Schiedsrichter Gräfe: Ansetzungen zu «wenig nach Leistung»

von Marcel Breuer | dpa05:58 Uhr | 20.01.2020
Der deutsche Schiedsrichter Manuel Gräfe. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Nach Meinung des deutschen Fußball- Spitzenschiedsrichters Manuel Gräfe wird bei den Ansetzungen «zu oft immer noch nach Politischem, Regionalem oder Persönlichem» entschieden.

«Es geht immer noch zu wenig nach Leistung», kritisierte der 46 Jahre alte Berliner in einem Interview des Fachmagazins «Kicker» (Montag). «Dieses Anreiz-Prinzip, dass sich Leistung positiv und negativ auch in der Anzahl der Ansetzungen bemerkbar macht, greift leider immer noch nicht», urteilte Gräfe.

Allerdings habe sich die Situation seit 2016 durchaus verbessert, als Lutz Michael Fröhlich Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter wurde. «Es wird jetzt anders geführt als zu Zeiten von Hellmut Krug und Herbert Fandel», betonte Gräfe. «Das ist ein Fortschritt. Die Atmosphäre ist entspannter, wir sind in vielen Bereichen professioneller geworden.»



Gräfe forderte zugleich mehr Transparenz beim Dauerreizthema Videobeweis. «So, wie es jetzt läuft, gefällt es den Leuten nicht. Wir Schiedsrichter stehen zu oft im Mittelpunkt der Berichterstattung, das gefällt uns selbst auch nicht», sagte er. «Die Technik wird sicher bleiben, aber man muss im dritten Jahr nach der Einführung Anpassungen vornehmen.»

Man könne die Schiedsrichter immer weiter schulen, aber ihre Perfektionierung stoße irgendwann an Grenzen. Gräfe plädierte für die Einführung von «zwei Challenges pro Trainer pro Spiel» und forderte: «Man muss die Zuschauer im Stadion und an den Bildschirmen mitnehmen.»

(dpa)

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