Champions League 2007/2008 - Finale - Mi., 21.05.2008 - 20:45 Uhr
1:1
HZ - 1 : 1FT - 0 : 0Verl. - 1 : 1

ManU zum dritten Mal Champion

Ihm blieb, wie schon 2002 mit Leverkusen, trotz guter Leistung nur der zweite Platz: Michael Ballack

Ihm blieb, wie schon 2002 mit Leverkusen, trotz guter Leistung nur der zweite Platz: Michael Ballack

Ihm blieb, wie schon 2002 mit Leverkusen, trotz guter Leistung nur der zweite Platz: Michael Ballack

Im ersten rein englischen Finale der CL-Geschichte füllten die Teams 55 Minuten lang die ihnen zugedachten Rollen vollständig aus: Die angriffslustigen Red Devils hatten das Sagen und Chelsea praktizierte risikolosen Kraftfußball. Dann krochen die Londoner plötzlich aus der Höhle und rissen ihrem Gegner das Zepter aus der Hand. Der Sieger wurde aber erst im Elfmeterschießen ausgerufen.

Sowohl Manchesters Trainer Alex Ferguson als auch sein Pendant Avram Grant konnten ihre beste Elf aufs Parkett schicken. Und so zeigten die Mannschaften nach einer zehnminütigen Abtastphase auch haargenau das, was man von ihnen erwartet hatte. Während United den Weg nach vorne einschlug, verbarrikadierten sich die Blauen in der eigenen Hälfte. Erstmals zittern musste Chelsea in der 16. Minute, als Hargreaves knapp unter einer Hereingabe des im ersten Durchgang sehr aktionsfreudigen Ronaldo hersegelte. Die zweite gute Attacke des englischen Meisters brachte dann schon das 1:0: Scholes spielte an der rechten Außenlinie auf engstem Raum einen doppelten Doppelpass mit Brown, der daraufhin nach innen flankte, wo der von Essien unbewachte Cristiano Ronaldo sicher ins linke Eck einköpfte (26.). Damit baute der Portugiese seine Führung in der Torschützenliste auf acht Treffer aus. Wer nun dachte, die Londoner würden sich ins Geschehen einklinken und ebenfalls Abschlüsse anstreben, wurde eines Besseren belehrt. Didier Drogba stand einsam und verlassen in der Spitze und war gegen die bärenstarke ManU-Innenverteidigung Ferdinand/Vidic chancenlos. Seinen Premiereneinsatz hatte Manchesters Keeper van der Sar erst in der 34. Minute, als er von Mitspieler Rio Ferdinand geprüft wurde, der vor dem einschussbereiten Ballack per Kopf geklärt hatte. Im Gegenzug musste sich Blues-Schlussmann Petr Cech mächtig strecken, um einen Flugkopfball von Tevez und den anschließenden Carrick-Nachschuss zu entschärfen (35.). Uniteds Pausenführung schien beschlossene Sache, doch dann landete ein zweifach abgefälschter Distanzversuch Essiens genau bei Frank Lampard, der aus acht Metern den schmeichelhaften Ausgleich markierte (45.).

Nach dem Seitentausch ging die Partie zunächst ihren gewohnten Gang: Die Roten Teufel gaben den Rhythmus vor und Chelsea reagierte. Nach zehn Minuten änderte sich dann allerdings das Bild, denn der englische Vizemeister nahm einen etwas zu hoch angesetzten Schuss von Michael Essien zum Anlass, die passive Spielweise abzulegen und ManU auf seine Defensivqualitäten zu testen. Aber auch Ballack, der eine anständige zweite Halbzeit hinlegte und es aus der Ferne probierte (57.), sowie Kopfballspieler Terry (66.) verfügten nicht über die nötige Zielgenauigkeit. Manchester war nun wie gelähmt und kam immer einen Schritt zu spät. So auch Ferdinand, der in der 77. Minute im Strafraum Florent Malouda zu Fall brachte – der fällige Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Michel blieb jedoch aus. Nur 60 Sekunden darauf war United erneut im Glück, als Drogba aus 25 Metern nur den Außenpfosten traf. Je näher das Ende rückte, desto größer wurde auf beiden Seiten die Angst vor einem möglicherweise entscheidenden Fehler. In der 87. Minute setzte Ferguson dann aber noch einmal ein offensives Zeichen und brachte für Scholes Flügelstürmer Ryan Giggs, der mit seinem 759. Pflichtspieleinsatz für die Red Devils den legendären Bobby Charlton als Rekordhalter ablöste. Am Ergebnis änderte sich allerdings nichts mehr, so dass die Akteure eine Zusatzschicht einlegen mussten.

In der weitgehend ausgeglichenen Verlängerung gab es genau drei nennenswerte Szenen: Einen Lattenschuss von Lampard (94.), einen Versuch von Giggs, den John Terry in höchster Not mit dem Kopf klärte (100.), und eine Rote Karte für Drogba nach einer Backpfeife für Vidic (116.). Somit musste, wie bei allen vorangegangenen Champions-League-Endspielen, die in die Extrazeit gegangen waren, ein Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Nachdem von den ersten neun Schützen nur Ronaldo gescheitert war, hatte Terry den Sieg auf dem Fuß. Der Chelsea-Kapitän rutschte jedoch weg und setzte die Kugel deshalb an den Pfosten. Als nächstes verwandelten Anderson, Kalou und Giggs, ehe Edwin van der Sar den Schuss Anelkas abwehrte und ManU nach 1968 und 1999 zum dritten Mal den wichtigsten aller Vereinstitel sicherte.

Christian Brackhagen

Selbst der Elch hat mehr gekämpft als ihr!

— Harlekins Berlin 1998 auf einem Spruchband beim Heimspiel nach der Auswärtsniederlage von Hertha BSC im schwedischen Östersund. Auf der Rückfahrt kollidierte ein Fanbus mit einem Elch.