Bundesliga 2005/2006 - 34. Spieltag - Sa., 13.05.2006 - 15:30 Uhr
1:2
HZ - 0 : 1

Ailton schoss Werder in die Königsklasse

Seinem Ex-Klub noch gewogen: Ailton

Seinem Ex-Klub noch gewogen: Ailton

Seinem Ex-Klub noch gewogen: Ailton

Das Säbelrasseln vor dem 84. Nordderby war lauter als gewohnt, da sich der Sieger wegen der sicheren Champions League Teilnahme einen neuen Geldspeicher bauen durfte. Zu sehen gab es zunächst nur Nervenflattern. Doch der zweite Abschnitt entschädigte für jeden Fehlpass.

Thomas Schaaf hatte nach langer Zeit mal wieder Ivan Klasnic das Vertrauen geschenkt und ließ Nelson Valdez im vermutlich letzten Spiel für Werder zunächst auf der Bank. Kollege Doll freute sich über die Rückkehr des Abwehrhünen van Buyten, musste allerdings die letzte Hoffnung auf eine van der Vaart Rückkehr begraben. Da auch beim Gegner mit Micoud der Spielmacher fehlte, sah man zunächst ein Schachspiel ohne Königinnen. Nur die Kulisse heizte dem Spiel dauerhaft ein; ansonsten fehlte auf beiden Seiten eine ordnende Hand, und der erste Abschnitt verlor sich in zahllosen giftigen Zweikämpfen sowie einem für beide Teams untypischen Fehlpassfestival. Als sich der HSV gerade anschickte, die Initiative zu übernehmen, ging Werder gleich mit seiner ersten Chance in Führung. Owomoyela hatte sich am rechten Flügel eine Ecke erkämpft, an deren Anschluss Klose mit Gewalt in den Strafraum passte. Klasnic steckte den Fuß rein und erzielte das 0:1 (27.). Wenig später versuchte sich Frings noch mit einem Distanzschuss, ansonsten war bis zum Wechsel nur noch der HSV zu sehen. Nach einer Bremer Fehlerkette kam Ailton am Sechzehner zu einem verdeckten Schuss, der nur um einen Fingerhut am rechten Pfosten vorbeischlich (34.). Zwei Minuten später nahm Lauth eine Atouba-Vorlage aus der Luft, bekam aber vier Meter vor dem Tor nicht genügend Wucht hinter die Pille. Dennoch war nun etwas mehr Pepp in der Partie, und die Gästeführung zur Pause schmeichelte doch ein wenig.

Hamburg kam richtig gallig aus der Kabine. Gleich zu Beginn hatte Werder großes Glück, als erst Naldo fast ein Eigentor fabrizierte und dann Schulzens Einsatz gegen Jarolim nicht mit einem Strafstoß geahndet wurde (50.). Was längst überfällig war, geschah dann in Minute 59. Trochowski flankte einen Freistoß in die Mitte, und Barbarez düpierte Naldo im Kopfballspiel. Fast hätte Wiese noch gerettet, aber der Ball drehte sich so eben noch in den Torgiebel. Dem Gastgeber reichte das Remis für Platz zwei, doch Hamburg wollte mehr. Plötzlich war Barbarez durch und legte klug auf den völlig freien Ailton. Der aber schaffte das Kunststück, aus acht Metern, das leere Tor zu verfehlen; müßig zu diskutieren, ob Werder ein 1:2 noch umgebogen hätte (70.). Mit viel Glück überstanden die Gäste aber diese Phase, konnten das Spiel wieder beruhigen und verpassten dem HSV erneut eine kalte Dusche. Naldo köpfte einen hohen Ball auf Klose, der den Ball optimal traf und aus fünf Metern ins lange Eck beförderte. Es war die zweite echte Werder-Chance im ganzen Spiel (72.). Die Spannung war nun mit den Händen greifbar. Erst scheiterte Klose mit einer guten Konterchance an Kirschstein, im Gegenzug klärte Wiese grenzwertig gegen Trochowski. Auch hier hätte der HSV wohl einen Elfer bekommen können (77.). Den gab es dann auf der Gegenseite, als Boulahrouz völlig unnötig gegen Valdez die Arme zur Hilfe nahm. Borowski trat an den Punkt, doch er vergab die Riesenchance zur Entscheidung. Sein Schuss knallte in Kutzop-Manier an den rechten Pfosten und tanzte auf der Torlinie entlang ins Aus (83.). Das gab Hamburg die letzte Kraft für einen Schlussspurt, doch Werder ließ keine Chance mehr zu. Mit einer prächtigen Chancenverwertung und einer großen Portion Glück schaffte Werder den Auswärtssieg und mogelte sich tatsächlich noch auf Rang zwei. Hamburg durfte mit dem Unparteischen hadern, noch mehr aber mit den eigenen Nerven. Ausgerechnet der Ex-Bremer Ailton hätte das Spiel längst entschieden haben müssen.

Maik Großmann

Wenn mir Chilavert ein Tor reingehauen hätte, hätte ich auf der Stelle aufgehört, Fußball zu spielen.

— Oliver Kahn nach dem WM-Achtelfinale 2002 über Paraguays Torwart und Freistoßspezialisten José Luis Chilavert