WM 2006 - Gruppenphase - Mo., 19.06.2006 - 21:00 Uhr
3:1
HZ - 0 : 1

Aragones wechselte den Sieg ein

Am Ende merkte man ihm sein Alter doch an: Ali Boumnijel

Am Ende merkte man ihm sein Alter doch an: Ali Boumnijel

Am Ende merkte man ihm sein Alter doch an: Ali Boumnijel

Seit 23 Spielen war Spanien ungeschlagen und wähnte sich gegen Tunesien auf dem sicheren Weg zum Gruppensieg. Die Afrikaner aber waren erheblich verbessert gegenüber dem Saudi-Arabien-Spiel und hielten lange eine überraschende Führung. Dass die Südeuropäer doch noch gewannen, lag nicht zuletzt an der glücklichen Hand des Trainers.

Spanien ließ sich auf keine Abtastphase ein, sondern spielte unverblümt und direkt nach vorn. Nach nicht mal zwei Minuten waren schon ein gefährlicher Freistoß und eine Ecke in den tunesischen Strafraum gesegelt; wenig später legte Fernando Torres ein steiles Zuspiel mit dem Kopf auf Villa, dessen Schuss von der Strafraumlinie das Außennetz streichelte. Tunesien hatte bis dahin etwas flatterhaft gewirkt. Umso überraschender, dass die Afrikaner plötzlich in Führung gingen. Jaziri luchste Puyol am rechten Flügel den Ball ab, ließ nicht weniger als drei Spanier aussteigen und legte quer auf den Nürnberger Mnari, der im zweiten Versuch das 0:1 erzielte – gleich der erste Konter saß (8.). Spanien war einen Moment lang verdutzt und antwortete dann schnell mit wütenden Angriffen. Mehrere Male standen die Südeuropäer dicht vor einer Großchance, waren aber im letzten Zuspiel immer zu hektisch. Fast wäre sogar das 0:2 gefallen, aber Casillas schnellte nach einem gefährlichen Steilpass auf Jaziri noch gerade rechtzeitig aus seinem Kasten (17.). Das bis dahin hohe Tempo ließ dann etwas nach. Spanien hatte Mühe, Tunesiens Abwehrcode zu knacken, war inzwischen aber auch gewarnt und riskierte nicht mehr allzu viel. Aufregend wurde es dann wieder, als Puyol am Strafraum einen Tunesier übel umsenste. Den Freistoß fing Casillas sicher ein und leitete gleich einen Konter ein, doch die gute Chance verpuffte (30.) Zwei Minuten später köpfte Garcia zwei Meter neben das Tor; Spanien war nun wieder klar überlegen. Bis zur nächsten Torchance durch Xabi Alonso aber vergingen fast zehn Minuten, und er war es auch, der kurz vor dem Wechsel fast doch noch den Ausgleich erzielt hätte. Nach einer Ecke köpfte er platziert aus acht Metern in die Ecke, doch Ayari stand noch am Pfosten und klärte auf der Linie (44.).

Luis Aragones schickte mit Raul und Fabregas zwei neue Leute in den strömenden Regen. Letzterer prüfte Boumnijel auch prompt mit einem Pfund aus 20 Metern, doch der 40-jährige Keeper bekam die Fäuste rechtzeitig hoch (48.). Lange Zeit passierte dann gar nichts, bis Spanien fast aus Versehen zur nächsten Torchance kam. Pernia schoss aus der Distanz neben das Tor, doch mehrere afrikanische Beine rutschten noch hinein und machten die Chance erst gefährlich (62.). Spaniens Angriffe waren schon immer einfallsloser geworden, als völlig unvermittelt doch der Ausgleich fiel. 15 Meter vor dem Tor kam Fabregas zum Schuss, Boumnijel konnte nur abklatschen und Raul staubte kurzerhand ab (72.). Aber es kam noch dicker für die Tunesier. Fünf Minuten später spielte Fabregas einen Traumpass auf Torres, der damit schon vor dem übermotiviert aus dem Kasten geeilten Boumnijel stand, ihn locker umspielte und Spanien in Führung brachte. Plötzlich wirkte es wieder clever, wie die Spanier spielten. Locker und entspannt ließen sie die Kugel durch die Reihen sausen. Tunesien war stehend k.o. und seit dem Rückstand ohne jede Chance. In der Schlussminute fiel dann sogar noch das 3:1 durch Torres, der im Strafraum zu Boden gerissen worden war und den Elfer selbst verwandelte. Die Ausführung war bezeichnend für Tunesiens unglückliche Rolle in diesem Spiel: Boumnijel tauchte genau richtig ab, aber unter seinem Bauch fand der Ball doch irgendwie den Weg ins Tor.

Maik Großmann

Es ist dasselbe, als wenn dir jemand mit dem Beil das Bein abgehauen hätte.

— Kölns Superstar Heinz ,,Flocke" Flohe nach dem Foul von Duisburgs Paul Steiner, das seine Karriere beendete.