Bundesliga 2007/2008 - 34. Spieltag - Sa., 17.05.2008 - 15:30 Uhr
2:2
HZ - 0 : 1

Bielefeld begoss den Klassenerhalt

Belebte das VfB-Spiel sichtlich: Manuel Fischer

Belebte das VfB-Spiel sichtlich: Manuel Fischer

Belebte das VfB-Spiel sichtlich: Manuel Fischer

Nach dem Abpfiff wurde Bielefelds Trainer Michael Frontzeck mit Bier geduscht und seine Spieler feierten, als ob sie gerade die Meisterschaft nach Ostwestfahlen geholt hätten. Arminia Bielefeld hatte mit dem 2:2 in Stuttgart den Klassenerhalt gesichert. Die Stuttgarter hingegen wussten nicht ganz, ob sie trauern oder einfach mitfeiern sollten. Durch das Unentschieden blieb am Ende Platz sechs in der Liga – die beste Platzierung des VfB Stuttgart in einer Saison nach einer Meisterschaft.

Für beide Mannschaften ging es im letzten Spiel der Saison vor 55.800 Zuschauern im ausverkauften Gottlieb-Daimler-Stadion noch einmal um alles oder nichts. Der VfB Stuttgart musste unbedingt siegen, um die kleine Chance auf eine direkte Uefa-Cup Qualifikation zu wahren. Und die Bielefelder waren mit der Gewissheit nach Stuttgart gekommen, dass selbst ein Unentschieden zu wenig sein könnte für den sicheren Klassenerhalt. Entsprechend holprig begann diese so wichtige Partie. Beide Teams wirkten in den Anfangsminuten verkrampft. Bielefeld stand tief in der eigenen Hälfte und ließ die Stuttgarter kommen. Doch die Schwaben hatten nur wenig gute Ideen. Die Bielefelder traten entschlossener auf und nutzen gleich ihre erste Chance zur völlig überraschenden Führung. Eine Freistoßhereingabe von Thorben Marx setzte Bielefelds Innenverteidiger Bollmann noch an den Pfosten, Khediras Befreiungsversuch landete direkt vor den Füßen von Tesche, der den Ball wuchtig einnetzte. Tesches erstes Bundesligator wird für lange Zeit sein wichtigstes bleiben. Es war der Befreiungsschlag für die Arminia. Eine Zentnerlast schien von den Spielern abzufallen und Torschütze Tesche zelebrierte dieses 1:0 mit einem doppelten Salto. So sah Bielefelder Erleichterung aus. Mit der Führung im Rücken begann Arminia nun richtig Fußball zu spielen, der VfB kam kaum mal vor das Tor von Rowen Fernandez und hatte Glück nach, einer Viertelstunde nicht schon mit 2:0 hinten zu liegen. Einzig der wieder einmal herausragende Gomez sorgte ab und an für Torgefahr. Bielefeld kontrollierte vor allen Dingen das Mittelfeld, wo bei den Stuttgartern Pavel Pardo schmerzlich vermisst wurde. Das Spiel des VfB wirkte ungeordnet, während die Bielefelder immer wieder gekonnt verschoben und so Überzahlsituationen in Ballnähe schaffen konnten. Das Spiel hatte nur noch einen geringen Unterhaltungswert. Für die gute Stimmung auf den Rängen sorgte einzig und allein der Zwischenstand aus Nürnberg. Schalke führte mit 1:0. Bielefeld hätte auch bei einer Niederlage die Klasse gehalten.

Nicht nur die 6.000 mitgereisten Bielefelder Fans schienen die frohe Kunde aus Nürnberg vernommen zu haben. Auch die Spieler schienen sichtlich erleichtert und fortan weit weniger bissig. Nach einer halben Stunde verflachte das Spiel endgültig. Die Stuttgarter rannten weiter kopf- und ideenlos gegen die Bielefelder Abwehrmauer und die Arminen hatten sich nun mit der Führung im Rücken noch weiter zurückgezogen. Sie überließen den Stuttgartern die Spielkontrolle und versuchten mit wenigen Nadelstichen für die Entscheidung zu sorgen. Als dann auch noch Bielefelds Torjäger Wichniarek verletzt vom Feld musste und Frontzeck ihn durch Jonas Kamper ersetzte, ging dem DSC-Spiel jegliche Torgefahr ab. Die Arminen wirkten nun sichtlich gehemmt, doch der VfB war zu keiner Zeit in der Lage, einen Vorteil aus der merklichen Verunsicherung des Gegners zu ziehen. So konnten die Bielefelder das 1:0 auch bis zur Pause verteidigen. Auch nach Wiederanpfiff bot sich ein dasselbe Bild. Die Bielefelder verteidigten überlegt und gewannen deutlich mehr Zweikämpfe. Kaum einmal schafften es die Stuttgarter bis in den Strafraum. Verzweiflungsschüsse von Hitzlsperger und Cacau aus der zweiten Reihe offenbarten das spielerische Unvermögen der Schwaben an diesem Nachmittag. Und wieder hätten die Ostwestfalen mit ihrer ersten Aktion in dieser Halbzeit für die Entscheidung sorgen können, doch Sven Ulreich kratzte einen Kopfball von Mijatovic noch eben so von der Linie. Sein Trainer Armin Veh reagierte und brachte in der 72. Minute mit Manuel Fischer für den enttäuschenden Spielmacher Bastürk einen zusätzlichen Angreifer. Eine Auswechslung, die dieses Spiel noch einmal mit Leben füllte. Denn keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung wurde Fischer im Strafraum von Mijatovic von den Beinen geholt. Schiedsrichter Meyer entschied sofort auf Elfmeter. Und Mario Gomez ließ Fernandez keine Abwehrchance. Der VfB war zurück im Spiel und Fischer drehte das Spiel nun scheinbar komplett. Fünf Minuten vor dem Ende kam der junge Stürmer nach einer Ecke von da Silva frei zum Schuss und erzielte das 2:1 für die Stuttgarter. Doch die Bielefelder verfielen keinesfalls in einen kollektiven Schockzustand. Nahezu im Gegenzug tankte sich Kirch am rechten Flügel durch und bediente Eigler, der gekonnt den erneuten Ausgleich erzielte. Zu diesem Zeitpunkt feierten die 6.000 Bielefelder auf den Rängen des Gottlieb-Daimler-Stadions längst den Klassenerhalt. Schalke hatte das 2:0 erzielt. Die letzten Minuten in diesem Spiel waren für die Bielefelder nun völlig unbedeutend. Und da auch der VfB nicht mehr daran glaubte, dass ein Sieg noch den Uefa-Cup hätte bedeuten können, einigte man sich in Stuttgart auf ein gerechtes 2:2 Unentschieden, über das sich die Bielefelder am Ende aber deutlich feuchter freuten als die Stuttgarter.

Lucas Vogelsang

Ich brenne für die Aufgabe - und das Feuer löscht auch keiner.

— Sebastian Polter, Neuzugang beim VfL Bochum.