Champions League 2006/2007 - Halbfinale - Mi., 25.04.2007 - 20:45 Uhr
1:0
HZ - 1 : 0

Fast auf Augenhöhe

Schoss nach schöner Vorlage ein noch schöneres Tor: Joe Cole

Schoss nach schöner Vorlage ein noch schöneres Tor: Joe Cole

Schoss nach schöner Vorlage ein noch schöneres Tor: Joe Cole

Das zweite Halbfinale erreichte nie den Blutdruck des Vorabendspiels, was allerdings auch daran lag, dass sich beide Teams in- und auswendig kannten. Chelsea tat im ersten Durchgang mehr und kam zu einem fantastischen Führungstor. Nach der Pause holte Liverpool viel Versäumtes nach, rieb sich dabei aber so sehr auf, dass es die Blauen wieder stark machte. Fürs Rückspiel verriet der enge Kampf am Ende wenig.

Da auch Michael Ballack verletzt nicht dabei war, hatte es Markus Merk als einziger Deutscher ins Halbfinale geschafft. Woran es dem Bundesliga-Fußball fehlte, sah man allerdings früh. Torchancen ergaben sich zwar selten, doch welches Tempo und welche Athletik das Spiel beider Mannschaften auszeichnete, war von Beginn an ein Augenschmaus. Nachdem eher Liverpool bis dahin vorgefühlt hatte, eröffnete Chelsea den Abend gleich mit einer Riesentorchance. Coles Flanke von rechts landete über Drogba bei Shevchenko, der den Ball so galant abschirmte, dass Lampard heranspurten und direkt vom Fuß seines Kollegen abziehen konnte. Obwohl aus zehn Metern eine wahre Kanonenkugel auf Reina zuflog, schaffte der es aber, den Mordsschuss zu parieren (8.). Liverpool fand sich danach wieder besser zurecht, allerdings nahm der Druck der Gastgeber in einem Maße zu, dass dagegen kaum ein Kraut gewachsen war. Drogba wurde zum Hauptadressaten der vielen Zuspiele aus dem Mittelfeld, weil sein Eins-zu-eins-Spiel dem Gegner am meisten Kummer bereitete. Nicht von ungefähr ging auf sein Konto dann auch das 1:0, für das Chelsea ganze drei Stationen brauchte. Aus dem eigenen Strafraum brachte Carvalho die Kugel zum Ivorer, der innerhalb einer Sekunde damit schon am anderen Sechzehner stand. Dort nahm er Fahrt auf und wand sich wie an einer Slalomstange um Agger herum, der alles aus sich herausholte, aber einfach nicht mithalten konnte. Ungeheuer präzise passte Drogba dann in die Mitte, wo Joe Cole halb im Sturz zum Schuss kam und genau in den Winkel traf (29.). Höchstens eine halbe Torchance fand Liverpool dann noch zur Antwort, insgesamt waren die Gäste schon jetzt allerdings Chelseas Qualitätsfußball nicht mehr gewachsen.

Etwas unerwartet gelang den Reds bald eine Trendwende. Spätestens mit der Einwechslung Peter Crouchs übernahm Liverpool das Kommando und hätte auch sofort den Ausgleich erzielt, hätte Chech nicht Gerrards Volleyschuss mit einer Wahnsinnstat noch aus der Ecke geschnappt (53.). Die Gäste waren nun aktiver, bissiger und viel mehr unterwegs als der Gegner, nur stand der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag, denn Torchancen entstanden nahezu keine. So still es wiederum um Chelsea geworden war, so berechnend lagen die Gastgeber doch auf der Lauer. Dass gefährliche Konterattacken ausblieben, lag an der fehlenden Risikobereitschaft; solange Liverpool seine Räume nicht aufsperrte, hielt sich das Mourinho-Team an die Verwaltung. Nach einer sehr langen Weile tauchte dann Drogba mal wieder auf, schoss aus der Drehung aber zu ungenau, um Reina zu bezwingen (75.). Sofort biss der Hauptstadtklub noch ein zweites mal zu, Lampards fantastischer Schuss aus halber Höhe landete aber ebenfalls in den Fängen von Reina (77.). Inzwischen war klar, dass Chelsea sich etwas Luft aufgespart hatte, um den Vorsprung gegen Ende noch zu verdoppeln. Weil sich Liverpool aber leidenschaftlich wehrte, diente der Schlussspurt lediglich der Ergebnissicherung, denn trotz italienischem Ergebnis blieb die Begegnung bis zum Ende ein typisch englischer Fußballkampf, dessen Regisseur zumeist nur Chelsea war.

Maik Großmann

Vertonghen sieht aus wie ein Engel, kann aber spielen wie ein Raubein.

— Sandro Wagner, DAZN, im Spiel Benfica Lissabon - FC Bayern (0:4).