Champions League 2005/2006 - Viertelfinale - Di., 28.03.2006 - 20:45 Uhr
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Niemand vermisste Bayern

Erst Fehlerteufel, dann Teufelskerl: Marcello Moretto

Erst Fehlerteufel, dann Teufelskerl: Marcello Moretto

Erst Fehlerteufel, dann Teufelskerl: Marcello Moretto

Barcelona hatte gegen die flatterhaften Portugiesen zunächst leichtes Spiel, konnte aber auch beste Torchancen nicht verwerten. Als Benfica sich gefestigt hatte, musste auch Barcas Keeper immer häufiger die Fäuste strecken. Dass bis zum Ende kein Treffer fiel, war der einzige Makel dieses europäischen Spitzenspiels.

Barca hatte bereits am Wochenende ein torloses Remis abgeliefert und sich damit beim spanischen Tabellenletzten Malaga ein wenig blamiert. Nun aber waren Ronaldinho und Deco wieder an Bord sowie auch van Bronckhorst und Iniesta, die Coach Rijkaard ebenfalls in der Liga geschont hatte. Benficas Aufstellung las sich weniger aufregend, dafür konnte Ronald Koeman 60.000 tosende Fans in den Ring werfen und hatte mit Ex-Barca-Stürmer Geovanni einen Mann im Team, der schon mit Schaum vor dem Mund ins Stadion lief.
Das Spiel zeigte von Beginn an, warum deutsche Teams derzeit nur Zaungäste in der Champions League sind. Das brilliante Kurzpassspiel und die hohe Ballsicherheit der Katalanen machte dem neutralen Zuschauer einfach nur Freude. Weniger aber den Portugiesen, denn Benfica hatte im ersten Durchgang reihenweise brenzlige Situationen zu überstehen und wurde überdies haufenweise zu Fehlern gezwungen. So nahm Torwart Moretto nach fünf Minuten einen zurückgespielten Ball mit der Hand auf und schenkte Barca einen indirekten Freistoß. Man konnte fast die aufgestellten Härchen in Lissabons Abwehrmauer sehen, als Ronaldinho zur Vollstreckung anlief. Sein Schuss aber war zu unplatziert, und Moretto konnte seinen Lapsus ausbügeln. Ohnehin stand er nun mehrfach im Blickpunkt und vereitelte Chancen von Iniesta (15.), Deco (19.) und van Bommel (32.). Erst danach verzog sich das Gewitter ein wenig und Benfica kam besser zur Entfaltung. Weil die enge Barca-Deckung nicht zu überwinden schien, versuchten sich die Portugiesen vornehmlich in Fernschüssen. Den gefährlichsten jagte Geovanni nach 25 Minuten knapp über den Querbalken. Kurz vor der Pause hatte Eto’o die beste Chance des Spiels, als er den liegenden Moretto anschoss, doch Benfica konnte sich torlos in die Pause retten.

Der zweite Abschnitt wurde zunächst von den Hausherren dominiert, bis Barca urplötzlich mit einer Doppelchance zurückkam. Moretto lenkte Larssons Schuss gerade noch an den Pfosten und spürte den Balken dann auf der anderen Seite schwingen, als Motta den Eckball auf den Spann bekam (57.). Nach wie vor genügte die Partie höchsten Ansprüchen. Barca wirkte immer etwas reifer und abgebrühter, Lissabon aber kam durch seine große Laufbereitschaft und auch verstärkten Schwung von der Ersatzbank mitunter zu guten Möglichkeiten. Miccoli und Geovanni hätten nach einer Stunde Victor Valdes beinahe überwunden, nach 80 Minuten scheiterte dann Simao am blendenden Barca-Schlussmann. Dennoch wäre ein Sieg der Heimmannschaft dem Spielverlauf nicht gerecht geworden. Barca war im ersten Durchgang unzweifelhaft die bessere Mannschaft gewesen und blieb auch nach dem Wechsel immer gefährlich. So war das Remis ein gerechtes Urteil, ehrte in erster Linie zwei großartige Torhüter - und lässt fürs Rückspiel alles offen.

Maik Großmann

Wie wir spielen wollen, stand ja im Grunde genommen heute schon in der Zeitung.

— Harry Pleß, Trainer von Rot-Weiß Essen.