Freundschaftsspiele 2007 - Mi., 22.08.2007 - 21:00 Uhr
1:2
HZ - 1 : 2

Ein schöner Erfolg

Stark in ungewohnter Mittelfeldposition: Philipp Lahm

Stark in ungewohnter Mittelfeldposition: Philipp Lahm

Stark in ungewohnter Mittelfeldposition: Philipp Lahm

Deutschlands erster Auftritt im neuen Wembley-Stadion endete so wie der letzte im alten Heiligtum des englischen Fußballs - mit einem Sieg. Beide Teams mussten improvisieren, da verletzungsbedingt hier wie dort zahlreiche Stammkräfte fehlten. Der Schalker Christian Pander fuhr bei seinem Debüt ein scharfes Geschütz auf, derweil Philipp Lahm wie von der Leine gelassen spielte.

Im Freundschaftstreff zweier stark ersatzgeschwächter Teams vermittelte die DFB-Auswahl in den ersten 20 Minuten einen wenig Mut machenden Eindruck. Aufgrund der besonders im Offensivbereich angefallenen Aufstellungsprobleme entschied sich Jogi Löw, mit nur einer Spitze anzutreten (Kuranyi). Die durch den Ausfall von Ballack, Frings und Borowski entstandene Lücke im defensiven Mittelfeld sollte Philipp Lahm ausfüllen - eine geniale Entscheidung, wie sich später erwies. Der Münchener wurde zum gefragtesten Anspielpartner der deutschen Teamkollegen und konnte seine läuferischen und technischen Fähigkeiten auf der ungewohnten Position vortrefflich in die Wagschale werfen. Zunächst aber dominierten die Engländer und kamen nach der ersten zwingenden Situation des Spiels zum Führungstreffer. Der junge Abwehrspieler Micah Richards (Manchester City), derzeit meistgepriesener Senkrechtstarter im englischen Fußball, hatte auf rechts Christian Pander verladen und das Leder ideal in den Lauf von Lampard geschoben, gegen dessen Gewaltschuss aus sieben Metern Jens Lehmann wenig Chancen hatte, auch wenn die Kugel in die Torwartecke rauschte (9.). Die Engländer setzten jedoch nicht energisch nach; so konnte die uneingespielte DFB-Auswahl das Geschehen allmählich mehr in die gegnerische Hälfte verlagern. Thomas Hitzlsperger gab in der 23. Minute einen ersten Warnschuss ab, der das Tor jedoch verfehlte. Sein zweiter Versuch, drei Minuten später, sollte Folgen haben. Der unsichere britische Keeper Paul Robinson parierte den Schuss zwar, trat das Leder jedoch überhastet weg. Bernd Schneider erwischte die Kugel, jagte auf rechts die Grundlinie runter und visierte fast vom Seitenaus den englischen Kasten an. Robinson patschte das Spielgerät ungeschickt mit beiden Händen dem lauernden Kuranyi vor die Füße, der dankend zum Ausgleich einschob. Nun war die Partie wieder offen, und Lehmanns Rettungstat gegen Cole (33.) sorgte dafür, dass es so blieb. Löws Elf hatte mittlerweile spürbar an Sicherheit gewonnen und als Christian Pander eine sehenswerte Kombination mit einem mächtigen Linksschuss zur 2:1-Führung abschloss, war dieser Zwischenstand keineswegs unverdient. Owens Drehschuss (45.) aus kurzer Distanz hätte allerdings den Ausgleich bringen können, doch der Goalgetter blieb hinter der Form seiner besten Zeiten zurück.

Es war schon beeindruckend, wie zielstrebig die zusammengewürfelte DFB-Elf die zweiten 45 Minuten anging. Bis auf einen fehlenden, zufrieden stellenden Abschluss gab es wenig Kritikpunkte; die Partie hatte man zunächst im Griff. Erst mit der Hereinnahme von Crouch, Dyer (beide in der 57.) und vor allem Wright-Phillips (70.) änderte sich das Bild auf dem Platz. Die Gastgeber übernahmen mehr Initiative, profitierten dabei jedoch auch von zahlreichen Flüchtigkeitsfehlern der Deutschen. Brandgefährlich wurde es vor allem über die linke Seite, wo Wright-Phillips die Abwehr mehrfach düpierte und etliche Großchancen kreierte, die teils von Lehmann zunichte gemacht oder von den Briten vertan wurden. Seine entscheidende Rolle in diesem Spiel unterstrich Lahm nachdrücklich in der 77. Minute, als er einen Kopfball von Terry von der Linie köpfte. Torchancen der Deutschen in der zweiten Hälfte waren rar gesät, nur Kuranyi hatte deren zwei. Über ein Unentschieden hätte man sich nicht beklagen dürfen, zu oft scheiterten die Engländer im Abschluss nur an ihrer eigenen Unfähigkeit. Dennoch lieferte die deutsche „Notelf“ eine respektable Vorstellung ab, hatte in Lahm, Pander und Lehmann ihre markantesten Leistungsträger.

André Schulin

Wir haben das 2:1 zu einem guten Zeitpunkt geschossen. Wie so oft haben die Tore entschieden im Fußball.

— Christoph Kramer nach einem 3:1 gegen Paderborn.