Champions League 2007/2008 - Gruppenphase - Di., 11.12.2007 - 20:45 Uhr
3:0
HZ - 1 : 0

Ohne Durchschlagskraft im Hexenkessel

Vorne glücklos, hinten fehlerhaft:
<br>Naldo

Vorne glücklos, hinten fehlerhaft:
Naldo

Vorne glücklos, hinten fehlerhaft:
Naldo

Der Sieg über Madrid hatte Werder die Chance eröffnet, sich mit einem Dreier im abschließenden Gruppenspiel fürs Achtelfinale zu qualifizieren. Doch gegen Piräus fehlte den Hanseaten im Angriff die Abschlussstärke und in der Defensive die Konzentration. Wenigstens reichte es insgesamt noch zum dritten Platz und damit zur Teilnahme am UEFA-Pokal.

Die Begegnung begann für die Schaaf-Elf, die unter anderem ohne den grippegeschwächten Per Mertesacker auskommen musste, durchaus verheißungsvoll: In der achten Minute ließ Olympiakos-Schlussmann Nikopolidis einen Versuch von Diego nach vorne abprallen, aber Sanogo wurde beim Nachsetzen bedrängt und schoss deshalb am Kasten vorbei. Es sollte für einige Zeit die einzige Bremer Gelegenheit bleiben. Denn die Hausherren, denen ihr gelbgesperrter Kapitän Djordjevic fehlte, legten in den Zweikämpfen die gleiche Entschlossenheit an den Tag wie ihre heißblütigen Anhänger auf den Rängen des rappelvollen Georgios Karaiskakis. Da bei den im Passspiel zu ungenauen Bremern dieser Wille in der ersten Halbzeit nur unzureichend ausgeprägt war, ging Piräus in der zwölften Minute mit 1:0 in Führung. Als sich gleich mehrere Gästespieler nicht darüber einig waren, wer Ieroklis Stoltidis zu attackieren hatte, zog der Linksfuß aus 25 Metern wuchtig ab und traf ins lange Eck – mehr als eine leichte Berührung mit den Fingerspitzen war für Werders Keeper Tim Wiese nicht drin. Die Griechen spürten, dass ihr Kontrahent reif für einen weiteren Gegentreffer war und wollten nachlegen. Lua Lua mit einem Außenristschuss (14.) sowie per Volleyversuch im Anschluss an eine Ecke (16.) hätte das Vorhaben um ein Haar in die Tat umgesetzt. In dem Wissen, auch bei einem Unentschieden ins Achtelfinale einzuziehen, überließ Olympiakos nach den vergebenen Chancen den Bremern den Ball und igelte sich vollzählig in der eigenen Hälfte ein. Dennoch wurden die Norddeutschen, die aufgrund der größeren Spielanteile nun an Sicherheit gewannen, einige Male gefährlich. In der 24. Minute konnte der alles andere als unbezwingbare Nikopolidis einen Versuch von Borowski nicht festhalten, war dann jedoch gegen den einschussbereiten Sanogo zur Stelle. Ebenso kurz vor dem Ausgleich standen Naldo, der eine Ecke Diegos am Tor vorbeiköpfte (33.), und Daniel Jensen mit einem 20-Meter-Schuss (37.). Die hochprozentigste Möglichkeit besaß allerdings Piräus, das auf den wieselflinken Lua Lua und dessen Konterstärke vertraute. So stand Kovacevic nach einem schönen Außenristpass des Kongolesen plötzlich frei vor Wiese, der aber schnell den Winkel verkürzte (41.) und damit für ein aus Werder-Sicht erträgliches Pausenresultat sorgte.

Erwartungsgemäß verhielt sich der griechische Rekordmeister auch nach dem Seitenwechsel passiv und lauerte auf Bremer Fehler. Diesen Gefallen taten die nun zielstrebigeren Gäste ihrem Gegner jedoch zunächst nicht. Stattdessen hatten sie in Person von Naldo, der bei einem Eckstoß von Diego am höchsten stieg, die Riesenchance zum 1:1. Dumm nur, dass der früh für den verletzten Patsatzoglu eingewechselte Mendrinos auf der Linie stand und die Situation bereinigte (48.). Nach wie vor ließen die Hanseaten die letzte Präzision und Konsequenz im Abschluss vermissen, wie allen voran Boubacar Sanogo bewies. Zunächst mit einem abgefälschten Schuss gescheitert (62.), köpfte der Ivorer nur wenige Sekunden später eine Hereingabe von Fritz aus bester Position genau auf die Mitte, so dass Nikopolidis keine Mühe hatte zu parieren. Weil zu der fehlenden Durchschlagskraft auch noch Nachlässigkeiten in der Deckungsarbeit kamen, fiel innerhalb weniger Minuten die Entscheidung zugunsten der Platzherren. Nachdem Stürmer Darko Kovacevic eine Stoltidis-Flanke von der linken Seite aus elf Metern eingenickt hatte (70.), revanchierte sich der Torschütze, indem er eine Ecke in Richtung Stoltidis köpfte. Der nahm die Kugel mit dem Rücken zum Gehäuse an, drehte sich an Fritz und Wiese vorbei und schoss aus kurzer Entfernung ein (74.). Vor allem Naldo begab sich bei den Gegentreffern in die Rolle des bewegungslos erstarrenden Zuschauers. Ein weiterer Fauxpas des Innenverteidigers im Aufbauspiel hätte das Debakel kurz vor dem Ende beinahe perfekt gemacht. Torosidis, der alleine auf Wiese zulief und es mit einem Lupfer probierte, fand jedoch nicht am aufmerksamen Schlussmann vorbei (88.). Als Tabellenzweiter durfte sich Olympiakos erstmals seit acht Jahren wieder über den Einzug in die Runde der letzten 16 freuen.

Christian Brackhagen

Die Hitze gilt für alle Spieler.

— Stefan Kuntz, FC Kaiserslautern, nach einer Hitzeschlacht bei Eintracht Frankfurt (0:1)