Champions League 2006/2007 - Gruppenphase - Mi., 13.09.2006 - 20:45 Uhr
1:2
HZ - 0 : 1

Zehn Minuten auf Augenhöhe

Kauerte weinend auf der Tribüne: Sascha Kirschstein

Kauerte weinend auf der Tribüne: Sascha Kirschstein

Kauerte weinend auf der Tribüne: Sascha Kirschstein

Gleich mit dem ersten Angriff zerstörte Arsenal dem HSV das Spiel, weil Sascha Kirschstein elfmeterreif foulte und auch noch Rot sah. Aller Eifer und Wagemut halfen den Hamburgern dann nicht mehr weiter. Das Spiel war kaputt und Arsenal schlau genug, die Vorteile auszuspielen.

Der HSV fand ordentlich in die Partie und ließ nichts erkennen vom Kummer des Ligastarts sowie der Pokalblamage. Getrieben vom feurigen Publikum ging es mutig nach vorn. Sanogo verpasste gleich nach sechs Minuten eine Ljuboja-Flanke nur knapp, gleich darauf schoss der Serbe selbst aufs Tor, verzog die Kugel vom Strafraumeck aber um einen Meter. Arsenal hatte die Zeit genutzt, sich zu sortieren und mit Gegner und Spielgerät anzufreunden. Gleich der erste Angriff zeigte dann, dass keine üble Mannschaft zu Gast war. Nach einem wundervollen Spielzug tauchte van Persie frei vor Kirschstein auf und schaffte es mit einem flinken Haken, den Schlussmann zu umspielen. Dieser fuhr noch die Pranke aus und brachte den Niederländer zu Fall. Schiri Fröjdfeldt zeigte sofort auf den Punkt und kannte kein Erbarmen mit Kirschstein: Rot. Ersatzkeeper Wächter hätte sich direkt empfehlen können, doch Gilbertos Schuss war unhaltbar (10.). Nun war das Spiel adhoc ein anderes; Arsenal war komfortabel ausgestattet und trieb mit Vorsprung und Überzahl im Rücken gefährliche Keile in Hamburgs Abwehr. Mehrmals noch war Wächter vor dem Wechsel gefragt, vor allem von van Persie, der es immer wieder versuchte (21./26./41.). Ein Schuss des Ivorers Eboué schrammte außerdem nur knapp am langen Eck vorbei. Gegen Ende des Durchgangs richteten sich aber auch die Hamburger wieder auf und hätten mit etwas Glück durch Kompanys Kopfball zum Ausgleich kommen können (31.). Erstmals musste dann auch Jens Lehmann eingreifen, als er eine Demel-Flanke vor Sanogo wegfaustete (44.).

Neu justiert und guter Dinge kam der HSV auf den Rasen zurück und stellte sich auf geduldige Ausgleichsversuche ein. Doch es passierte das gleiche wie im ersten Durchgang. Gut 25 Meter vor dem Tor legte sich Rosicky den Ball zurecht und wurde nicht angegriffen. Trocken und sehenswert zog der Tscheche ab - und traf genau in den Winkel (53.). Wieder war es der erste Londoner Angriff. Thomas Doll reagierte sofort und brachte Mahdavikia, wohl aber auch um das Publikum bei Laune zu halten. Noch war lange zu spielen, trotzdem war die Euphorie einer Ernüchterung gewichen. Nicht nur die bitteren Gegentreffer lagen den Gastgebern auf der Seele, vor allem auch die Unterzahl lähmte bald die Beine. Kaum mehr ein Zuspiel kam wirklich in der Spitze. Zudem stand nicht irgendein Gegner auf dem Rasen, sondern der Vorjahresfinalist, der bis dahin nicht einmal viel fürs Spiel getan hatte und doch so sicher führte. Selbstvertrauen tanken konnte einzig Stefan Wächter, der sowohl gegen Adebayor (55.) als auch abermals van Persie, der aus 30 Metern einen Freistoß aufs Tor knüppelte, glänzend parierte (66.). Auch Gilberto war nicht weit vom dritten Londoner Treffer entfernt (77.). So hatten die Gastgeber am Ende gar etwas Glück, dass Arsenal das Ergebnis nur verwaltete und nicht gnadenlos nach weiteren Treffern dürstete. Statt dessen wurde es noch für ein paar Sekunden spannend, als Sanogo auf Zuspiel Jarolims doch noch zum Anschluss traf (90.). Doch es blieb ein kühler Schauer auf den Rücken der Gäste, die letztlich völlig ungefährdet siegten, weil das Spiel nach dem Elfmeter niemals wieder offen war.

Maik Großmann

Vielleicht wird ja jetzt der Platz schlechtgeschrieben oder die farbigen Schuhe.

— Ralf Fährmann Nach dem Sieg in Köln zu den häufigen Negativ-Schlagzeilen über Schalke 04