DFB-Trainer Baum kritisiert Scouting-System im deutschen Fußball

von Jean-Pascal Ostermeier | sid11:56 Uhr | 06.12.2019
Manuel Baum sieht Fehler im deutschen Scouting-System
U20-Nationaltrainer Manuel Baum hat das Scouting-System im deutschen Fußball kritisiert. "Unsere Nachwuchsspieler werden überscoutet. Wir scouten unsere Talente tot", sagte der ehemalige Coach des Bundesligisten FC Augsburg dem Magazin GQ. Er habe, sagte Baum weiter, den Eindruck, dass im deutschen Nachwuchsfußball so lange gescoutet werde, "bis etwas Negatives gefunden wird".

Bevor Baum in Augsburg zum Cheftrainer aufstieg, leitete er dort das Nachwuchs-Leistungszentrum. Auch in seiner Rolle beim DFB hat er viel mit Talenten zu tun. "Ich glaube, dass oft der Fehler gemacht wird, die Arbeit von Scouts erst dann als gut zu bewerten, wenn sie möglichst viele Schwächen bei Talenten aufzeigen. Nach dem Motto: 'Was für ein toller Scout, der entdeckt wirklich alle Schwachstellen.' Aber letztlich kann das dazu führen, dass wir unsere deutschen Talente kaputtscouten. Und Spieler aus dem Ausland holen, die weniger akribisch gescoutet sind und daher attraktiver erscheinen", sagte der 40-Jährige.

Der Schalker Nachwuchstrainer Norbert Elgert unterstützt Baums These. Es werde viel zu oft zuerst auf die Schwächen der Spieler geblickt, so der Förderer von Manuel Neuer, Leroy Sane und Julian Draxler: "Wir Deutschen neigen schon ein wenig zu einer übertriebenen Negativität, sodass wir viel zu oft schauen, was jemand nicht kann, anstatt gezielt seine Stärken hervorzuheben und entsprechend zu fördern. Dabei machen einen Stärken doch besonders und einzigartig. Ich sage immer: erst Stärken stärken, dann erst Schwächen schwächen".

(sid)

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