WM 2006 - Halbfinale - Mi., 05.07.2006 - 21:00 Uhr
0:1
HZ - 0 : 1

Die alten Herren im Finale

Ein Fingerzeig für Italien: Die Abwehr um Lilian Thuram stand wie eine Wand

Ein Fingerzeig für Italien: Die Abwehr um Lilian Thuram stand wie eine Wand

Ein Fingerzeig für Italien: Die Abwehr um Lilian Thuram stand wie eine Wand

So wuselig und kurzweilig die Partie begann, so schnell brannte das Feuerwerk auch wieder ab. Portugal war im ersten Durchgang gleichwertig und ließ bessere Chancen als der Gegner aus. Frankreich aber war wieder eine Ausgeburt an Disziplin, Geschlossenheit und Effektivität. Nach Zidanes Elfmetertor brannte nichts mehr an.

Fast zeitgleich mit dem Anpfiff entwischte Malouda gleich mal Miguel und drosch aus spitzem Winkel aufs Tor bzw. einige Meter daneben. Als man nun dachte, Frankreich würde aber ganz schön drücken, tauchte aber schon Deco aus dem Mittelfeld auf und zog aus 18 Metern ab. Barthez machte sich lang und konnte abklatschen, aber Thuram klärte vor einem lauernden Portugiesen (4.). Auch ein Schuss von Maniche aus dem Hinterhalt brachte Frankreichs Keeper kurz ins Schwitzen (8.). Nachdem erst Henry einmal fast und gleich darauf Figo tatsächlich zum Schuss gekommen waren, einigte man sich mit Verspätung doch noch auf eine Abtastphase. Ganz allmählich wurde Frankreich wieder spielbestimmend, aber auch nur, weil Portugal es in Frieden ließ und schon gar nicht in Form von Torchancen. Ganz plötzlich aber änderte sich das. Ricardo Carvalho ließ sich im Strafraum von Henry vernaschen und behielt sein Bein nicht bei sich. Henry fädelte ein, es gab Elfmeter, und Zidane brachte Frankreich in Führung (33.). Vier Minuten später forderte auch Portugal einen Strafstoß, den vermeintlichen Schubser gegen Ronaldo hatte es aber nicht gegeben. Der Vize-Europameister wurde noch ein paar Mal unbequem, mehr als Weitschüsse sprangen aber nicht heraus. Zur Pause führte das reifere und kompaktere Team. Das aktivere und gefährlichere lag hinten.

Wieder hatte Frankreich den besseren Start. Erst wäre Henrys Schuss fast übers Ricardos Arm ins Tor gelenkt worden (47.), gleich darauf drehte sich Ribery einmal um die eigene Achse, zog aus 20 Metern ab und zwang Ricardo zu einer Glanzparade. Portugal musste mehr tun, und tatsächlich setzte sich dann ein erstes Mal Pauleta in Szene, nahm zwölf Meter vor dem Tor den Ball an, drehte sich und traf das Außennetz. Aber es war schwer, den französischen Tresor zu knacken. Wann immer mal ein Weinroter an den Seiten durchbrach, war die Mitte schon wieder so zugestellt, dass es kein Durchkommen gab. Wie gegen Brasilien stellte sich Frankreich kompakt gestaffelt auf, löschte jeden kleinen Brandherd schon im Mittelfeld und lauerte auf Konter. Portugal fiel schon nicht besseres mehr ein, als nach Elfmetern zu suchen. Dass dann doch fast der Ausgleich fiel, hatte Barthez zu verschulden, der einen Freistoß von Ronaldo zappelig in die Mitte abklatschte. Figo aber köpfte unbedrängt drüber (78.). Scolari hatte längst fleißig ausgewechselt, aber Frankreich stand so felsenfest, dass es dem Gegner nicht mal eine richtige Schlussoffensive zugestand. Ein paar Ecken gab es noch, und Meira schoss aus 20 Metern noch mal drüber. Aber das war’s. Es war nicht wirklich schön, wie der Weltmeister von 1998 ins Finale einzog, aber irgendwie schon beeindruckend.

Maik Großmann

Breitkreutz habe ich aus irgendeiner dunklen Kiste geholt.

— Ernst Middendorp