimenti scheiterte (59.). Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Unparteiische bei den Insulanern schon mehrfach unbeliebt gemacht, was die Reaktionen nach dem Ausgleich ansatzweise erklärbar macht.

Im vorentscheidenden Spiel um die direkte Qualifikation für die Champions League feierte der AC Mailand im Derby della Madonnina gegen Inter Mailand einen knappen 1:0-Erfolg. Trotz einiger spektakulärer Fehlgriffe von Dida im Tor der Rossoneri, traf lediglich Kakha Kaladze auf der anderen Seite zum Tor des Tages im Duell der Stadtrivalen (69.). Vor dem Spiel hatten einige Chaoten in den Reihen der Inter-Fans für Aufregung gesorgt, die nach dem bitteren Aus in der Champions League bei Villarreal ihren Frust an Cristiano Zanetti ausließen. Der Mittelfeldspieler wurde bei einem tätlichen Angriff auf dem Parkplatz des Malpensa Airport am Kopf verletzt, lief aber trotzdem auf. Im Gegensatz zu den Ultras der Nerazzurri, deren Curva Nord leer blieb. Das Spiel erfüllte die hohen Erwartungen über weite Strecken nicht. Inter war dank häufigerem Ballbesitz optisch überlegen, ohne sich dabei zwingende Möglichkeiten zu erspielen. Milan fand erst im zweiten Durchgang langsam seinen Rhythmus. Ein Stellungsfehler in der Abwehr der Mancini-Elf ermöglichte Kaladze schließlich den entscheidenden Treffer. Der Abwehrmann nahm einen Flankenball von Seedorf unbedrängt an und schloss aus kurzer Distanz mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte ab. In der Schlussphase erlaubte sich Dida seine bereits erwähnten Schnitzer, die Inter jedoch nicht bestrafte und somit schon fünf Zähler Rückstand zum zweiten Tabellenplatz aufwies.

Die letzte Gelegenheit auf einen versöhnlichen Saisonabschluss haben die Nerazzurri im Finale des Coppa Italia gegen den AS Rom. Die Hauptstädter mussten nach dem 3:3 beim US Palermo ihren Rang in der Königsklasse wieder abgeben. Damit nahmen die Rosanero zumindest teilweise Revanche für das unglückliche Ausscheiden im Halbfinale des italienischen Pokals unter der Woche im Olimpico. Dabei schienen die Giallorossi nach den Treffern von Taddei (24.) und Mancini (29./Elfmeter, 30.) schon auf dem Weg zu einem sicheren Dreier im Stadio Barbera. Doch in der zweiten Halbzeit starteten die Sizilianer eine unglaubliche Aufholjagd. Di Michele (49.) und Barone (52., 78.) stellten mit sehenswerten Toren das Remis sicher. Von den Punktverlusten der Roma profitierte der AC Florenz mit einem 3:1 beim abgeschlagenen Schlusslicht Treviso. Damit zogen die Veilchen im Klassement am AS vorbei. Wie gewohnt zeigte sich Luca Toni zunächst treffsicher (25.), ehe er aus sechs Metern das leere Gehäuse verfehlte und so kurz vor dem Seitenwechsel das vorentscheidende 2:0 verpasste. Stattdessen kam der Tabellenletzte durch Borriello zum schmeichelhaften Ausgleich (39.). Die Überlegenheit der Gäste nutzten Brocchi (49.) und Montolivo (83.) nach dem Wechsel zu einem verdienten Erfolg im Stadio Tenni.

Seinen Platz im UEFA Cup untermauerte Lazio Rom mit einem verdienten 3:1 über das weiterhin kriselnde Livorno Calcio. Für das Team von Carlo Mazzone war es bereits die siebte Pleite in Serie. Um Gewalttätigkeiten zwischen den linksgerichteten Gäste-Fans und den rechtradikalen Anhängern der Biancocelesti zu vermeiden, waren über 1.000 Polizisten im Einsatz. Auf dem Platz brachte Oddo die Hausherren per Strafstoß in Front (22.). Colucci gelang erst zu Beginn des zweiten Abschnitts der zwischenzeitliche Ausgleich (52.). Ein Doppelpack des Mazedoniers Pandev führte die Gastgeber schließlich doch noch auf die Siegerstraße (56., 72.). Livorno hatte in den letzten Minuten nur einen Platzverweis für Vargas zu verzeichnen (81.) und kann somit die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb vorerst zu den Akten legen. Die Ambitionen auf das europäische Geschäft wahrte dagegen Chievo Verona mit einem 2:0 über den Drittletzten Messina Calcio. Nach überlegen geführter erster Halbzeit gingen die Flying Donkeys mit einem knappen Vorsprung in die Kabine (Semioli, 15.). Weite Teile des zweiten Abschnitts mussten die Hausherren allerdings in Unterzahl bestreiten, nachdem Mandelli frühzeitig die Gelb-Rote Karte kassierte (54.). So dauerte es bis in die Nachspielzeit, ehe Obinna vom Punkt die endgültige Entscheidung gelang.

Im Niemandsland kam der FC Parma zu einem glücklichen 2:1 bei Sampdoria Genua. Bresciano gelang erst in der Schlussminute der siegbringende Treffer im Stadio Ferraris. Nicht ganz so bedeutungslos war das 2:0 von Reggina Calcio gegen Aufsteiger Ascoli Calcio. Die Amaranto stellten durch De Rosa (10.) und Amoruso (27.) die Weichen zeitig auf Sieg. Der Platzverweis für Paredes hatte nur noch statistischen Wert. Mit jeweils sieben Punkten Vorsprung zum ersten Abstiegsplatz sind beide Teams wohl sicher am rettenden Ufer angekommen. Dies gilt ebenfalls für Udinese Calcio, die unter ihrem neuen Trainer Giovanni Galeone weiterhin ungeschlagen blieben. Dem knappen Aus im Halbfinale des Coppa Italia gegen Inter ließ das Team aus dem Friaul ein 2:1 bei US Lecce folgen. Für den Vorletzten ist der Abstieg damit nur noch theoretisch vermeidbar. Deutlich bessere Karten auf den Klassenerhalt hatte der AC Siena, obwohl sie das toskanische Derby beim FC Empoli mit 1:2 verloren. In einer Sechs-Punkte-Partie zweier Kellerkinder sorgten Tosto (36.) und Tavano (38.) mit einem Doppelschlag für klare Verhältnisse. Der Anschlusstreffer von Bogdani kam vier Minuten vor dem Ende zu spät.
Kai Endres

Serie A
- 34. Spieltag

Freitag, 14.04.2006
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 80000 · Schiedsrichter: Massimo de Santis
Samstag, 15.04.2006
1:190'
Sant'Elia (Cagliari) · Zuschauer: 18000 · Schiedsrichter: Nicola Ayroldi
1:020'
1:152'
2:156'
3:172'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 25000 · Schiedsrichter: Matteo Trefoloni
1:015'
2:090'
Marc Antonio Bentegodi (Verona) · Zuschauer: 6000 · Schiedsrichter: Gianluca Paparesta
1:039'
1:152'
1:289'
Luigi Ferraris (Genua) · Zuschauer: 20000 · Schiedsrichter: Oscar Girardi
0:229'
0:331'
1:350'
2:352'
3:379'
Renzo Barbera (Palermo) · Zuschauer: 27000 · Schiedsrichter: Roberto Rosetti ( Turin )
1:036'
2:039'
2:187'
Carlo Castellani (Empoli) · Zuschauer: 7000 · Schiedsrichter: Salvatore Racalbuto
0:125'
1:259'
Via del Mare (Lecce) · Zuschauer: 10000 · Schiedsrichter: Paolo Tagliavento ( Terni )
1:010'
2:027'
Oreste Granillo (Reggina) · Zuschauer: 10000 · Schiedsrichter: Christian Brighi
0:125'
1:139'
1:249'
1:384'
Omobono Tenni (Treviso) · Zuschauer: 6000 · Schiedsrichter: Oscar Girardi

Bedanken möchten wir uns auch bei den Fans, auf denen wir uns immer verlassen konnten.

— Andreas Brehme