WM 2014 - Finale - So., 13.07.2014 - 21:00 Uhr
1:0
HZ - 0 : 0FT - 0 : 0Verl. - 1 : 0

Das beste Team gewann das Turnier

Sprang spätestens im Finale in die Weltklasse: Jerome Boateng

Sprang spätestens im Finale in die Weltklasse: Jerome Boateng

Sprang spätestens im Finale in die Weltklasse: Jerome Boateng

Deutschland ging gegen Argentinien als klarer Favorit in das Finale der Weltmeisterschaft 2014 in Rio de Janeiro und hielt dem großen Erwartungsdruck am Ende nach einem überraschend ausgeglichenen Ablauf stand. Durch einen Treffer von Mario Götze wurde das selbstredend intensive Match in der 113. Minute, also in der Verlängerung, auf fußballerisch besonders exzellente Art entschieden. Ansonsten gab es zwar einige weitere Torchancen, doch während sich der deutsche Schlussmann Neuer nur selten auszeichnen durfte, musste sein Gegenüber Romero deutlich öfter eingreifen. Auch international waren sich die Beobachter nach der Partie einig, dass das beste Team dieses Turniers den Cup zum Abschluss in den Händen halten durfte.

Deutschland konnte nicht zum dritten Mal in Folge mit derselben Stammelf auflaufen, da sich bei Sami Khedira kurz vor dem Spiel Wadenprobleme ergeben hatten, so dass seinen Platz der international unerfahrene Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach übernehmen musste. Beide Mannschaften gingen nach dem Anpfiff sogleich mit recht hohem Tempo ans Werk, leisteten sich allerdings auch einige Fehlpässe und andere Ungenauigkeiten. Nichtsdestotrotz hatten Kroos per Freistoß und im Gegenzug Higuain erste kleine Möglichkeiten (4.). Mehr Ballbesitz hatten erwartungsgemäß die Deutschen, doch Argentinien verschob defensiv seine Abfangebenen äußerst geschickt und suchte nach einer Ballübernahme sofort die schnelle Umschaltung in die Offensive. Hierbei bereite vor allem Messi über rechts Höwedes und Hummels anfangs einige Schwierigkeiten. In der 17. Minute wurde Kramer rechts im 16er des Gegners von Garay so schwer am Kopf getroffen (der überfällige Elfmeterpfiff blieb allerdings aus), so dass der junge Mittelfeldspieler zwar nach einigen Minuten wiederkam, aufgrund der anhaltenden Kopfbeschwerden aber in der 32. Minute gegen Schürrle ausgewechselt werden musste. Zuvor hatte sich Kroos unbedrängt eine üble Kopfballrückgabe geleistet, Higuain steuerte allein auf Neuer zu, vergab aber kläglich (21.). Beim vermeintlichen 1:0 desselben Angreifers (30.) griff zudem die Abseitsregel. Kleinere Möglichkeiten für Messi/Lavezzi (35.) und Schürrle (37.) folgten, ehe der sichere Boateng Messi gerade noch rechtzeitig auszubremsen vermochte (40.), Kroos zu schwach und zentral abschloss (43.) und Höwedes in der Nachspielzeit die beste Chance vor der Pause per Kopf nach Ecke von Kroos gegen den rechten Pfosten setzte.

Die Albiceleste kam mit Aguero für Lavezzi nach dem Seitenwechsel wesentlich schwungvoller als das DFB-Team ins Spiel zurück, vergab durch Messi (47.) die nächste bessere Möglichkeit, wurde dann aber durch die aufmerksame Deckung ihres Gegners, aus der sich Boateng immer stärker hervor hob, wieder regelmäßig gestoppt. In der 59. Minute bekam Klose bei einem Kopfball aufs Tor nicht genug Druck hinter den Ball, so dass Romero keine Probleme hatte. In der letzten halben Stunde der regulären Spielzeit kam es zwar in Ansätzen auf beiden Seiten zu spannenden Szenen in und am 16er, doch echte Tormöglichkeiten blieben aus. Die Gegner sicherten immer stärker nach hinten ab und griffen nur zögerlich das gegnerische Tor an. Mehrere Fouls unterbrachen zudem den Spielfluss, die ersten Gelben Karten wurden verteilt und man bereitete sich mehr oder weniger auf die Verlängerung vor.

Eine Minute war die Extratime angelaufen, da kam Schürrle aus spitzem Winkel plötzlich zum Schuss, traf aber genau auf Romero. Die Partie lief längst auf einem abgeflachten Tempo, doch ebenso plötzlich wie Schürrle unterlief Hummels einen Flankenball von links, Palacio lupfte allein vor Neuer die Kugel über den Keeper, verfehlte das Tor aber um einen Meter. Gelbwürdige Fouls von Mascherana und Aguero blieben ungeahndet, wobei das zweite Foul bei Schweinsteiger einen blutenden Cut hinterließ, der ihn einige Minuten aus dem Spiel nahm. Inzwischen wurde längst mit den letzten Kräften um jeden Meter gekämpft, Fehlpässe häuften sich immens, doch ein Durchbruch der deutschen Joker brachte die Vorentscheidung: Schürrle erhielt die Kugel am linken Flügel im Mittelfeld, setzte zu einem kaum mehr für möglich gehaltenen Flügellauf an, gab das Spielgerät aus vollem Lauf zwischen zwei argentinischen Abwehrspielern hindurch in die Mitte auf den mitgelaufenen Götze, der den Ball mit der Brust aufnahm und direkt aus der Drehung heraus tief im rechten Toreck vom chancenlosen Romero versenkte (113.). Nach dem 1:0 für Deutschland versuchten die ausgelaugten Südamerikaner zwar noch mit der Brechstange etwas zu verrichten, doch vor allem der beste Mann auf dem Platz, Jerome Boateng sowie der später zum besten Torhüter des Turnier gewählte Manuel Neuer, ließen nichts mehr anbrennen. Mit einem letztlich verdienten 1:0 holte sich Deutschland nach 1954, 1974 und 1990 seinen vierten Weltmeistertitel. Es war zudem der erste Titel eines europäischen Teams in Südamerika.

Ulrich Merk

Er hatte plötzlich Sehstörungen. Vielleicht hat er deshalb das Tor getroffen.

— BVB-Trainer Matthias Sammer über Stürmerstar Lars Ricken.