Von Chancen und Risiken: Hertha und die neuen Millionen

von Marcel Breuer | dpa16:58 Uhr | 09.07.2019
Michael Preetz möchte mit Augenmaß ins Hertha-Team investieren. Foto: Andreas Gora
Gut 70 Kilometer nordwestlich vom Olympiastadion ist die Aufregung um die Millionen von einem Investor bei Hertha BSC kaum zu spüren.

Mit Blick auf den malerischen Ruppiner See aus dem Teamhotel stimmen sich die Berliner in Brandenburg auf eine besondere Saison ein: Ante Covic steht vor seiner Bewährungsprobe als Proficoach, das erste Bundesliga-Stadtderby mit dem 1. FC Union sorgt für Brisanz - und die Hoffnungen der Fans sind durch die neuen Einnahmen in Höhe von bis zu einer Viertelmilliarde nicht gesunken.

Dennoch bremsen die Berliner die Erwartungen, dass sie einen neuen Kurs mit illustren Neuzugängen für 30 oder 40 Millionen Euro einschlagen werden. «Aus meiner Sicht macht es wenig Sinn, weil mit jedem Transfer sind Risiken verbunden», sagte Geschäftsführer Michael Preetz bei einer Bootstour mit der MS Fontane im Trainingslager in Neuruppin. «Ich glaube nicht, dass man die Mannschaft weiterentwickelt, wenn man einen teuren Spieler reinsetzt und auf den alles fokussiert ist. Unser Ziel ist es, die Mannschaft insgesamt zu entwickeln.»

Ein spektakulärer Transfer in dieser Höhe sei zukünftig «nicht ausgeschlossen, möglicherweise wird es ihn irgendwann geben», sagte Preetz. «Aber er muss zu uns passen.» Der Unternehmer Lars Windhorst war zuletzt mit seiner Beteiligungsgesellschaft Tennor beim Fußball-Bundesligisten eingestiegen und hatte für 125 Millionen Euro zunächst 37,5 Prozent der Anteile an der Profiabteilung des Clubs gekauft. Außerdem könnte Hertha künftig erneut über 100 Millionen Euro für weitere 12,4 Prozent erhalten.



Diese «erfreuliche Nachricht» (Vedad Ibisevic) lässt auch die Profis der Berliner nicht kalt. «Unbewusst gibt es jedem Spieler einen Schub und neue Motivation», sagte der Kapitän in den Tagen von Neuruppin, die am Mittwoch zu Ende gehen. «Die jungen Spieler müssen sich entwickeln und besser werden, wenn sie weiter bei Hertha bleiben wollen.»

Bislang haben die Berliner den belgischen Innenverteidiger Dedryck Boyata und U21-Nationalspieler Eduard Löwen als Neuzugänge verpflichtet. Neu-Chef Covic erklärte im «Kicker», dass dieses Geld ermögliche, «uns vielleicht mal in einem höheren Regal zu bedienen. Aber wir sind besonnen und werden keine dummen Sachen machen.»

Nach den ersten Eindrücken sieht sich Preetz in der Entscheidung, den früheren U23-Coach als Nachfolger von Pal Dardai installiert zu haben, bestätigt. «Ich erlebe Ante sehr fordernd, aber auch fördernd. Er kommuniziert viel mit den Spielern», lobte der Manager und sprach von einem «rundum positiven Eindruck».


Weniger gut kamen bei Hertha Aussagen von Union-Präsident Dirk Zingler an, der mit Blick auf das Derby unter anderem von einem «Fußball-Klassenkampf in der Stadt» sprach. «Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass er danach abgetaucht ist», sagte Preetz. «Unser aller Auftrag auf beiden Seiten wird es sein, den Beitrag zu leisten, dass es friedliche Fußballfeste werden, wo die sportliche Rivalität im Mittelpunkt steht. Alles andere hat in diesem Zusammenhang nichts zu suchen.»

(dpa)

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