Freundschaftsspiele 2008 - Sa., 31.05.2008 - 17:30 Uhr
2:1
HZ - 0 : 1

DFB-Elf entgeht Blamage

Lebte den Siegeswillen vor: Michael Ballack

Lebte den Siegeswillen vor: Michael Ballack

Lebte den Siegeswillen vor: Michael Ballack

Die Angst vor einer verunglückten EM-Generalprobe, wie schon vor dem desaströsen Turnier 2004, war groß. 56 Minuten rannte die deutsche Nationalmannschaft einem Rückstand verzweifelt hinterher, ehe sie das Spiel durch einen Kraftakt in der Schlussphase doch noch drehte. Gegen junge Serben war die Löw-Elf zwar klar feldüberlegen, aber es mangelte an Durchschlagskraft bei den Angriffen und die Defensive erwies sich erneut als Unsicherheitsfaktor.

Dabei stand schon vor dem Anpfiff in der Gelsenkirchener Arena die beim 2:2-Remis im Testspiel gegen Weißrussland so gescholtene DFB-Viererkette um Torhüter Jens Lehmann im Blickpunkt. Denn während in der Offensive alle Startplätze für das erste EM-Spiel gegen Polen schon vergeben waren, standen hinter dem Einsatz von den formschwachen Lehmann und Metzelder dicke Fragezeichen. Beide Ex-Dortmunder hatten in der Anfangsphase jedoch keine Chancen sich auszuzeichnen, denn die serbische Offensive begann zurückhaltend und legte diese Haltung auch nicht während des weiteren Spielverlaufs ab. Dagegen waren die Deutschen zumindest bemüht, jedoch wurde das Offensivspiel nicht mit einem so hohen Aufwand betrieben, dass sie sich viele gute Einschussgelegenheiten herausspielten. Die noch beste vergab Kapitän Ballack, dessen Kopfball von ManU-Profi Vidic auf der Linie geklärt wurde (15.). Stattdessen durchbrachen die Serben gleich bei ihrem ersten Angriffsversuch die löchrige deutsche Viererkette. Nach Zuspiel von Hertha-Profi Pantelic stand Jankovic vollkommen frei, lief auf Lehmann zu und überwand diesen mit einem Schuss durch die „Hosenträger“ (18.). Nach dem Rückstand wurden immerhin die Angriffe der deutschen Fußballer gefährlicher und energischer: Eine Jansen-Hereingabe verpasste Gomez im Fünfmeterraum (35.) und Ballacks Kopfball parierte Balkan-Keeper Stojkovic (38.). Zudem wurde der DFB-Auswahl ein gerechter Elfmeter verwehrt: Ilic legte Frings im Strafraum um, aber die Pfeife des unerfahrenen französischen Schiedsrichters Fautrel blieb zu Unrecht stumm (26.).

Nach der Pause versuchte Bundestrainer Joachim Löw gleich mit mehreren taktischen Umstellungen das Blatt noch einmal zu wenden: Arne Friedrich ersetzte Per Mertesacker, Podolski kam für Lahm und verdrängte Schweinsteiger von der linken Außenbahn. Dieser spielte nun stattdessen auf der rechten Offensiv-Seite, da Fritz die vakante Position des rechten Verteidigers vom ausgewechselten Lahm übernahm. Trotz alledem blieb das Spiel dasselbe: Deutschland drängte, aber die Angriffe wurden meistens zu behäbig vorgetragen, um das serbische Abwehrbollwerk ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Und bei den wenigen guten Einschussgelegenheiten fehlte wie schon im ersten Spielabschnitt der DFB-Auswahl die Fortune: Joker Podolski jagte die Kugel über den Querbalken (50.); dann übersah er erst den besser postierten Gomez und zu allem Überfluss rutschte ihm bei seinem eigenen Schussversuch der Ball vom Fußballschuh (57.). In der Schlussphase kehrte zumindest das Glück zurück: Nach 70 Minute brachte Löw Neuville für den enttäuschenden Kuranyi und der Gladbacher markierte bereits vier Minuten nach seiner Einwechselung den Ausgleich. Eine Jansen-Hereingabe streckte der Stürmer, vor Balkan-Verteidiger Dragutinovic, zum Torerfolg durch. Der Treffer gab den Gastgebern neuen Auftrieb und nur acht weitere Zeigerumdrehungen vergingen, ehe der überragende Kapitän Ballack mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze sogar das verdiente Siegtor erzielte. Dabei waren die Serben bei ihrem einzigen gefährlichen Angriff in Hälfte zwo der Vorentscheidung ganz nah: Nach Zuspiel von Dortmunds Rukavina stand Führungstorschütze Jankovic erneut ungedeckt, jedoch traf er aus wenigen Metern nur die Latte (54.). Trotzdem gab es Grund zur Hoffnung für die Löw-Elf: Neben der starken Leistung in der Schlussphase musste man bedenken, dass sich der WM-Dritte im Spiel gegen die Balkan-Zauberer nicht im besten körperlichen Zustand befand.. Allerdings muss sich ohne Zweifel auch die Abwehr während des Turnierverlaufs noch erheblich steigern.

Senthuran Sivananda

Das geht nun seit Jahren so. Wenn ich höre, dass neue Impulse kommen soll, weiß ich immer, dass ich zu gehen habe.

— Jürgen Gelsdorf