Bundesliga 2005/2006 - 9. Spieltag - Sa., 15.10.2005 - 15:30 Uhr
1:1
HZ - 0 : 1

Die Fallsucht-Taktik

Fiel spät, aber erfolgreich und schoss ebenso sicher ein: Sören Larsen

Fiel spät, aber erfolgreich und schoss ebenso sicher ein: Sören Larsen

Fiel spät, aber erfolgreich und schoss ebenso sicher ein: Sören Larsen

Gegen erschreckend einfallslose Schalker begnügte sich der FC Bayern über weite Strecken der Partie mit dem Verwalten des Vorsprungs aus der 19. Minute und dem Vergeben des möglichen 2:0. Zuwenig Aufwand für einen Sieg gegen fallsüchtige Knappen.

Dass Zé Roberto im Abschluss nicht zu den Stärksten zählt, bewahrheitete sich bereits in der ersten Viertelstunde des Spitzenspiels vor ausverkauftem Haus. In der ersten und 15. Minute vergab der Brasilianer die beiden größten Möglichkeiten der von den Gästen von Beginn an kontrollierten Auseinandersetzung. Schalke hatte außer einem Distanzschuss von Larsen kaum Akzente nach vorne gesetzt, vertändelte die Kugel meist bereits im Mittelfeld. Die Führung für die Münchener fiel demzufolge wenig überraschend. Deisler hatte Zé Roberto, der sich knapp im Abseits befand, am linken Flügel eingesetzt, und dessen direkt gespielter Flachpass auf den kurzen Pfosten wurde von Santa Cruz ebenfalls direkt abgenommen und trocken ins kurze Eck bugsiert (19.). Die erste Halbzeit gehörte weiter dem Rekordmeister, der sich allerdings bei der Verwertung weiterer viel versprechender Möglichkeiten (23., Santa Cruz; 33., Makaay; 40., Ballack) nicht mit Ruhm bekleckerte. In der einseitigen Partie führte der FCB zur Pause zwar völlig verdient, doch viel zu knapp.

Scheinbar von ihrem Trainer in der Kabine zusammengefaltet, waren die Schalker nach dem Seitenwechsel plötzlich druckvoller. Der für Ernst eingewechselte Hamit Altintop wirkte sich belebend auf die Bemühungen der Gastgeber aus. Torchancen blieben demzufolge nicht aus. Zuerst versuchte es Poulsen zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff, dann waren die stetig angreifenden Knappen innerhalb weniger Minuten drei Mal dicht vorm Ausgleich (59./63., zweimal Lincoln - einmal Bordon). Bayern suchte einzig durch Deisler (60.) in dieser Phase erkennbar nach dem Ausbau der Führung, ließ sich ansonsten aber hinten einschnüren. Das S04-Rezept sah über weite Passagen der zweiten Halbzeit jedoch nicht sonderlich ermutigend aus: Weite Schläge aus Abwehr und Mittelfeld in den gegnerischen Strafraum plus anschließender Fallsucht der Angreifer. Diese "Taktik" führte somit zu mehreren Aufregern und lautstarken Forderungen nach Strafstößen. Mal mehr, mal weniger berechtigt. Punktuelle Gegenzüge des Spitzenreiters sahen da schon mehr nach Torerfolg aus, doch Makaay, Santa Cruz und Karimi hatten Erbarmen mit ihrem Gastgeber. In der Nachspielzeit ließ sich Schiri Weiner dann auf keine Diskussion mehr ein, als Schweinsteiger eine Idee zu ungestüm im Luftkampf gegen Larsen vorging und den langen dänischen Recken in die Waagerechte zwang. Der in dieser Saison bislang erfolgreichste Goalgetter der Schalker nahm dem zuletzt weniger erfolgreichen Strafstoßschützen Lincoln frech den Ball aus der Hand, legte ihn sich auf den Punkt und verwandelte flach und Kahn täuschend zum 1:1. "Selbst Schuld!" durfte man den Bayern nach dem Abpfiff getrost nachrufen, denn die Möglichkeit zum Sieg hatte das Magath-Team zuvor nicht nur einmal lässig vertan.

Ulrich Merk

Es war lustig, weil so ein kleiner Zwerg an so einem großen Trainer hing.

— Bastian Schweinsteiger zum Jubelsprung von Franck Ribery in die Arme von Trainer Louis van Gaal