Aufstiegskandidat bis Chaos-Club: Investoren in 3. Liga

von Marcel Breuer | dpa12:57 Uhr | 10.02.2021
Hatte die Lust am KFC Uerdingen verloren und seine Anteile wieder verkauft: Umstrittener Investor Michail Ponomarew. Foto: Guido Kirchner/dpa
Knapp 180 Kilometer für ein Heimspiel. Beim KFC Uerdingen bahnt sich eine weitere bizarre Episode an, die Kritikern von Investoren in der 3. Fußball-Liga Argumente liefert.

Verläuft alles nach Plan, trägt Uerdingen seine Heimspiele für den Rest der Saison in Lotte aus, weil Ex-Investor Michail Ponomarew die Lust vergangen war und er die Mietzahlung für die ursprüngliche Spielstätte in Düsseldorf eingestellt hatte.

Anfang Dezember befand Ponomarew, «emotional müde geworden» zu sein. Für den KFC bedeutete der Rückzug des Investors die Insolvenz. Seine Anteile hat Ponomarew verkauft. Der neue Eigner Roman Geworkjan kommt aus Armenien. Uerdingens Pleite-Schicksal hätte auch Türkgücü München ereilen können. Investor Hasan Kivran verkündete Ende Dezember seinen Rückzug, überlegte es sich zwei Wochen später jedoch anders.

Weder das Image von Investoren noch der Ruf der Liga dürfte langfristig von solchen Kapriolen profitieren. Die Geldgeber steigen oft mit großen Träumen in der Regionalliga oder noch tiefer bei einem Club ein. Bis zur 3. Liga lässt sich der Erfolg über Geld regeln, doch im Premiumprodukt des Deutschen Fußball-Bundes geht es härter zur Sache. Das Problem: Geld lässt sich wegen der besseren TV-Verträge erst in der 2. Bundesliga verdienen, der Frustpegel von Investoren steigt mit der Verweildauer als Drittligist. Jeder Club in der Liga macht pro Jahr im Durchschnitt 1,6 Millionen Euro Verlust, wie im Saisonreport des DFB zu lesen ist.

«Wenn in die Entwicklung des Fußballs investiert wird, ist das vom Grundsatz her erst einmal positiv», sagte Peter Frymuth. Der Vize-Präsident des DFB ist für die 3. Liga zuständig und weiß um die Probleme der Clubs. Investoren sollten seiner Meinung nach immer den ganzen Club im Blick haben und «es sollte dabei immer die oberste Prämisse sein, dass dies verantwortungsvoll und nachhaltig geschieht.»

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Uerdingen und Türkgücü versuchten es eher mit der Brechstange. Ponomarew holte zahlreiche frühere Bundesliga-Profis, der inzwischen im Ruhestand befindliche Ex-Weltmeister Kevin Großkreutz als Königstransfer. Türkgücü wickelte allein in dieser Saison unglaubliche 46 Transfers ab, was nach 23 Spieltagen für Rang sieben reichte.

Es gibt allerdings auch weniger geräuschvolle Investoren in der Liga. In Kaiserslautern entschied man sich gegen angebliche Geldgeber aus Dubai und für regionale Investoren. Diese halten sich bisher öffentlich zurück. Was dem Club allerdings momentan abgeht, ist der sportliche Erfolg. Gleiches gilt für Viktoria Köln, dessen Schicksal eng mit Steuerberater Franz-Josef Wernze verbunden ist. Für den «Big Boss» genannten Wernze ist die Viktoria ohnehin Herzensangelegenheit.

Erfolg hat man bei Hansa Rostock. Vor fünf Jahren stieg Investor Rolf Elgeti beim früheren Erstligisten ein. In dieser Spielzeit soll sich seine Linie auszahlen, momentan ist man Dritter. Zwar zahlt Hansa gute Gehälter, frühere Bundesliga-Stars haben jedoch keine Chance. «Das ist nicht Hansa, das ist nicht Mecklenburg-Vorpommern und das bin ich auch nicht», sagte Elgeti.

Hoffnungen auf den Aufstieg hat auch Markus Hankammer. Von Vater Heinz hat er die Rolle als Präsident und Hauptgeldgeber des SV Wehen-Wiesbaden geerbt. «Das Ziel war immer, diese Abhängigkeit deutlich zu reduzieren. Aber nicht mit der Motivation, danach aussteigen zu wollen», betonte der Unternehmer. Sein Investment ist langfristig angelegt. «Wir denken nicht in Jahren, sondern eher in Jahrzehnten und Generationen.» Beim DFB wird man das gerne hören.



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(dpa)

Also bei mir geht das mit dem linken Fuß genauer und mit dem rechten fester!" "Und mit welchem Fuß schießen sie jetzt auf die Torwand ?" - "Ja, mit dem rechten!

— Andreas Brehme im Sportstudio auf die Frage des Moderators, mit welchem Fuß er schießt.