Tasmania Berlin setzte in der Bundesliga Rekorde negativer Art - und das scheinbar für die
Ewigkeit. Das dachten viele Fans und Experten. Die in der Saison 1965/66
erspielten Zahlen des Grauens schienen unantastbar. Doch schon in der letzten
Spielzeit wackelte dank Schalke 04 und seiner Nicht-Leistung ein Uralt-Rekord
von Tasmania. In diesem Jahr könnte die SpVgg Greuther Fürth weitere
Marken zu Fall bringen.
Wulf-Ingo Usbeck (1943 – 2021),
genannt „Ringo“, hat das Abenteuer Bundesliga für den Dritten der Berliner
Stadtliga von Tasmania 2003 im DFL Bundesliga-Lexikon
(Sportverlag Europa) so beschrieben: „Wir stiegen nicht auf, wir wurden im
letzten Moment berufen. Schon damals wussten wir, dass die Vorbereitung auf die
schwere Saison viel zu kurz war. (…) Wir schlossen mit 8:60 Punkten und 15:108
Toren die Saison ab. Ein Negativ-Rekord, den so schnell wohl keiner mehr
erreicht.“
Wie gesagt, das war 2003. Corona
und andere Faktoren haben die Bundesliga verändert. Im Frühjahr 2021 kämpfte
der FC Schalke 04 ums Überleben. 30-mal in Folge konnten die „Knappen“ in der
deutschen Fußball-Eliteliga nicht gewinnen. Ein 4:0-Paukenschlag gegen 1899
Hoffenheim mit einem mitreißenden Matthew Hoppe und dem von Arsenal geliehenen
Sead Kolasinac („The Kol“), von der britischen Boulevardzeitung The Sun als „Kol for help“ bezeichnet,
rettete Schalke vor dem Negativ-Rekord.
Als Tasmania wieder siegte, hatten die Fans genug gesehen…
Tasmania Berlin hatte nach dem ersten Spieltag und dem 2:0 gegen den KSC nicht mehr gewonnen. Bis
Tasmania wieder feiern durfte, dauerte es bis zum 33. Spieltag, 2:1 gegen Mit-Absteiger Borussia Neunkirchen, vor gerade mal noch 2.000 Zuschauern
im Berliner Olympiastadion. Nur zwei Siege in einer Saison, das war nur einer
von vielen Negativ-Rekorden der vor allem von DFB und Springer-Presse nach
Herthas Zwangsabstieg in die Liga „berufenen“ Tasmania aus dem Berliner Bezirk
Neukölln.
Wulf-Ingo Usbeck
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Stadtliga Berlin
Rekorde des Grauens – aber Tasmania Berlin ist nicht allein
Und sonst? Wie Hansa Rostock
2004 kassierte Tasmania die meisten Heimniederlagen in Folge (acht), und wie
der 1. FC Nürnberg (1983/84) und Arminia Bielefeld (1999/2000) holten sich die Berliner zehnmal in Folge
eine Niederlage ab. 31 Spiele Warten auf den nächsten Sieg – das bekam nur
Tasmania so hin. 22 Spiele lang schafften es Usbeck und Co. nicht, den Ball im
gegnerischen Tor unterzubringen, auch das ist ein bis heute gültiger
Bundesliga-Rekord. 108 Gegentore sind beinahe selbstredend Negativ-Rekordwert
im „Oberhaus“. Dazu kommen die meisten Niederlagen (28), die wenigsten eigenen
Treffer (15) und die höchste Heimpleite der Liga-Historie (0:9 gegen den
Meidericher SV, der sich inzwischen MSV Duisburg nennt (da Weltkarriere unter
bürgerlichem Namen nicht möglich…).
Immerhin: Nur zwei Siege in
einer Saison, diesen Wert stellte der Wuppertaler SV 1974/75 ein. Der WSV, 1973
als erster Liga-Neuling in den UEFA-Cup gestürmt, gewann damals nur gegen
Meister Bayern München (3:1) und Tennis Borussia Berlin (2:0). Schalke 04 holte
in seiner Abstiegs-Saison 2020/2021 drei Siege.
Das „Kleeblatt“ von Greuther Fürth, 2021 zum zweiten Mal in die Bundesliga aufgestiegen, hat bereits einen Negativ-Rekord geknackt. Mit nur zwei Zählern aus elf Spielen, damit löste Fürth den bisherigen Rekordhalter 1. FC Saarbrücken aus der Bundesliga-Premierensaison 1963/64 ab. Der nächste Tasmania-Rekord ist in Reichweitee. Zehn Niederlagen in Folge, Fürth hat mit dem 1:2 gegen Eintracht Frankfurt die neunte Pleite in Serie hingenommen. Gegen Borussia Mönchengladbach und 1899 Hoffenheim könnten die Franken nach der Länderspielpause Tasmania Berlin bzw. Nürnberg und Bielefeld in diesem Ranking ablösen.
Ich werde immer älter, immer dümmer und damit immer geeigneter für den Staatsdienst.
— Achim Stocker, Präsident des SC Freiburg