Sieg zur Geisterstunde

Ein falscher "Neuner", ein richtiger Torschütze: Mario Götze

Der deutschen Nationalmannschaft gelang in der WM-Qualifikation beim Fußballaußenseiter aus Kasachstan ein standesgemäßer 3:0-Sieg. Die Löw-Schützlinge traten diesmal ohne einen echten Stürmer an und zeigten in der ersten Halbzeit eine souveräne Vorstellung. Den Schlendrian nach der Pause konnten sie sich diesmal leisten.

Die Frage, die das Fußballland Deutschland vor dem WM-Qualifikationsspiel in Kasachstan beschäftigt hatte, war, ob die DFB-Elf mit einem echten oder einem „falschen“ Stürmer auflaufen werde. Die Frage „Gomez oder Götze?“ löste sich allerdings dann von selbst, weil der Münchner als letzter übriggebliebener Angreifer im Abschlusstraining eine Oberschenkelzerrung erlitt. Die DFB-Elf brauchte ein paar Minuten, um sich in dem um Mitternacht Ortszeit angepfiffenen Spiel zu akklimatisieren. Wie nicht anders erwartet griffen die Kasachen auf eine Defensivtaktik zurück. Ihre Marschroute lautete, im Angriff auf schnelle Konter über wenige Stationen zu setzen und in der Abwehr den gegnerischen Spielaufbau der Innenverteidigung zu überlassen. Mit Badstuber und Hummels waren beide deutsche Stamminnenverteidiger verletzt und wurden durch Höwedes sowie Mertesacker ersetzt. In der fünften Minute war es Höwedes, der mit seinem langen Pass den immer wieder auf die Flügel ausweichenden Stoßstürmer Götze in Szene setzte. Der Dortmunder ließ vier Gegenspieler aussteigen, aber kam am fünften, dem gegnerischen Schlussmann Sidelnikov, nicht vorbei. Die Deutschen erhöhten das Tempo und kombinierten sich vor das gegnerische Tor. Im Spielsystem ohne einen richtigen Angreifer präsentierten sich die Löw-Schützlinge variabel. Der überraschend in der Anfangsformation stehende Draxler sorgte für die ersten beiden Torabschlüsse des Rekordeuropameisters (7., 13.). Das Nationalmannschafts-Startelfdebüt des jungen Schalkers fand nach einer guten Viertelstunde sein frühes Ende, nachdem er sich bei einem Kopfballduell mit Gorman verletzt hatte. Als Draxler am Spielfeldrand noch behandelt worden war, hätte Götze für die Führung sorgen müssen. Doch dem Angreifer verunglückte frei vor dem Tor der Abschluss (18.). Mit einem Doppelschlag stellte die deutsche Nationalelf aber die Weichen auf Sieg. Nach einem Pass von Özil legte Schweinsteiger den Ball gefühlvoll an zwei Gegenspielern vorbei, und sein anschließender Schuss landete, noch abgefälscht von seinem Teamkollegen Müller, im Tor (20.). Lediglich zwei Minuten später erhöhte Götze auf 2:0. Der "Stoßstürmer" profitierte von einem Missverständnis in der kasachischen Abwehr und hob die Kugel über den vor seinem Gehäuse am Boden liegenden Schlussmann Sidelnikov in die Maschen. Danach war die DFB-Elf schon zufrieden damit, das Spiel zu kontrollieren. Im Angriff kam der finale Pass nicht mehr an. In der Abwehr wurde der dreimalige Weltmeister von offensiv biederen Kasachen kaum gefordert, auch wenn die Osteuropäer ab der Schlussphase der ersten Halbzeit etwas mutiger angriffen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit häuften sich die Nachlässigkeiten ebenfalls in der deutschen Defensive. Vier Minuten nach dem Wiederbeginn hätte Dzholchiev auf der halbrechten Seite frei zum Abschluss kommen können, wenn ihm die Ballkontrolle nicht so große Schwierigkeiten bereitet hätte. Vier Zeigerumdrehungen später kam er zwar zum Schuss, aber der Ball wurde zu einer sicheren Beute in den Händen des deutschen Schlussmannes Neuer. Ausgerechnet als die DFB-Elf den Gegner zumindest in der Defensive wieder im Griff zu haben schien, knallte der eingewechselte Konysbaev die Kugel aus knapp zwanzig Metern an die Latte (70.). Es war ein Weckruf - allerdings für die Platzelf, die nun ihre Chance witterte. Lediglich wenige Augenblicke später war der Fürther Bundesligalegionär Schmidtgal auf der linken Seite frei durch und zwang mit seinem Schuss Neuer zur ersten Glanztat in dieser Nacht (71.). Jedoch erzielten die Gäste mit ihrer ersten guten Möglichkeit seit dem zweiten Treffer das 3:0 und zerstörten damit die Hoffnungen der Osteuropäer auf einen sensationellen Punktgewinn schnell wieder. Bei einer schnellen Kombination über Götze, Özil und Müller konnte die kasachische Abwehr nicht Schritt halten, und der Torschützenkönig der vergangenen Weltmeisterschaft brachte das Spielgerät mit einem platzieren Flachschuss im rechten unteren Torwinkel unter (74.).

Senthuran Sivananda