Jubel beim Schlusslicht

Sein Dreierpack wies Catania den Weg: Gionatha Spinesi
Einen Tag vor Heiligabend fuhr Ascoli Calcio den lang ersehnten ersten Saisondreier ein und begann zum Jahreswechsel wieder vom Klassenerhalt zu träumen. Die Bescherung bei Inter und der Roma fiel deutlich lukrativer aus.

Für Tabellenführer Inter Mailand kam die Pause zwischen den Jahren eher ungelegen, stellen die Nerazzurri doch wöchentlich eine neue, vereinsinterne Rekordmarke auf. Das 2:1 gegen Atalanta Bergamo war schon der elfte Ligadreier in Serie für die Mancini-Schützlinge. Der Aufsteiger begann im San Siro viel versprechend und führte durch Doni nicht unverdient (17.). Inter kam erst in der zweiten Halbzeit richtig auf Touren. Adriano beendete seine neunmonatige Torflaute mit dem 1:1 (65.). Ein Eigentor von Loria per Kopf brachte die Hausherren dann endgültig nach vorn (75.). Inter wurde damit in dieser Spielzeit schon zum vierten Mal von der aktiven Hilfe des Gegners begünstigt.

Sieben Punkte hinter dem Spitzenreiter schien das Duell um den zweiten Platz zumindest vorentschieden. Ein perfekter Fallrückzieher von Taddei führte AS Rom in der fünften Minute auf den ungefährdeten Siegespfad gegen Cagliari Calcio. Die Sarden fanden bei den seltenen Vorstößen in Torhüter Doni ihren Meister, ehe Amantino Mancini zehn Minuten nach dem Wechsel den 2:0-Endstand perfekt machte. Die Giallorossi durften weiterhin auf den Titel spekulieren, der für US Palermo spätestens nach dem 1:1 beim AC Siena außer Reichweite geriet. Die Sizilianer hatten ihr Abrutschten der Schwäche in fremden Stadien zu verdanken. Und auch nach dem Führungstor von Simplicio (41.) herrschte die Freude keine 60 Sekunden. Dann köpfte Ex-Rosanero Rinaudo (42.) den Ausgleich. Die Siegchance für Siena ließ Bogdani verstreichen, der aus fünf Metern das leere Gehäuse nicht traf (57.). Derweil wurde sein Trainer, Mario Beretta, zum dritten Mal in dieser Saison vor heimischer Kulisse auf die Tribüne verbannt.

Am Tabellenende wartete Ascoli Calcio seit 17 Spielen vergeblich auf den ersten Saisonsieg, ehe die Negativserie beim 3:0 gegen Chievo Verona torreich zu Ende ging. Der Tabellenletzte überrannte die Flying Donkeys in bislang nicht gekannter Manier. Der dreifache Vorbereiter Perrulli sowie die Vollstrecker Paolucci (8.) und Bjelanovic (14., 37.) ließen es im ersten Durchgang kräftig rauschen. Von den Gästen war nur ein Nachschlagen von Obinna (40.) und eine Blutgrätsche von Lanna (89.) zu verzeichnen, was jeweils zu einem Platzverweis führte. Chievo blieb durch die Niederlage nur knapp über dem Strich.

Den Nicht-Abstieg wieder dicht vor Augen hatte Reggina Calcio, das die bis dahin stärkste Defensive der Serie A mit 4:1 demontierte. Der FC Empoli läutete die Weihnachtspause wohl einige Tage zu früh ein und sah sich bereits zur Pause mit den Gegentreffern von Leon (4.), Amoruso (8., 27.) und Bianchi (44.) konfrontiert. Die Amaranto schonten im zweiten Durchgang ihre Kräfte und ließen im Zuge dessen auch den Ehrentreffer von Saudati zu (67./Elfmeter). Ohne die Verstrickung in den Manipulationsskandal hätte Reggina noch Hoffnung auf das internationale Geschäft. Doch mit den 11 Minuspunkten im Gepäck verblieb nach wie vor der Klassenerhalt als einziges Saisonziel.

Eine deutlich bessere Perspektive bot sich dem AC Florenz, das seinen Malus von 15 Zählern bereits aufgearbeitet hatte und mit dem vierten Sieg aus den letzten fünf Begegnungen unwiderstehlich der oberen Tabellenhälfte entgegenstrebte. Leidtragender war der FC Messina. Die Sizilianer, Kummer auf auswärtigem Terrain gewohnt, gerieten aber nie derart massiv unter die Räder. 4:0 hieß es am Ende für die dominierenden Veilchen, deren Weltmeister Luca Toni den Torreigen eröffnete (17.). Dem zweiten Tor von Potenza (22.) folgte eine Notbremse von Messinas Zoro gegen Mutu wenige Momente vor dem Gang in die Kabinen. Das Vergehen bestrafte der Schiedsrichter mit einem Platzverweis und Liverani mit einem schönen Freistoß (45.). Als Mutu in der 52. Minute einnetzte, sah es für die Gäste nach einem fürchterlichen Debakel aus. Doch weitere Möglichkeiten zur Resultatsverbesserung wurden kläglich versiebt. Ohne Punktabzug hätte Florenz längst an die Tür zur Champions League geklopft. So blieb nur ein Platz im unteren Mittelfeld – noch.

Die Formkurve des AC Mailand zeigte nach anfänglichen Schwierigkeiten ebenfalls nach oben. Den temporären Höhenflug von Udinese Calcio stoppten die Rossoneri mit einem 3:0-Erfolg im Stadio Friuli. Die Gastgeber hatten durchaus ihre Möglichkeiten, kamen aber an einem glänzend aufgelegten Zeljko Kalac zwischen den Pfosten nicht vorbei. Besser machten es Kaka (28./Elfmeter), Gilardino (35.) und Oliveira (76.) auf der Gegenseite, so dass am Ende der zweite Auswärtssieg Milans in der laufenden Spielzeit eingetütet und ein Qualifikationsplatz für die Champions League nur noch sechs Punkte entfernt war.

Während sich Livorno Calcio und der FC Turin durch das 1:1 im direkten Vergleich auf dem Weg nach Europa gegenseitig ein Bein stellten, erreichten Lazio Rom und Catania Calcio mit Siegen die kontinentale Glückszone. Den Biancocelesti misslang lediglich die Anfangsphase beim FC Parma, als Siviglia nach einer Roten Karte das Feld frühzeitig räumen musste (15.) und Budan die Schinkenstädter kurz darauf in Front brachte (19.). Doch Lazio ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und drehte die Partie gegen den neuen Vorletzten noch in der ersten Halbzeit. Trotz Unterzahl waren Stendardo (30.), Pandev (34.) und Rocchi (45.) zum 3:1 für die Gäste erfolgreich. Ein dreifaches Hochgefühl stellte sich auch bei Catanias Gionatha Spinesi ein, der dem ambitionierten Aufsteiger mit seinem Hattrick ein 4:2 gegen den unmittelbaren Konkurrenten Sampdoria Genua bescherte. Samp holte in der ersten Halbzeit einen zweimaligen Rückstand auf, war jedoch in letzter Konsequenz der Treffsicherheit der Sizilianer nicht gewachsen.

Kai Endres

Serie A
- 18. Spieltag

Samstag, 23.12.2006
1:06'
1:122'
2:136'
3:245'
4:288'
Angelo Massimino (Catania) · Zuschauer: 15000 · Schiedsrichter: Paolo Silvio Mazzoleni
Cino e Lillo Del Duca (Ascoli) · Zuschauer: 2300 · Schiedsrichter: Andrea De Marco
0:124'
1:161'
Armando Picchi (Livorno) · Zuschauer: 8000 · Schiedsrichter: Andrea Gervasoni
0:131'
0:235'
0:376'
Friuli (Udine) · Zuschauer: 16100 · Schiedsrichter: Nicola Rizzoli ( Bologna )
1:141'
Artemio Franchi (Siena) · Zuschauer: 11000 · Schiedsrichter: Stefano Farina ( Novi Ligure )
2:08'
3:027'
4:044'
4:168'
Oreste Granillo (Reggina) · Zuschauer: 18000 · Schiedsrichter: Matteo Trefoloni
1:017'
2:022'
3:045'
4:051'
Artemio Franchi (Florenz) · Zuschauer: 30000 · Schiedsrichter: Mauro Bergonzi
0:116'
1:165'
Loria (ET)
2:175'
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 35000 · Schiedsrichter: Paolo Bertini
2:055'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 45000 · Schiedsrichter: Paolo Tagliavento ( Terni )
1:019'
1:130'
1:234'
1:345'
Ennio Tardini (Parma) · Zuschauer: 13400 · Schiedsrichter: Massimiliano Saccani

Nun gut, das 0:0, da war natürlich Pech dabei. Also, es waren, es, also simmer zufrieden, ich, möglicherweise, um das abzuschließen, vielleicht hat nach den 90 Minuten, wenn man alles zusammenzählt, dass vielleicht keiner den Sieg verdient hat.

— Franz Beckenbauer