Champions League 2005/2006 - Achtelfinale - Mi., 08.03.2006 - 20:45 Uhr
4:1
HZ - 2 : 1

Bayern doch nicht im Finale

Stand völlig neben sich:
<br>Valerien Ismael

Stand völlig neben sich:
Valerien Ismael

Stand völlig neben sich:
Valerien Ismael

Die italienische Woche ist dem deutschen Fußball schwer auf den Magen geschlagen. Nach dem Debakel der Nationalelf und dem Unglück der Bremer in Turin konnten auch die Bayern das Bild nicht mehr gerade rücken. Schon in der Gruppenphase hatten sie vollmundig vom Finaleinzug gesprochen, doch die tranige Vorstellung in San Siro rechtfertigte nicht einmal einen Platz unter den besten Acht in Europa.

Das "Spiel ihres Lebens" hatte Oliver Kahn von seinen Kollegen eingefordert, doch die Bayern kamen auf den Rasen, als würden sie zum einem Freundschaftsspiel in Büdelsdorf antreten. Robust, aggressiv und wach war zu Beginn nur der AC Mailand, der sofort das Heft in die Hand nahm, obwohl das 1:1 aus dem Hinspiel auch eine abwartende Taktik erlaubt hätte. Der Deutsche Meister fand keine Ordnung in der Defensive und ließ sich schnell zu Fehlpässen zwingen. Als Demichelis im Aufbauspiel einen leichten Ball verloren gab, wurde die Schlafmützigkeit der Gäste prompt bestraft. Serginho flankte in den Strafraum und fand den Kopf von Inzaghi, der leicht abseitsverdächtig, vor allem aber völlig ungehindert zum 1:0 einnicken konnte (8.). Das hatte Bayerns Ausgangslage noch nicht weiter verändert, denn die Münchener brauchten ja ohnehin mindestens ein Tor, um im Wettbewerb zu bleiben. Doch die Abwehr wurde nun immer flatterhafter, vor allem Ismael hatte einen rabenschwarzen Tag. Nach 20 Minuten riss der Franzose im Strafraum Inzaghi derart plump zu Boden, dass Schiri Ivanov keine andere Wahl hatte, als Elfmeter zu pfeifen. Shevchenko stellte sich der Aufgabe und schoss daneben, doch das sollte weder die Italiener verunsichern, noch Bayern aus dem Tiefschlaf reißen. Nur zwei Minuten später kam Shevchenko nach Flanke Stam völlig frei zum Kopfball und machte seinen Fehler wieder gut. Das endlich rüttelte die Bayern wach. Als hätten sie schon die Rummenigge-Brandrede im Ohr, gingen die Münchener jetzt energisch in die Zweikämpfe und wehrten sich gegen Milans druckvolles Spiel. Verdienter Lohn war der Anschlusstreffer zum 1:2, auch wenn Ismael nach einem Dida-Fehler nur abstauben musste; Schweinsteiger hatte den Keeper aus 30 Metern mit einem Freistoß geärgert (36.). Der Halbzeitpfiff kam den Gästen ungelegen, denn Bayern war jetzt die bessere Mannschaft und hätte durch Ballack sogar fast den Ausgleich erzielt (43.). Doch diesmal war Dida zur Stelle.

Gleich nach Wiederbeginn war alles wieder dahin. Serginho flankte in den Strafraum, Ismael und Lizarazu behinderten sich gegenseitig und schenkten Inzaghi das 3:1 (47.). Es war blamabel, wie einfach Milan dieses Tor erzielen durfte. Eine Reaktion der Bayern gab es diesmal nicht. Stattdessen machte sich Sagnol noch einmal zur Lachnummer, als er ohne Not eine Kerze produzierte und Seedorf damit fast das 4:1 geschenkt hätte (55.). Das fiel dann aber vier Minute später, als Kaka einen meisterlichen Konter über Shevchenko mit einem satten Schuss in die obere Tormitte abschloss. Wie bei den anderen Treffern war Kahn ohne Chance. Der FC Bayern hatte Glück, dass Milan sich mit dem Resultat begnügte und einen Gang zurückschaltete. Zehn Minuten vor Schluss musste Kahn gegen Seedorf das 1:5 verhindern, auf der anderen Seite zeigten die Bayern noch letzte Lebenszeichen, kamen aber trotz optischer Überlegenheit nicht mehr zu Chancen. An der desolaten Abwehrleistung ließ sich das Münchener Einstellungsproblem am besten festmachen. Aber auch im Mittelfeld war kein Blumentopf zu gewinnen; Deisler ging völlig unter, einzig Schweinsteiger und später Scholl hatten ein paar Ideen vorzubringen. Eine Sonder-Blamage lieferte Michael Ballack ab. Auf dem Feld war er kaum zu sehen. Zudem hatte sein Berater im Vorfeld der Begegnung einen Wechsel nach Italien nochmals ausgeschlossen. Ballack wolle nämlich zu einem Verein, mit dem er auch die Champions League gewinnen könne.

Maik Großmann

Die Engländer haben in der Mannschaft einen David, der ein richtiger Goliath gewesen ist.

— Gerd Delling, ARD, gewohnt eloquent, über Englands Superstar David Beckham.