Champions League 2010/2011 - Qualifikation - Play-off - Di., 17.08.2010 - 20:45 Uhr
3:2
HZ - 3 : 1

Spurs wankten im Wankdorf

Erzielte den ersten Treffer: Senad Lulic

Erzielte den ersten Treffer: Senad Lulic

Erzielte den ersten Treffer: Senad Lulic

Mit einem 3:2 Sieg nach einer zwischenzeitlichen 3:0-Führung legten die Berner Young Boys für das Rückspiel in der White Hart Lane vor.

Die Berner Young Boys hatten vor dem Champions-League Playoff-Spiel gegen Tottenham Hotspur die schwere Aufgabe, die schlechten Ergebnisse der Meisterschaft wegzustecken. Zuletzt verhalfen sie Neuchâtel Xamax zum ersten Sieg, und dies erst noch im eigenen Stadion. Zudem mussten sie auf den verletzten Abwehrchef Dudar verzichten. Die Gäste von der Insel verfügen über das dreifache Budget des letzten Gegners Fenerbahce und das zehnfache der Berner. Der Saisonstart der Spurs gegen Manchester City endete unentschieden. In der gegenwärtigen Verfassung hätten die Young Boys eine ähnliche Leistung wohl kaum erreicht. Das Weiterkommen gegen die Türken war denn auch eher deren Schwäche zuzuschreiben, als der Stärke der Berner.

Der erste Aufreger gehörte dem Heimteam. Lulic traf nach zwei Minuten bereits den Pfosten. Palacios war zu spät. Torhüter Gomes wäre ebenfalls geschlagen gewesen. Kurz darauf sah Assou-Ekotto die Gelbe Karte wegen eines Fouls an Degen. Nach dem Freistoss kam wieder Lulic an den Ball und machte diesmal das Tor (4.). Die Engländer bekundeten offensichtlich Mühe mit der künstlichen Unterlage im Wankdorf und arbeiteten zudem zu behäbig. Ein Traumstart für Petkovics Truppe! Die Reaktion kam durch dos Santos, der aber in Wölfli seinen Meister fand. Es dauerte keine zehn Minuten ehe Doubaï Bienvenu alleine auf Gomes los schickte. Der Kameruner liess sich nicht zweimal bitten (13.). Die Berner strotzten vor Spielfreude und zeigten ein völlig anderes Gesicht als in der Meisterschaft. Auch die nächste Chance gehörte ihnen, blieb aber ohne Folge. Doch damit war noch nicht Schluss. Costanzo schickte Hochstrasser, der das 3:0 markierte (28.). Unglaublich, in welcher Spiellaune sich die Berner zeigten! Redknapp reagierte und brachte Huddlestone für Assou-Ekotto. Er sah vor allem hinten Handlungsbedarf und hatte damit sicher Recht. Tatsächlich kam nun mehr Ruhe ins Spiel der Gäste. Eine Ecke kam zur Mitte, wo für einmal bei den Bernern Unordnung herrschte. Bassong profitierte und erzielte den 3:1 Pausenstand (42.).

Nach dem Wechsel kam Kranjcar für den blassen Modric. Der neue Kroate brachte spürbar mehr Schwung als sein Landsmann. Das höhere Tempo der Gäste brachte aber vorerst noch keine Gefahr vor Wölflis Tor. Die Berner stellten ihre Offensivbemühungen fast vollständig ein und liessen die Engländer anrennen. Die neue Taktik zeitigte Erfolg. Petkovic wechselte seine Nummer 10, Costanzo, für Christian Schneuwly aus, Redknapp seine Nummer 10, Keane, für Defoe ein. Ein taktisches Foul von Bienvenu brachte ihm die erst zweite Karte in dieser ansonsten fairen Partie. Acht Minuten vor Schluss führte das erhöhte Tottenham-Pressing endlich zum Erfolg. Pavlyuchenko verwertete ein Zuspiel von Keane aus spitzem Winkel. Zuvor vergbab Schneuwly zwei grosse Chancen für das Heimteam. In der letzten Minute nutzte Petkovic seine zweite Wechselmöglichkeit und brachte Raimondi für Degen. Aber auch die Spurs schienen nicht mehr mit aller Vehemenz auf den Ausgleich zu drängen. Die Nachspielzeit wurde abgespult. Am Schluss blieb das 3:2, das aus Berner Sicht ein tolles Resultat war, nach der 3:0 Führung aber keine uneingeschränkte Euphorie auslöste.

Andreas Beck, Bern

Die Gehälter der heutigen Profis sehe ich als Schmerzensgeld. Ich war ein freier Mann.

— Weltmeister Paul Breitner im Interview mit SPORT BILD, zu seinem 70. Geburtstag.