Bundesliga 1963/1964 - 22. Spieltag - Sa., 29.02.1964 - 15:30 Uhr
2:2
HZ - 1 : 1

Grandioses Match aufstrebender Teams

Näherte sich weiter der Form, die ihn zum Nationalspieler machte: Alfred "Fredi" Heiß

Näherte sich weiter der Form, die ihn zum Nationalspieler machte: Alfred "Fredi" Heiß

Näherte sich weiter der Form, die ihn zum Nationalspieler machte: Alfred "Fredi" Heiß

Welch prächtiges Match vor vollem Haus. Beide Teams spielten in der Vorrunde noch so enttäuschend. Mittlerweile boten Nürnberg und 1860 regelmäßig gute Leistungen. Und auch im direkten Aufeinandertreffen im Süd-Derby enttäuschten sie die Erwartungen nicht. Nürnberg brannte sogleich ein stürmisches Feuerwerk ab. Reisch sortierte wie ein Irrwisch die Spielzüge, leitete ein und iniziierte mit dem Innentrio Morlock, Strehl und Müller die Vehemenz der Attacken. Schmidt und Albrecht fielen gegen Wagner und Steiner zwar reichlich ab, doch für Qualitätsangriffe reichte die Wucht allemal. Strehl vergab in der 13. Minute die erste große Club-Chance, doch acht Minuten später traf er nach einem Reisch-Freistoß überlegt ins lange Eck. Doch 1860 widerstand dem Gros der anspruchsvollen Nürnberger Angriffe und schlug nicht weniger heftig und gekonnt zurück. Eckpfeiler der Löwen waren Zeiser, Luttrop, Kohlars, Brunnenmeier und Auernhammer, die allesamt ein großes läuferisches und technisches Potential offenbarten. Beim Ausgleich setzte Auernhammer Brunnenmeier steil ein. Der umtriebige Mittelstürmer ließ Leupold und Billmann zurück und schoss knackig ein (31.).

Auch im zweiten Durchgang prallten die angriffswütigen Teams in einem klassischen "Offenen Schlagabtausch" aufeinander. 1860 wirkte dabei etwas abgeklärter und ließ die Nürnberger sich erst einmal wieder austoben, um dann messerscharf und intelligent zu kontern. Nach einer guten Möglichkeit für Strehl (49., Steiner spitzelte den Ball in letzter Sekunde weg), traf Heiß (nahe an seiner einstigen Bestform) nach einer Eckballwiederholung den Pfosten. Doch im Nachschuss war der Löwen-Rechtsaußen erfolgreich (60.): 2:1. Misstöne gab es bei dieser Partie allerdings auch. Insgesamt drei Elfmeter wollten die Club-Fans gesehen haben und forderten diese lautstark. Davon waren zumindest zwei Entscheidungen strittig. Dafür gelang den Gastgebern kurz vor dem Abpfiff noch der zuletzt etwas glückliche Ausgleich durch Billmann (88., aus einem unübersichtlichen Getümmel heraus). Herausragend war die Leistungen der beiden Torhüter Wabra und Radenkovic, deren tolle Reaktionen faszinierten. Fazit: In jedem Falle - auch wenn die Emotionen teilweise überaus hoch schlugen - handelte es sich hier um eines der besten Saisonspiele, welches 45.000 Zuschauer vor Ort mitfiebern ließ: 90 Minuten hochklassiger Kampf auf schwierigem Boden mit technischen Finessen und tollen Toren.

Erich Ribbeck ist vom Fußball so weit weg wie die Erde vom Mars.

— Werner Lorant