Champions League 2010/2011 - Viertelfinale - Di., 05.04.2011 - 20:45 Uhr
2:5
HZ - 2 : 2

Freude, Fragen, Fünferpack

Durchsetzungsstark: Schalkes zweifacher Torschütze Edu

Durchsetzungsstark: Schalkes zweifacher Torschütze Edu

Durchsetzungsstark: Schalkes zweifacher Torschütze Edu

Inter hatte im laufenden Wettbewerb schon Werder Bremen und dem FC Bayern das Nachsehen gegeben. Schalke, als dritter deutscher Gegner des Titelhalters, hätte seine Trikot-Beflockung problemlos noch um den Zusatz „Krasser Außenseiter“ erweitern können - zu übermächtig erschien der italienische Spitzenklub im Viertelfinale. Nach 93 denkwürdigen Minuten im Giuseppe Meazza-Stadion (San Siro) hatte sich die Lage aber vollkommen gedreht.

Ein Tor, das in dieser Form Seltenheitswert genießt und für sich allein schon das Eintrittsgeld wert war, eröffnete die Fußball-Gala. Ein weiter, nach vorn geschlagener Flankenball auf Milito veranlasste Schalkes Schlussmann Manuel Neuer, seinen angestammten Wirkungsbereich zu verlassen um rettend einzugreifen. Schnell auf den Beinen, war er außerhalb des Sechzehners rechtzeitig zur Stelle, um den Ball mächtig weit, fast bis zur Mittellinie, wegzuköpfen. Pech nur, dass genau dort Inter-Akteur Stankovic stand, der die Chance zu einem Geniestreich witterte. Der Serbe hämmerte die Kugel volley direkt ins Schalker Netz - ein Traumtor. Obwohl Neuer alles richtig gemacht hatte. 25 Sekunden waren gespielt.

Glaubte Inter, damit seiner Pflicht schon genüge getan zu haben? War Ralf Rangnicks offensive Aufstellung der Schlüssel zur nachfolgenden Wende? Oder waren die Italiener tatsächlich platt - mental, aufgrund der 0:3-Pleite gegen Milan und physisch wegen der hohen Belastung der letzten Wochen? Schwer einzuschätzen, welchem Punkt die größte Bedeutung zukam. Keine zwei Meinungen konnten jedoch darüber entstehen, dass Schalke eine große Leistung auf den Platz brachte. Noch bevor Matip in der 17. Minute den Ausgleich markierte, hätten Raúl und Jurado für die unbeeindruckt nach vorn spielenden Königsblauen treffen können. Für ausgeprägtes Defensivverhalten hatten beide Mannschaften nicht allzu viel übrig, und somit boten die wechselnden Torraumszenen beste Unterhaltung. Nachdem ein Abseitstor Inters zu Recht nicht anerkannt wurde (21., Eto’o), waren die Gastgeber schließlich in der 33. Minute doch noch erfolgreich, als Schalkes Abwehr dem freistehenden Milito eine Torchance schenkte. Dem einsatzfreudigen Edu war es zu danken, dass die Gäste noch vor dem Pausenpfiff egalisieren konnten. Von Baumjohann auf die Reise geschickt, wurde Edus erster Schussversuch von halbrechts noch abgeblockt. Den Abpraller brachte der Brasilianer aber in bedrängter Lage und aus spitzem Winkel im Tor unter (40.).

Milito (47., hauchdünn links vorbei) und Eto’o (48., scheiterte am glänzend reagierenden Neuer) waren drauf und dran, dem Gastgeber nochmals eine Führung zu bescheren. Als diese Druckphase Inters überstanden war, übernahm Schalke die Regie. Mit aller Souveränität vollendete zunächst Raúl die Vorarbeit Jurados und Farfans zum 3:2 für die Gäste (53.), dem 70. Champions-League-Treffer des Spaniers. Das Eigentor von Ranocchia, der eine Flanke Jurados ins eigene Netz grätschte (57.), brachte Schalkes Sieg schon fast in trockene Tücher. Inter war derart deprimiert, dass der Platzverweis für Chivu (62., gelb-rot) beinahe schon schicksalsergeben hingenommen wurde. Einzig Eto’o wehrte sich erkennbar gegen die Niederlage, blieb aber letztlich ohne Wirkung. Königsblau ließ den Ball laufen und holte weitere Chancen heraus. Längst gaben auch auf der Tribüne die etwa 5.000 mitgereisten Fans den Ton an. Zweimal noch bewahrte der Pfosten die Gastgeber vor einem höheren Rückstand, gegen Edus knallharten Drehschuss von der Sechzehnerlinie war aber kein Kraut gewachsen (75.). Mit diesem 5:2-Erfolg bekam Schalkes Halbfinaleinzug sehr konkrete Formen.

André Schulin

Die Realität ist anders als die Wirklichkeit.

— Berti Vogts