Champions League 2007/2008 - Gruppenphase - Di., 02.10.2007 - 20:45 Uhr
0:2
HZ - 0 : 0

Am Nasenring vorgeführt

Eingewechselt, Tor geschossen, ausgewechselt: Carles Puyol

Eingewechselt, Tor geschossen, ausgewechselt: Carles Puyol

Eingewechselt, Tor geschossen, ausgewechselt: Carles Puyol

Gute 20 Minuten gab sich Stuttgart als Herr im eigenen Haus, nutzte sein kurzes Hoch aber nicht aus und zahlte anschließend das übliche Lehrgeld. Zwar ging Barcelona zu einem jähen Zeitpunkt in Führung. Der erste und der letzte Abschnitt des Spiels gehörten den Gästen aber so eindeutig, dass es den Deutschen Meister beschämen musste.

Ehe Mario Gomez das erste Mal das Tor anvisierte (10.), war den Schwaben bereits ein erster Schreck in die Glieder gefahren. Messi hatte nach einem Tanz im Strafraum trocken zu Deco gelegt und der ebenso ansatzlos aus 20 Metern den Pfosten getroffen. Stuttgart hatte zu Anfang ganz wenig zu melden, ließ sich von Barcas ersten Aktionen so einschüchtern, dass sehr bald schon gar nichts mehr ging. Ronaldinhos Freistoß (12.) senkte sich noch einen Meter neben das Tor, anschließend aber war immer wieder Raphael Schäfer gefragt, besonders gegen Messi, der ihn nur aus reinem Eigensinn aus wenigen Metern nicht überwand (20.). Keine Minute später vertändelte Messi die nächste Großchance, bevor Schäfer auch noch gegen Henry rettete (24.). Völlig beliebig ließ Barcelona zu dieser Zeit die Kugel kreisen und konnte sich die beste Chance zur Führung aussuchen. Als sich die Gäste nicht entscheiden konnten, legte Stuttgart jedoch den Hebel um: Boka flankte von links auf Gomez, dessen ersten Kopfball Valdes an die Latte lenkte und den zweiten von der Linie griff (33.). Plötzlich war alles anders, die Schwaben warfen die Ketten ab und spielten richtig packenden Fußball. Cacau (37.) und Farnerud (44.) nutzten das Übergewicht zu Schüssen aus dem Hinterhalt, und Sekunden vor der Halbzeit verpuffte sogar noch eine Großgelegenheit, als Gomez aus der Halbposition abzog und Farnerud am langen Pfosten ohne Ball ins Tor rannte. Zur Pause war sogar eine VfB-Führung möglich, obwohl die lässigen Spanier das Spiel längst hätten entschieden haben können.

Noch gute fünf Minuten loderte das Feuer, Farnerud vergab direkt wieder eine gute Chance (46.), dann pustete Barca es einfach aus. Ronaldinho kam nach einer Ecke frei zum Kopfball und schloss unsauber ab. Statt ihn Schäfer zu überlassen, klärte Gomez den Ball aber zu Puyol, der schon nach fünf Minuten für den verletzten Marquez gekommen war und das Leder nun kalt versenkte (53.). Zwölf Minuten später ließ der Schütze sich wieder auswechseln. Schon mit diesem Schock war den Schwaben das Herz in die Hose gerutscht, eine Viertelstunde nach dem 0:1 verloren sie dann den letzten Mut. Einmal mehr war es Messi, dessen Antritt für Raunen auf den Rängen sorgte und dessen Zuspiel Henry so gekonnt verarbeitete, dass der Argentinier selbst nur noch abdrücken musste. Wieder war etwas Zufall im Spiel, weil Hilbert den Ball erst über die Linie abfälschte. Von Glück allerdings konnte keine Rede sein, denn Barcelona bediente sich am Spiel wie an einem reich bestückten Büffet. Eine Demütigung war es, wie Deco, Messi und Henry sich die Kugel mit der Hacke hin und her passten, aber Messi verschenkte die Chance zum 0:3 (73.), so wie die Gäste es ohnehin beim normalen Sieg bewenden ließen. Einen kurzen Spalt war die Tür im ersten Abschnitt geöffnet gewesen, Stuttgart aber hatte seine Möglichkeiten nicht genutzt und blieb nach dem 0:1 schließlich ohne jede Handhabe. An der Klasse des Gegners zerbrachen die Schwaben aussichtslos.

Maik Großmann

Der BVB ohne Südtribüne ist wie Fußball ohne Ball.

— Hans-Joachim Watzke zur Sperrung der Südtribüne im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg