Bundesliga 2001/2002 - 9. Spieltag - Sa., 13.10.2001 - 15:30 Uhr
4:0
HZ - 2 : 0

Jaras perfekter Einstand

Die Verantwortlichen hatten sich nicht lumpen lassen und den neuen Trainer für viel Geld aus Österreich losgeeist. Und Kurt Jara schien ein feiner Griff zu sein. Gleich im ersten Spiel stand ein komplett neues Team auf dem Rasen.
Eigentlich waren ja es nur zwei Änderungen, die der Mann aus Tirol vornahm, nämlich Ketelaer und Benjamin für Albertz und Fukal. Doch es sagte viel aus. Der längst fällige Umbruch, Jara schien ihn direkt einläuten zu wollen. Spieler wie Cardoso, Groth, Yeboah und eben Albertz sollten sich warm anziehen müssen. Jara setzte auf die Jugend. Wie passend daher, dass der junge Ketelaer endlich einmal einen guten Tag erwischte. Erstmals im Sturm aufgeboten zeigte der 23-Jährige Fähigkeiten, die man ihm schon abgesprochen hatte. Nicht nur war er der größte Aktivposten, sondern er garnierte seinen Auftritt auch noch mit zwei Treffern; insbesondere sein Solo zum 2:0 (41.) war ein echter Hingucker. Wenn es eine Phase gab, in der Hertha Bundesligaformat zeigte, dann war es die erste halbe Stunde. Tatsächlich waren die Gäste da etwas überlegen und hätten mit mehr Mut auch in Führung gehen können. Einmal in Rückstand (37.), löste sich die Hertha allerdings auf wie ein Stück Zuckerwatte im Mund. “Das reicht nicht aus”, sagte Jürgen Röber nur zur Leistung seiner Männer in der folgenden Stunde. Einzig Sebastian Deisler erkannte, dass Hamburgs Abwehr gar nicht unbedingt sattelfest war; im Vergleich zur Berliner Defensive war sie allerdings ein Panzerschrank. Erst nach der Umstellung auf 3-5-2 standen die Gäste besser. Da stand es allerdings schon 0:4. Der wenig bekannte Jara war schlagartig beliebt.

Fußball spielt sich zwischen den Ohren ab. Da war teilweise Brachland, das neu bepflanzt werden musste.

— Rainer Bonhof