Aus für Solskjaer bei Manchester United - Kommt Zidane?

von Marcel Breuer | dpa14:39 Uhr | 21.11.2021
Muss bei Manchester United gehen: Trainer Ole Gunnar Solskjaer. Foto: John Walton/PA Wire/dpa
Ole Gunnaer Solskjaer ahnte, dass seine Tage als Trainer von Manchester United gezählt sind. Nach der 1:4 (0:2)-Niederlage beim Abstiegskandidaten FC Watford rang der Norweger um Worte.



«Es ist schwer zu erklären, warum wir so gespielt haben», sagte Solskjaer sichtbar resigniert beim Sender BBC. Noch am Abend beriefen die Man-United-Verantwortlichen eine Krisensitzung ein. Am Sonntag wurde das Aus für den 48-jährigen Solskjaer verkündet, und der Club steht wieder mal vor einer Neuausrichtung.

«Ole wird immer eine Legende»

«Ole wird immer eine Legende bei Manchester United sein», teilte der englische Fußball-Rekordmeister mit, «und wir bedauern es sehr, dass wir zu dieser schwierigen Entscheidung gekommen sind.» Diese Entscheidung laut übereinstimmenden Medienberichten schon vor der Krisensitzung fest und hatte sich seit Wochen angebahnt.

Solskjaers bisherige Saisonbilanz - fünf Siege aus zwölf Spielen, 20 Tore bei 21 Gegentoren und der Sturz auf Tabellenplatz sieben - spricht eindeutig gegen ihn. Niemand hätte sich gewundert, wenn der oft als zu freundlich kritisierte Coach schon nach der 0:5-Packung gegen den FC Liverpool oder dem 0:2 gegen Manchester City entlassen worden wäre. In beiden Spielen waren die Red Devils chancenlos.



Zuletzt hatte der Norweger, der als Stürmer zwischen 1996 und 2007 zur Clubikone wurde, endgültig den Rückhalt der Fans verloren. Viele forderten in Watford lautstark seinen Rücktritt. Sogar prominente Sportgrößen wie Solskjaers ehemaliger Teamkollege Rio Ferdinand, TV-Experte Jamie Carragher oder Olympia-Champion Usain Bolt sprachen sich öffentlich für einen Wechsel auf der Trainerbank im Old Trafford aus.

Vorwurf: Keinen Plan B

Der Vorwurf, der Solskjaer schon in erfolgreicheren Phasen gemacht wurde, ist, dass er keinen Plan B habe, wenn es für seine Mannschaft nicht läuft. Zum Verhängnis wurde ihm wohl auch, dass der Club im Sommer zwar große Namen wie Cristiano Ronaldo, Jadon Sancho und Raphael Varane holte, aber nicht die dringend benötigte Verstärkung im zentralen defensiven Mittelfeld. Ronaldo versprach bei seiner Ankunft Titel. Bei den Fans weckte seine Rückkehr Erwartungen und setzte Solskjaer schon vor Saisonbeginn unter Druck.

Dass der einstige Topstürmer, der Manchester United 1999 zum Champions-League-Sieg gegen den FC Bayern München schoss, seinen Club in der letzten Saison zur Vizemeisterschaft führte, relativiert sich bei zwölf Punkten Rückstand auf Meister Man City (so viele wie aktuell auf Tabellenführer Chelsea) etwas. Zudem strauchelten Konkurrenten wie Liverpool, Chelsea, Tottenham und Arsenal. Eine Trophäe gewann Solskjaer in fast drei Jahren nicht. Das Europa-League-Finale 2021 verlor sein Team im Elfmeterschießen gegen den Underdog FC Villareal.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei Man United seit dem Abschied von Trainerlegende Sir Alex Ferguson im Jahr 2013 auseinander. David Moyes, Louis van Gaal und Jose Mourinho gelang es nicht, dem Verein zu früherem Ruhm zu verhelfen. Nun scheiterte auch Solskjaer, der ursprünglich selbst nur als Interimslösung galt. United-Ikone Gary Neville lobte dennoch, Solskjaer habe dem Club etwas von seiner Seele zurückgegeben, und kritisierte bei Sky die «planlose» Vereinsführung.

Zinedine Zidane
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Kurzfristig übernimmt nun Assistenzcoach Michael Carrick, bis ein Interimstrainer für den Rest der Saison gefunden wird. Laut «Sunday Times» hofft Man United darauf, im Sommer Zinedine Zidane zu verpflichten. Der Club hat demnach bereits Kontakt mit dem Franzosen aufgenommen, der als Coach von Real Madrid mit den heutigen Man-United-Profis Ronaldo und Varane dreimal die Champions League gewann. Zidane zögert allerdings noch. Manchester United ist derzeit offenbar nicht der attraktivste Arbeitgeber.

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(dpa)

Hier in Rio de Janeiro erkennt mich auf der Straße praktisch niemand. Auf dem Flug wurde ich sogar gefragt, ob ich ein Volksmusiksänger wäre.

— Giovane Elber