Die ersten Popstars der Bundesliga werden 70

von Jean-Pascal Ostermeier | sid11:01 Uhr | 22.03.2019
In den 70er Jahren waren die Kremers-Zwillinge die ersten Popstars des Fußballs. Erwin war Europameister, Helmut Weltmeister, bei Schalke 04 hatten sie Kultstatus. Am Sonntag feiern sie ihren 70. Geburtstag.

"Wenn wir heute irgendwo vorgestellt werden, heißt es immer: Da kommen die Kremers-Zwillinge, die ersten Popstars der Bundesliga", sagt Erwin im Doppel-Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID), "die haben einen BRAVO-Preis gewonnen, und der eine ist vom Platz geflogen. Dass wir auch Fußball gespielt haben, erwähnt kein Mensch."

Fußball spielten die beiden - Erwin als Linksaußen, Helmut als Verteidiger - nicht nur bei Schalke 04 sehr erfolgreich. Mit Vereinslegenden wie Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann, Stan Libuda und Klaus Fischer stürmten sie 1972 zur Vizemeisterschaft und zum Pokalsieg, Erwin wurde wenige Wochen später Europameister, Helmut 1974 Weltmeister. Die WM im eigenen Land verpasste Erwin, weil er im letzten Bundesligaspiel den Schiedsrichter gleich mehrmals beleidigte.



In Erinnerung blieb das erste Zwillingspaar der Bundesliga auch aus anderen Gründen. Nach einem Auftritt in Frank Elstners Sendung "Montagsmaler" nahmen sie die Single "Das Mädchen meiner Träume" auf - "echt schnulzig", wie Erwin zugibt. Der Vater der Schlagersängerin Vicky Leandros hatte sie überredet. Ihre Platte landete in den Charts - "vor Elvis Presley und Udo Jürgens", wie Helmut betont - und es gab den BRAVO-Otto.

Nach der Karriere blieb Helmut Kremers dem Profifußball treu - als Manager, Interimstrainer und als letzter Präsident von Schalke 04. Nach drei Monaten mit vielen Widerständen gab er auf. Schalke änderte daraufhin die Satzung und schaffte die Direktwahl des Vorstands ab.



Mittlerweile haben die Zwillinge mit ihrem Verein Frieden geschlossen, begleiten als Botschafter Sponsoren und Partner. Den runden Geburtstag feiern sie ohne viel Brimborium - getrennt. "Wir haben uns auseinander gelebt", sagt Helmut lachend.

,,Das ist für mich die Abteilung Sandkasten, fünftes bis siebtes Lebensjahr!" - ,,Das hat der Trainer Ribbeck mir in Kaiserslautern vorgemacht!"

— Legendärer Dialog mit Erich Ribbeck, Trainer FC Bayern, und seinem ehemaligen Spieler, Klaus Toppmöller, Coach von Eintracht Frankfurt, nach dem Spitzenspiel 1993 (2:2). Toppmöller hatte geblufft und unter anderem Jay-Jay Okocha nicht von Anfang an aufgestellt.