Freundschaftsspiele 2004 - So., 19.12.2004 - 11:00 Uhr
3:1
HZ - 1 : 1

Rückschlag in Südkorea

Glich per Freistoß aus, verschoss allerdings auch einen Handelfmeter: Michael Ballack

Glich per Freistoß aus, verschoss allerdings auch einen Handelfmeter: Michael Ballack

Glich per Freistoß aus, verschoss allerdings auch einen Handelfmeter: Michael Ballack

Im ersten Durchgang dominierten die Deutschen nach dem Ausgleichstor durch Ballack, doch nach dem Wechsel lief die DFB-Elf in die schnellen Konter der Südkoreaner. Eigene Chancen blieben rar, denn der Abwehrriegel der Asiaten hielt und ein verschossener Ballack-Elfer machte das Dilemma perfekt.

Mit einem Freistoß vom Kapitän der DFB-Elf und Jubilar (50. Länderspiel), der abgefälscht am Tor der Südkoreaner vorbei strich, setzte das Team von Jürgen Klinsmann den ersten Offensivakzent. Auf der Gegenseite verzog der Frankfurter Cha nach einer Ecke die erste Möglichkeit für die Gastgeber (8.). Flüssiges Kombinationsspiel hatte auf beiden Seiten in den ersten zehn Minuten allerdings Seltenheitswert. Zu oft patzten die Akteure beim entscheidenden Zuspiel. Außerdem behinderten immer wieder kleine Fouls den Spielfluss. Nach einem Distanzschuss von Ballack in den Bursaner Frühabendhimmel (13.) rissen die Koreaner die Abwehr der Deutschen über den rechten Flügel auf, kamen durch Lee Dong Gook, dem Ex-Bremer, zu einer Flanke, die Friedrich per Kopfball vor den linken Strafraumbereich ablenkte. Dort nahm Kim Dong Jin die Kugel direkt und traf flach ins äußerste rechte Toreck (16.). Während bei den Deutschen auch in den weiteren Minuten offensiv wenig gelang, wirkten die Asiaten bei ihren Gegenzügen frischer und störten das Aufbauspiel des DFB-Teams geschickt. Als jedoch in halbrechter Position vor dem Strafraum ein Freistoß für Deutschland gepfiffen wurde, lief Ballack an, zog die Kugel halbhoch an der Mauer vorbei und traf per Aufsetzer zum Ausgleich (25.). Klose währe nur zwei Minuten später fast die Führung gelungen, doch sein Beinschuss wurde von Schlussmann Lee Woon Jea gerade noch um den Pfosten gedreht. In der 30. Minute der nächste Hochkaräter, doch ein Schweinsteiger-Freistoß aus dem linken Halbfeld landete, von einem Koreaner per Kopf abgelenkt, nur am rechten Pfosten. Die Deutschen dominierten inzwischen und übten, angetrieben vom nun überragenden Ballack, immensen Druck aus. In knapper Abseitsposition gelang Kuranyi kurz darauf das Kunststück, aus wenigen Metern nach Schneider-Ballack-Kombination, den Ball übers Tor zu jagen (34.). Auffällig zu diesem Zeitpunkt war, dass bei den Deutschen die drei nach Asien nachgereisten Stuttgarter Hinkel, Lahm und Kuranyi etwas abfielen. Zwar lagen die Feldvorteile bis zur Pause hauptsächlich bei den Deutschen, doch gute Tormöglichkeiten blieben bis zum Halbzeitpfiff aus.

Mit Owomoyela für den schwachen Hinkel kam Deutschland nach der Pause aufs Feld und drängte die Koreaner sogleich mit viel Engagement in die Defensive. Erster Höhepunkt: Ein Lahm-Knaller in der 53. Minute aus knapp 20 Metern – Torwart Lee wehrte ab. Schnelle Konteransätze der Gastgeber hatten die Deutschen recht gut im Griff. Bis zur 60. Minute fehlte es allerdings an weiteren brisanten Torszenen, da die Abwehrreihen (Südkorea mit einer dicht gestaffelten Fünfer-Deckungslinie) meist rechtzeitig und resolut einschritten. Kloses Rechtsschuss nach 66 Minuten war die nächste auffällige Situation, doch der Ball zischte einen Meter übers Tor. Dann der Schock in der 71. Minute. Der Ex-Werderaner Lee Dong Gook nahm eine abgewehrte Flanke am linken Strafraumeck direkt und überwand Kahn mit einem halbhohen Kunstschuss ins lange Eck. Klinsmann brachte nach Angreifer Podolski mit Asamoah einen weiteren Stürmer, doch erst ein Ballack-Kopfball von der 16er-Grenze ließ wieder aufhorchen (81.): Genau in die Arme von Torwart Lee. Im Spiel der Deutschen war allerdings zuwenig Kreativität. Selten drang das Team in den Strafraum, hatte allerdings Glück, dass der Schiedsrichter ein verdecktes Handspiel von Park Jae Hong sah. Den schwachen Elfmeter von Ballack hielt Lee jedoch (85.). Auch bei einem abgefälschten Ernst-Schuss war der Schlussmann zur Stelle (86.). Die Entscheidung fiel jedoch auf der Gegenseite. Cha war rechts durchgebrochen und Cho Jae Jin netzte nach dessen Querpass problemlos ein (87.). Zuvor war Wörns gegen Brdaric ausgewechselt worden und hatte hinten eine spontane Lücke hinterlassen. Deutschland drängte in den Schlussminuten noch auf den Ausgleich, doch die Südkoreaner brachten den Vorsprung mit Geschick und etwas Glück über die Zeit.

Ich habe nur immer meine Finger in Wunden gelegt, die sonst unter den Tisch gekehrt worden wären.

— Paul Breitner