Meisterschaft mit Nebenwirkungen

Sorgte für die endgültige Entscheidung: Alessandro del Piero
Die in der vergangenen Woche konkretisierten Betrugsversuche in der Serie A verliehen der Titelverteidigung von Juventus einen bitteren Beigeschmack. Im schlimmsten Fall droht der Alten Dame sogar ein Zwangsabstieg. Sportlich reichte es für Milan nur zum zweiten Platz. Die Qualifikation für die Königsklasse sicherte sich Florenz vor der Roma, die unter der Woche auch das Pokalfinale gegen Inter verloren.

Überschattet von dem sich ausweitenden Bestechungsskandal errang Juventus Turin mit einem 2:0 bei Reggina Calcio den 29. Scudetto. Doch zum Feiern war am Ende nur den Fans und einigen Spielern zumute. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und dem Rücktritt des gesamten Vorstandes unter der Woche hielten sich die sportlich Verantwortlichen bei der Alten Dame spürbar zurück. Reggina, die den Klassenerhalt schon vor der Partie sicher in der Tasche hatten, musste sein letztes Saisonspiel wegen einer Verbandsstrafe im Stadio San Nicola von Bari ausgetragen. Auf neutralem Geläuf hielten die Amaranto das Geschehen zu Beginn offen. In der 23. Minute versuchte sich Cannavaro mit einem sehenswerten Fallrückzieher, den Torhüter Pelizzoli glänzend parierte. Im Nachsetzten war jedoch Trezeguet zur Stelle, der die Kugel aus kurzer Distanz einnickte. Danach spielten nur noch die Bianconeri, denen in Person von Del Piero erst spät die endgültige Entscheidung gelang (91.). Zuvor hatte sich vor allem Ibrahimovic wiederholt im Auslassen bester Möglichkeiten selbst übertroffen.

Im Duell der Enttäuschten trafen sich AC Mailand und AS Rom im Stadio Giuseppe Meazza. Dabei siegte Milan durch ein Elfmetertor von Amoroso in der Nachspielzeit knapp mit 2:1. Kaka hatte die Hausherren schon in der fünften Spielminute ebenfalls vom Punkt in Führung gebracht. Der zwischenzeitliche Ausgleich gelang Mexes nach einer guten halben Stunde (33.). Beide waren für eine tabellarische Verbesserung auf die Schützenhilfe anderer Mannschaften angewiesen, die allerdings ausblieb. Nach dem Schlusspfiff durften sich die Rossoneri immerhin mit dem zweiten Platz und somit der direkten Qualifikation für die Champions League trösten. Den Giallorossi bleibt nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Inter Mailand nur die Teilnahme am UEFA Cup. Für die Nerazzurri war das 3:1 im Rückspiel des Coppa Italia (Hinspiel 1:1) gleichbedeutend mit dem erhofften Titelgewinn. Trainer Mancini erwies sich einmal mehr als Pokalschreck. In seiner gesamten Karriere gewann er die Trophäe nun schon zum zehnten Mal. Die Römer gerieten bereits in der Anfangsphase durch einen spektakulären Volleyschuss von Cambiasso in Rückstand (6.). Mit dem 2:0 von Cruz in den letzten Sekunden der ersten Halbzeit war die Begegnung eigentlich schon entschieden. Höhepunkt einer dennoch spannenden zweiten Hälfte war bei den Hauptstädtern die Rückkehr von Kapitän Totti nach seinem Knöchelbruch im Februar (54.). Doch auch er vermochte das Blatt nicht mehr zu wenden.

Den vierten Platz und die Teilnahme an der Qualifikationsrunde für die Königsklasse sicherte sich der AC Florenz durch das 2:0 bei Chievo Verona. Die Flying Donkeys wollten ihren Rang im internationalen Geschäft vor heimischer Kulisse mit einem Sieg bejubeln und legten entsprechend motiviert los. Doch seinen Torriecher bewies nur Luca Toni für die Fiorentina. Im Anschluss an einen Distanzschuss von Fiore war der lange Mittelstürmer zum 31. Mal in dieser Saison zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle und nutzte den Abstauber eiskalt (21.). Die besten Gelegenheiten der Gastgeber ließen Amauri und der eingewechselte Tiribocchi aus. Fünf Minuten vor dem Ende sorgte schließlich Viola-Kapitän Dario Dainelli mit einem Kopfball in die lange Ecke für klare Verhältnisse im Stadio Bentegodi. Als Vorlagengeber trat erneut Fiore in Erscheinung.

Das UI Cup-Ticket löste US Palermo im vorerst letzten sizilianischen Derby gegen den FC Messina. Das Tor des Tages im Stadio Barbera gelang Godeas, der nach einem unglücklich abgewehrten Versuch von Rinaudo per Kopf zur Stelle war (33.). Santana hätte noch vor der Pause erhöhen können, traf aber mit dem Außenrist nur das Torgestänge. Selbiges stand auch Floccari nach Wiederbeginn auf der anderen Seite im Weg. Darüber hinaus war der Vergleich vor allem vom Kampf dominiert, galt es doch zumindest die Ehre zu verteidigen. Letztlich war der Ausgang der Partie sogar bedeutungslos, da Livorno Calcio mit dem 0:0 beim AC Siena Palermo im Klassement ohnehin nicht hätte verdrängen können. Messina stand schon vor dem Spiel als einer von drei Absteigern fest.
Kai Endres

Serie A
- 38. Spieltag

Sonntag, 14.05.2006
1:025'
1:173'
1:285'
Carlo Castellani (Empoli) · Zuschauer: 5000 · Schiedsrichter: Roland Herberg
0:121'
0:285'
Marc Antonio Bentegodi (Verona) · Zuschauer: 10000 · Schiedsrichter: Mauro Bergonzi
1:07'
Sant'Elia (Cagliari) · Zuschauer: 14000 · Schiedsrichter: Paolo Silvio Mazzoleni
0:290'
Oreste Granillo (Reggina) · Zuschauer: 16000 · Schiedsrichter: Luca Banti ( Livorno )
0:252'
0:385'
1:390'
Luigi Ferraris (Genua) · Zuschauer: 20000 · Schiedsrichter: Francesco Squillace
1:033'
Renzo Barbera (Palermo) · Zuschauer: 25000 · Schiedsrichter: Oberdan Pantana
1:061'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 24000 · Schiedsrichter: Antonio Giannoccaro
1:05'
1:133'
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 79000 · Schiedsrichter: Andrea De Marco
0:115'
1:137'
2:177'
Omobono Tenni (Treviso) · Zuschauer: 3000 · Schiedsrichter: Maurizio Ciampi

Neun Spieler sind manchmal besser als elf.

— Jürgen Gelsdorf