Champions League 2008/2009 - Finale - Mi., 27.05.2009 - 20:45 Uhr
2:0
HZ - 1 : 0

Wieder kein Double

Finalschütze und zugleich neuer Champions-League-Torschützenkönig: Lionel Messi

Finalschütze und zugleich neuer Champions-League-Torschützenkönig: Lionel Messi

Finalschütze und zugleich neuer Champions-League-Torschützenkönig: Lionel Messi

Über ein Jahr lang hatte Manchester United Europa in Angst und Schrecken versetzt. Pünktlich zum großen Finale, das die Chance auf die noch nie dagewesene Titelverteidigung bot, ging den Red Devils allerdings die Luft aus. Nur in den ersten zehn Minuten geriet der FC Barcelona unter Druck, ging wie aus dem Nichts dann in Führung und vergoldete mit einem erstaunlich lockeren 2:0-Erfolg schließlich seinerseits eine historische Saison.

Wenn man auf diesem Niveau überhaupt einen Favoriten ausloben konnte, dann lag das daran, dass die Katalanen erhebliche Abwehrsorgen plagten, wogegen Sir Alex Ferguson bis auf den rotgesperrten Darren Fletcher aus dem Vollen schöpfen konnte. Die ersten Aktionen bestätigten genau diesen Umstand. ManU drückte sofort aufs Gas und versuchte den Gegner so zügig wie möglich zu überrumpeln. Als Park noch nach wenigen Sekunden einen Ronaldo-Freistoß fast zum 1:0 abgestaubt hätte, ahnte noch niemand, dass er damit bereits Manchesters beste Chance des ganzen Spiels vertan hatte. Wenig später zumal schoss erneut Ronaldo nur knapp am linken Pfosten vorbei (7.). Der FC Barcelona wusste in dieser Phase kaum wie ihm geschah und versuchte so verzweifelt wie hektisch, sich zu einer stabileren Einheit umzusortieren. Als der Herausforderer dann aber ein erstes Mal konterte, wirkte alle Unsicherheit wie ein riesengroßer Bluff: Ein scharfes Zuspiel Iniestas erreichte Eto’o, der mitten im Strafraum Vidic und Carrick wie zwei Schuljungen versetzte und auch van der Sar mit seinem trockenen Abschluss schlecht aussehen ließ – aus einem bedenklichen Untergewicht hatte Barca damit plötzlich eine Führung gezaubert (10.). Noch überraschender als der Spielstand war allerdings die Reaktion des Englischen Meisters. Denn Manchester kam mit der Situation überhaupt nicht zurecht, traute sich nichts mehr zu und jagte seinerseits den Bällen nur noch verzweifelt hinterher. Zwei Einzelaktionen Ronaldos (20./24.) sorgten zwischendrin noch für Aufsehen. Als Mannschaft aber funktionierte die Guardiola-Elf nun wesentlich besser und hätte bis zur Pause auch noch weiter enteilen können. Die beste Möglichkeit hierzu vergab der allmählich in Fahrt kommende Messi (19.).

Schon jetzt brachte Alex Ferguson mit Tevez einen weiteren Stürmer ins Spiel. Barcas Überlegenheit aber wuchs trotzdem immer weiter an und brachte gleich wieder zwei hervorragende Einschusschancen hervor; unter anderem donnerte Xavi einen direkten Freistoß an den Pfosten (51.). Auf Manchesters Antwort wurde minütlich gewartet. Alles, was die sonst so unzähmbaren Red Devils aber zustande brachten, waren eine Ausgleichsgelegenheit durch Park, die erst ein Abwehrpatzer ermöglichte, und eine ganz allmähliche Rückfuhr des spanischen Übergewichts. Gerade aber als ManU sich so richtig auftürmen wollte – mit Berbatov stand bereits Angreifer Nummer vier auf dem Feld - , setzte Barca den entscheidenden Schlag. Wieder war es ein Konter, der Manchester entblößte, denn Xavis Flanke von rechts erreichte den kleinen Messi derart ungedeckt, dass er sich schräg in die Luft stellen und ein höchstseltenes Kopfballtor erzielen konnte (71.). Mit Wut im Buch rannten die Briten nun noch einmal an. Nachdem Ronaldo die direkte Anschlusschance versemmelt hatte, wussten sie aber nur noch harte Attacken wie die des eingewechselten Scholes beizumengen, der Sergi Busquets beinahe die Beine brach. Bis zum Schluss blieb der Auftritt der Red Devils, die angetreten waren, um als erster Klub überhaupt die Champions-League-Krone zu verteidigen, eine große Enttäuschung. Ganz anders die Katalanen, die ihren Gegner ursprünglich hatten verzaubern wollen, ihm dann aber intelligent und besonnen das Handwerk legten. Zum dritten Mal nach 1992 und 2006 stemmte Barcelona damit den Ohrenpokal in die Luft und feierte nebenbei einen Erfolg, den noch kein spanisches Team vorher jemals hinbekommen hatte: Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Triumph in einer einzigen Saison.

Maik Großmann

Das Einzige, was live und ehrlich ist, das ist der Fußball. Und nicht der andere Mist.

— Fußball-Idol Paul Breitner zu seinem 70. Geburtstag, über Fußball im TV.