Freundschaftsspiele 2003 - Sa., 15.11.2003 - 20:30 Uhr
0:3
HZ - 0 : 1

Frankreich führte das Völler-Team nach der Pause vor

Ein Ausnahmestürmer lud zum Spektakel ein: Thierry Henry

Ein Ausnahmestürmer lud zum Spektakel ein: Thierry Henry

Ein Ausnahmestürmer lud zum Spektakel ein: Thierry Henry

Beide Teams gaben ihre anfängliche Zurückhaltung nach einigen Minuten auf. Erste Torszenen erspielten die Franzosen, indem sie zweimal Henry anspielten. Sagnols Vorlage konnte Wörns noch abfangen (6.), doch Trezeguets Zuspiel erreichte den Arsenal-Stürmer, doch er verzog um fünf Meter nach links (8.). Einem beherzten Nachsetzen von Kuranyi in der elften Spielminute entsprang der erste Hochkaräter, doch der VfB-Angreifer traf nur die Querlatte. Schneiders Direktabnahme war auch nicht ganz ungefährlich (14.). Doch im Mittelfeld dominierte vermehrt die bessere Ballbehandlung der Franzosen, die einfach sicherer kombinierten und ideenreicher kombinierten. So auch in der 21. Minute, als Lizarazu über den linken Flügel Friedrich versetzte und mit seiner Flanke auf den zweiten Pfosten Henry erreichte, dessen Kopfball Kahn nicht mehr entscheidend ablenken konnte. Nur eine Minute später prüften Jeremies und Baumann hintereinander Coupet, der zweimal in höchster Not rettete. Mit Kampf und Energie erarbeiteten sich die Deutschen in dieser Phase wieder einen Gleichstand im Mittelfeld und hatten vor der Pause noch die besseren Gelegenheiten für einen weiteren Treffer. Ballack per Freistoß (30.) und Bobic (36.) im Eins-zu-eins-Duell gegen Coupet scheiterten in beiden Fällen an dem französischen Schlussmann. Kurz vor der Pause verfehlte Trezeguet eine Zidane-Freistoß-Hereingabe per Kopf nur knapp. Größtenteils konnten die Deutschen das Spiel vor der Pause noch ausgeglichen gestalten und lagen etwas unglücklich zurück.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs verstand es kein Team, sich entscheidend durchzusetzen. Doch im Mittelfeld herrschten bereits wieder die Franzosen mit dem ewig rochierenden, technisch überragenden Zidane. Die erste Torchance ergab sich allerdings für Kuranyi, dem über halbrechts ein Durchbruch gelang. Da Bobic in der Mitte dreifach abgedeckt war, versuchte es der Stuttgarter aus spitzem Winkel per Direktschuss, doch der Ball ging nur hinter das Tor (51.). Vier Minuten später erreichte Henry kurz hinter der Mittellinie ein langer Pass. Er präsentierte eine geradezu sensationelle Ballannahme, mit der er fast gleichzeitig an Wörns vorbeizog und allein über links in den Strafraum preschte. In der Mitte war Trezeguet mitgelaufen, der den Querpass von seinem Sturmpartner maßgerecht vorgelegt bekam und den Ball nur noch über die Torlinie zu drücken brauchte. Kahn? – Ohne Chance. Ein verunglückter Schneider-Schuss nach temperamentvoller Hinkel-Vorarbeit in der 59. Minute sollte dann vorerst die letzte Torchance für die geschockten Deutschen bleiben. Frankreich hatte das Spiel nach dem 2:0 sicher im Griff, leistete sich technische Kabinettsstückchen und riss durch den teilweise zwar arg lässig spielenden Henry trotzdem immer wieder Lücken in die unsichere Abwehr der Deutschen. Vor allem Friedrich und Wörns sahen oft nur die Hacken des Franzosen, aber auch Nowottny, dessen fehlende Grundschnelligkeit einmal mehr auffiel, erwies sich als wenig gefestigt. Ein genialer Pass von Zidane "in die Gasse" auf Trezeguet leitete das 3:0-Endergebnis ein. Der Juventus-Stürmer war zentral plötzlich frei vor Kahn und schob das Spielgerät unhaltbar für den Mannschaftsführer in die linke Torecke (81.). Mehrere Auswechslungen hatten bei den Deutschen zuvor wenig bewirkt. Es fehlte vor allem an Kreativität und Laufbereitschaft im Angriff. Die Außenbahnen waren mittlerweile abgemeldet und Ballack hatte vor der Spielkunst des französischen Mittelfeldes kapituliert. Der Erfolg der "Grande Nation" - die ihrem Namen mit der aktuellen Nationalelf alle Ehre machten - war aufgrund der zweiten Halbzeit hochverdient. Das Unvermögen der Deutschen bei der Chancenverwertung in Durchgang eins verhinderte ein besseres Resultat der Völler-Buben.

Bernardo Silva ist ein Kuschelbär.

— Sandro Wagner