FCB findet Glauben wieder: «Bei neun Punkten Tür noch offen»

von Marcel Breuer | dpa13:10 Uhr | 16.12.2018
Hannover (dpa) - Gut eine Woche vor Weihnachten hat der FC Bayern München seinen Frieden gefunden. Präsident Uli Hoeneß verließ Hannovers Fußball-Arena breit grinsend, die Gedanken von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigges galten vor allem der «nicht so schlimmen Kälte». 

Die größten Sorgen ist der Rekordmeister zum Ende der Hinrunde dank seiner Mini-Siegesserie also erst einmal los. Nach dem souveränen 4:0 (2:0) mit der jüngsten Startelf der Saison beim bemitleidenswerten neuen Tabellenletzten Hannover 96 fühlen sich die noch vor wenigen Wochen arg gebeutelten Bayern wieder stark und selbstbewusst genug für einen leicht verwegenen Wunsch zum Fest. «Bei neun Punkten ist die Tür noch etwas offen», mutmaßte der bärenstarke Nationalspieler Joshua Kimmich angesichts des großen Rückstands des Dritten München auf Herbstmeister Borussia Dortmund. «Wenn wir das noch etwas verkürzen könnten, wäre es super.»

Gegen einen Gegner, der sich kaum wehrte, war das Match in Hannover kaum mehr als ein Trainingsspiel. Ernsthafte Kontrahenten haben die Bayern erst jetzt wieder zum Jahresabschluss gegen Leipzig am Mittwoch und bei Eintracht Frankfurt am Samstag. Weitere Siege sind dann Pflicht. «Jetzt ist es ganz wichtig, dass wir dieses Selbstvertrauen, diese Spielfreude mitnehmen nach München», befand Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Wird der Abstand auf den BVB größer, scheint eine Aufholjagd im neuen Jahr nahezu ausgeschlossen. «Mehr als neun Punkte ist unrealistisch», gestand Kimmich. «Alles, was mehr ist, ist fast unmöglich.»

Mit dem dritten Bundesligasieg in Serie scheinen die Bayern indes ihren Rhythmus gefunden zu haben. «Ich merke, dass wir die Kurve bekommen», befand Trainer Niko Kovac, der noch vor drei Wochen kurz vor der Ablösung schien. In Hannover sah er «mit die beste Leistung in dieser Saison», freilich gegen den wohl schwächsten Gegner bisher.



Um nach dem 3:3 gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf vor drei Wochen seinen Job zu retten, beendete Kovac fortan die Rotation. Nach dem 3:3 zum Abschluss einer niederlagen-freien Champions-League-Vorrunde in Amsterdam am Mittwoch sah er sich in Hannover dazu allerdings wieder gezwungen. «Wir müssen klar sagen, dass wir in Amsterdam ein sehr intensives Spiel gehabt haben – nicht nur körperlich, auch mental», meinte Kovac.

Auch mit der verhältnismäßig jungen Startelf war kein Leistungsabfall gegen aber auch erschreckend harmlose Niedersachsen zu erkennen. Im Gegenteil. Einige Beobachter werteten die Startelf ohne Franck Ribéry und den verletzten Arjen Robben nach dem von den Bossen im Sommer verpassten personellen Umbruch bereits als Kovac-Fingerzeig für die Zukunft. Tatsächlich war dies angesichts der nötigen Rotation wohl vor allem der Belastung der vergangenen Tage geschuldet. Zumal unter anderem auch Weltmeister Mats Hummels nach einigen Frust-Wochen auf der Bank mal wieder ran durfte. Sprechen wollte Hummels am Vorabend seines 30. Geburtstags nicht.

Das taten dagegen andere. Auffällig war dabei, wie bereitwillig einige Profis das Spielchen mit den Fragen nach einer Umbruch-Elf mitmachten. «Wir waren auf jeden Fall sehr gut besetzt», sagte etwa Müller vielsagend über die Aufstellung mit den jungen und starken Kingsley Coman und Serge Gnabry statt Ribéry und Robben. «Wenn wir jedes Spiel so spielen, hat der FC-Bayern-Fan und wir als Spieler sehr viel Spaß in der Zukunft.» Und Kimmich meinte gar: «Man hat gesehen, dass wir heute ein Team auf dem Platz hatten. Auch, dass sich jeder für den anderen gefreut hat bei den Toren.»



Der diesmal wieder als Außenverteidiger aufgebotene Kimmich bemerkte ebenso wie Müller: «Heute standen viele gute Spieler auf dem Platz.» Der Torschütze zum 1:0 (2. Minute) lobte auffallend den Torschützen zum 3:0, Serge Gnabry (53.). «Serge tut uns extrem gut, gerade wie er die letzten Spiele performt. Er spielt ja schon seit Monaten gut, aber jetzt wird er auch richtig effektiv», sagte Kimmich.

Ja gut, der arbeitet von morgens bis abends. Ja gut, sowas nennt man im Volksmund, glaube ich, Alcoholic.

— Rudi Völler über Reiner Calmund