Abstiegskampf nach WM-Party: Kroatien muss liefern

von Marcel Breuer | dpa14:11 Uhr | 11.10.2018
89 Tage nach dem Ende der WM-Party geht's für Kroatien gegen den Abstieg. Die 0:6-Klatsche im ersten Gruppenspiel der Nations League gegen Spanien setzt den Vizeweltmeister vor dem Duell mit England am Freitag schon unter Druck.

Verliert das Team um Weltfußballer Luka Modric erneut, wird der Klassenverbleib in der A-Liga des neu geschaffenen Wettbewerbs immer schwieriger und der Druck auf Zlatko Dalic größer. «Wir brauchen Punkte gegen England», macht der Coach vor der Revanche für das WM-Halbfinale von Moskau unmissverständlich klar und spricht von einer «großen Aufgabe».

Der Trainer muss nach der starken Weltmeisterschaft, die erst am 15. Juli mit der 2:4-Endspielniederlage gegen Frankreich endete, einen großen Umbruch moderieren. Seine Mammutaufgabe besteht unter anderem darin, den zurückgetretenen Stürmerstar und Final-Torschützen Mario Mandžukić und Elfmeter-Killer Danijel Subašić zu ersetzen. Zudem plagen den Coach Verletzungssorgen. Marcelo Brozovic, Sime Vrsaljko, Lovre Kalinic, Duje Cop, Ivan Strinic und Ivan Santini fallen aus.

Liverpools kroatischer Verteidiger Dejan Lovren ist dennoch zuversichtlich. «Dieses 0:6 hat niemand erwartet, aber wir werden zeigen, dass es nur eine unglaublich schlechte Nacht für uns war, in der Spanien buchstäblich alles in ein Tor umgemünzt hat», sagte der 29-Jährige. «Wir kennen unseren Wert und werden ihn zeigen.»

Nach dem Abschied der Routiniers kommt es dabei noch mehr auf die Bundesligaprofis Andrej Kramaric (1899 Hoffenheim) und Ante Rebic (Eintracht Frankfurt) sowie vor allem auf das bei der WM so geniale Mittelfeld-Duo Luka Modric und Ivan Rakitic an. Das Problem: Beide Superstars sind mit Sorgen aus ihren jeweiligen Vereinen zur Nationalmannschaft gereist.

Kroatien

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Modric hat mit Real Madrid aus den vergangenen vier Pflichtspielen nur einen Punkt geholt. Rakitic und der FC Barcelona warten seit fünf Ligapartien auf einen Sieg. Über ein Erfolgserlebnis, ausgerechnet in England, durfte sich Rakitic zuletzt immerhin freuen: Beim 4:2-Sieg Barças in der Champions League bei den Tottenham Hotspur gelang dem 30-Jährigen ein Traumtor.

Anders als bei ihren Vereinen gewohnt, müssen Rakitic, Modric und Co. mit der Nationalmannschaft schon zum wiederholten Mal auf die Unterstützung ihrer Fans verzichten. Wegen rassistischer Vorfälle findet die Partie in Rijeka vor leeren Rängen statt.

Das ärgert sogar Gäste-Trainer Gareth Southgate, dessen Vertrag kürzlich bis 2022 verlängert wurde. «Das ist nicht ideal, aber die Jungs sind sich bewusst, dass sie für England spielen. Ich hätte lieber ein pulsierendes Stadion gehabt.» Southgate will sein Team, das im ersten Nations-League-Spiel knapp 1:2 gegen Spanien verlor, kontinuierlich weiterentwickeln und an großen Aufgaben wachsen lassen. In seinen Überlegungen spielt dabei auch Dortmunds Youngster Jadon Sancho eine Rolle. Der 18-Jährige könnte sein Länderspiel-Debüt in der A-Nationalmannschaft geben.

Im Rückblick auf die 1:2-Niederlage nach Verlängerung im WM-Halbfinale zeigt sich Southgate als fairer Verlierer: «Kroatien hatte es verdient, im Sommer ins Finale zu kommen, das müssen wir akzeptieren. Aber ich habe seitdem ein paar Gespräche mit ihrem Trainer gehabt, und wir waren uns einig: Je mehr große Spiele man spielt, desto mehr lernt man, mit dem Druck umzugehen und am Ende ans Ziel zu kommen.» Mit Druck umgehen müssen am Freitag jedoch in erster Linie die Kroaten.

(dpa)

Diesen Philosophen brauchen wir hier nicht. Der Zwerg und ich reichen völlig aus.

— Zlatan Ibrahimovic über seinen Barcelona-Trainer Pep Guardiola sowie seinen 170cm großen Mitspieler Lionel Messi.