Vor der Pause kalt erwischt

Seine Auswechselung verärgerte die Barca-Fans: Der agile Bojan Krkic

Das Rückspiel bot eine gedrehte Optik, aber den gleichen Ausgang wie in Gelsenkirchen: Ein in der Entstehung glücklicher Treffer machte den spanischen Favoriten zum zweiten Mal zum 1:0-Sieger gegen Schalke und damit den Einzug der Katalanen ins Halbfinale perfekt.

Schalke wiederholte nicht den Fehler des Hinspiels, erst einmal abzuwarten, was der Gegner anzubieten hat. Die offensive Ausrichtung, mit den Angreifern Asamoah, Kuranyi und - etwas zurückhängend - Altintop, versetzte die Knappen vom Anpfiff an in die Rolle eines aggressiven Teams, das entschlossen seine Chance sucht. Beherzt wurde Barca früh attackiert und der Lohn des Aufwandes zahlte sich auch in Torchancen aus. Kuranyi, Jones und Asamoah hatten bereits innerhalb der ersten 20 Minuten Möglichkeiten, den 0:1-Rückstand von Gelsenkirchen wettmachen - das mangelhafte perfekte Timing im Abschluss blieb jedoch der Schwachpunkt der Slomka-Mannen. Manuel Neuer hatte in der Anfangsphase nur eine kritische Situation zu bestehen und die bestand er gegen Xavi glänzend (12.). Mit zunehmender Spielzeit versandete der Druck der Gäste, aber eine Führung der Spanier zeichnete sich deshalb wahrlich nicht ab. Eine durch Bordon unabsichtlich abgefälschte Flanke Bojans, eine darauf folgende unglückliche Rettungsaktion Krstajics mit dem Hinterkopf - und das Leder fiel Touré vor die Füße, der aus kurzer Distanz zur unverdienten Halbzeitführung Barcas einschoss (43.).

Nun entwickelte sich die Partie konträr zum Bild aus dem Hinspiel, als Schalke die zweiten 45 Minuten dominierte. Mit der Führung im Rücken spielte Barcelona merklich sicherer und hatte auch den Ausbau des Vorsprunges auf dem Fuß (49., Henry/51., Iniesta). Jungstar Bojan Krkic, dessen Auswechselung (73.) Trainer Rijkaard lautstarke Pfiffe einbrachte, ließ sein Talent mit schnellen Antritten und feinen Dribblings aufblitzen, auch wenn er auf der rechten Seite mit Westermann auf den Schalker Gegenspieler traf, von dem noch am deutlichsten ein Aufbäumen der Gäste im zweiten Spielabschnitt zu sehen war. Der große Druck war weg; letzte viel versprechende Ansätze blieben Rafinhas abgeblockter Vorstoß in Barcas Strafraum (61.) und Kuranyis Abspielversuch, als ein Schuss angebrachter gewesen wäre (80.). Die Gastgeber gewannen mittels ihres schmeichelhaften Führungstreffers die nötige Sicherheit, ihren Halbfinaleinzug in trockene Tücher zu bringen. Der Kommentar der spanischen Gazette „As“ ("Barca überwindet Schalke mit Angst, Glück und wenig Fußball“) gab die 93 Minuten recht treffend wieder und passte auch für das komplette Duell mit Schalke.

André Schulin