Champions League 2008/2009 - Gruppenphase - Mi., 26.11.2008 - 20:45 Uhr
2:2
HZ - 0 : 0

Raus ohne Applaus

Symbol des Bremer Scheiterns:
<br>Torschütze und Chancentod Hugo Almeida

Symbol des Bremer Scheiterns:
Torschütze und Chancentod Hugo Almeida

Symbol des Bremer Scheiterns:
Torschütze und Chancentod Hugo Almeida

Nach drei verschlafenen und einer desolaten Partie mutete Werder seinen Fans diesmal ein grausames Wechselbad zu. Besten Bemühens spielten die Hanseaten in ihrer Schicksalsbegegnung anfangs auf Sieg und kehrten nach haarsträubendem Rückstand dann wieder zurück, um kurz vor Schluss den Erfolg schließlich doch zu verschenken. Selbst für den UEFA-Pokal brauchte es damit nun ein mittleres Wunder.

In seinen ersten vier Auftritten hatte Werder schon sehr viel kaputt gemacht und war einem Sieg zum Teil geschickt aus dem Weg gegangen. Trotz alledem hatte die Schaaf-Elf ihr Schicksal aber noch selbst in der Hand und zeigte zunächst nun auch den glaubhaften Willen, das Blatt noch zu wenden. Tosic etwa bewies zusammen mit Özil auf der linken Seite viel Fleiß, ebenso wie Diego den Ball ständig forderte und auch Torsten Frings stets präsent war. Da Famagusta wie im Hinspiel lediglich mauerte, kam ein schönes Spiel niemals zustande. Allein der Entschlossenheit und Konzentration, mit der Werder zu Werke ging, entsprangen allerdings einige Chancen, von der Pizarro kurz vor der Halbzeit die beste vergab, als er eine Flanke aus kurzer Distanz nicht verwertete (42.). Distanzschüsse von Diego (22.) und Frings (15.) sowie ein plötzlicher Lattenknaller von Almeida weit jenseits des Strafraums (29.) komplettierten das Bild der Bremer Überlegenheit. Einen Dämpfer wiederum gab es schon nach wenigen Minuten, als Diego eine harte Gelbe Karte bekam und so mit dem Wissen zu Ende spielen musste, im finalen Gruppenspiel gesperrt zu sein. Als Naldo und Wiese-Vertreter Vander je einmal patzten und es sofort vor dem Tor brandgefährlich wurde, zeigte sich zudem, wie schnell Werders Kartenhaus auch zusammenfallen konnte.

Eine Viertelstunde noch hatten die Gäste die Chance zu vermeiden, was dann auf sie hereinbrechen sollte und wovor sie sich die ganze Zeit schon spürbar auch fürchteten. Almeida und vor allem Pizarro, der eine Frings-Flanke aus bester Lage mit dem Kopf nicht erwischte (54.), vergaben allerdings. Wenig später dann geschah es: Anorthosis, inzwischen um einen Stürmer verstärkt, nutzte gleich seine erste echte Gelegenheit, um nach einer billigen Ecke mit 1:0 in Führung zu gehen. Torschütze war Joker Nikolaou, den Fritz am langen Pfosten völlig allein gelassen hatte (62.). Als nun Charakter gefragt war, blieb Werder sich treu, rannte dem Underdog blindlings ins offene Messer und kassierte per Konter durch Savio sofort das 2:0 (68.), nachdem bereits Hawar ganz allein vor Vander aufgetaucht war (64.). Ein weiteres Debakel schien auf dem Weg, zumal den entfesselten Zyprern die Funken nun schier aus den Augen sprühten. Doch als sich mancher Bremer Fan bereits abwenden wollte, kippte die Begegnung völlig unverhofft zurück. Mit einem glücklichen Elfmeter verkürzte Diego auf 2:1 (72.) und gab damit das Signal für den eigentlichen Sturmlauf. Jetzt nämlich, als alles schon zu spät schien, begannen die Grün-Weißen wie noch nie in dieser Gruppenphase sich endlich zu zerreißen und kesselten Famagusta so unentrinnbar ein, bis Hugo Almeida nach einem traumhaften Spielzug tatsächlich das 2:2 gelang (87.). Famagusta taumelte, und Werder drückte weiter, schien das Wunder wahrhaftig zu schaffen. Doch dann, keine Minute nach dem Ausgleich, lief derselbe Almeida allein auf Torwart Nagy zu und vergab diese Riesenchance auf eine Weise, dass man ihm sämtliche Arbeitspapiere sofort in die Hand drücken wollte. In einem einzigen Spiel offenbarte Bremen damit exemplarisch seinen derzeitigen Zustand, nämlich sowohl, wozu es eigentlich fähig ist als auch, warum es in der Königsklasse momentan nichts zu suchen hat. Auch die Resthoffnung auf den dritten Platz und damit das Trostpflaster UEFA-Pokal wirkte angesichts der lösbaren Gruppe schon beinahe peinlich.

Maik Großmann

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— Jörg Wontorra