WM 2006 - Achtelfinale - Di., 27.06.2006 - 21:00 Uhr
1:3
HZ - 1 : 1

Alte Weltmeister schlugen zu

Aktivposten am rechten Flügel und Torschütze des ersten französischen Treffers: Franck Ribery

Aktivposten am rechten Flügel und Torschütze des ersten französischen Treffers: Franck Ribery

Aktivposten am rechten Flügel und Torschütze des ersten französischen Treffers: Franck Ribery

In der Schlussphase entschieden die Tore der Ex-Weltmeister Viera und Zidane eine über weite Strecken von taktischen Zwängen geprägte Auseinandersetzung, die vorwiegend im Mittelfeld ausgetragen wurde. Die junge spanische Elf kam auch bei dieser WM, wie (fast) immer, nicht über das Achtelfinale hinaus.

Frankreichs Coach Domenech hatte wieder die defensivere Variante gewählt, Trezeguet für Malouda draußen gelassen. Zudem stand Zidane nach seiner Gelbsperre wieder zur Verfügung. Nach einer etwas zerrissenen Anfangsphase ließ ein Pernia-Freistoß, der weniger als einen Meter über den linken Torwinkel flog (9.) erstmals aufhorchen. Henrys Schussversuch von der Strafraumgrenze war die Antwort der Franzosen auf der Gegenseite, aber auch keine Gefahr für Schlussmann Casillas (12.). 16er blieben in der ersten Viertelstunde ansonsten die Tabuzonen. Daran änderte auch ein abgeblockter Nachschuss von Zidane (16.) vorerst wenig. Nach 23 Minuten riss Zidane über Ribery die rechte Flanke auf, doch dessen Hereingabe verpassten Henry und Viera mit ihren Grätschen. Spanien hatte aus dem Spiel heraus ähnliches bis dahin nicht geboten, rannte sich immer wieder an der kompakten Deckung des Ex-Weltmeisters fest. Zwei Ecken in Folge, ein Tritt von Thuram in die Hacken von Pablo und der verwandelte Elfmeter von David Villa in der 28. Minute änderten die Sachlage. Nach dem 0:1 mussten die Franzosen wohl oder übel ihre Defensivtaktik lockern. Es kam umgehend mehr Zug in die Aktionen von Zidane & Co., auch wenn der Spielfluss immer wieder von kleineren Fouls unterbrochen wurde. Zig Mal versuchten die Franzosen, Thierry Henry steil zu schicken, doch der Stürmer vom FC Arsenal stand regelmäßig einen Schritt im Abseits. In der 41. Minute aber schlich sich Ribery aus dem passiven Abseits in einen Viera-Pass, umkurvte Casillas und schob zum Ausgleich ein. Nun legten beide Teams plötzlich ein schönes Tempo hin, kombinierten risikoreicher und ansehbarer. Die Pause unterbrach die ansteigenden Leistungen der Akteure.

Die zweite Hälfte begann wie die erste. Henry lief ins Abseits und für beide Teams war am Strafraum Schluss. Allerdings prüfte Malouda Casillas mit einem schönen Heber in der 52. Minute. Frankreich attackierte wieder früher und erarbeitete sich Vorteile. Trainer Aragones brachte dann zwei neue Angreifer mit Joaquin und Luis Garcia für Geburtstagskind Raúl und den Torschützen Villa, die vorne wenig verrichtet hatten. Es dauerte dann aber bis zur 68. Minute, ehe ein Kopfballaufsetzer von Luis Garcia über die Querlatte hüpfte. Beide Mannschaften hatten sich bis dahin längst wieder im Mittelfeldspiel neutralisiert. Zu gut standen die Abwehrblöcke. Viele Nickeligkeiten zerrissen weiterhin den Kombinationsfluss oft in den Ansätzen. Die nächste Ausnahme fand in der 79. Minute statt, als sich Joaquin halbrechts durchtankte, aber die Kugel mit links knapp zwei Meter am kurzen Eck vorbeisetzte. Frankreich antwortete mit einem Schuss übers Tor von Govou, hatte somit auch seine erste Halbchance. Etwas später der völlig überraschende Führungstreffer (83.). Eine Flanke in den Strafraum wurde auf den zweiten Pfosten von einem spanischen Abwehrspieler gelenkt, wo Viera aufs Tor köpfte und das Standbein des heran springenden Ramos traf, von dem der Ball unhaltbar neben dem Pfosten einschlug. Die Spanier trugen die Kugel nun in schöner Reihenfolge vor das Tor von Barthez, holten einige Eckstöße heraus, bekamen die Deckung der ganz in weiß angetretenen Franzosen aber nicht mehr geknackt. Dafür spielten diese ihren abdankenden Zidane bei einem der letzten Konter noch einmal über den linken Flügel frei. Der Kapitän umkurvte einen Verteidiger und knallte den Ball trocken zum 3:1-Endstand ins Netz. Letztlich hatte dann doch die größere Erfahrung der Franzosen den Ausschlag in einer über weite Strecken von taktischen Vorgaben geprägten Partie gegeben.

Ulrich Merk

Über die neue Regierung bin ich froh, obwohl jeder weiß, dass ich sie nicht gewählt habe.

— Uli Hoeneß Anfang 2022 zur ,,Ampel-Koalition" mit SPD, Grünen und FDP.