Lange Gesichter

Diesmal im Abschluss ohne Biss:
Patrick Helmes

Für Werder war es ohnehin nur noch um die Goldene Ananas gegangen. Bayer allerdings kämpfte verzweifelt um den Anschluss nach oben und musste das schale Remis am Ende empfinden wie eine Niederlage. Da half es auch wenig, dass die Begegnung phasenweise ein sehr respektables Niveau erreichte.

Fast von Anfang an betrieben beide Teams einen gehörigen Aufwand, was im Falle der Bremer allemal überraschte, die in ähnlich aussichtsarmen Duellen speziell nach Europacupspielen zuletzt gern auch mal den Schongang eingelegt hatten. Außerdem fehlte Spielmacher Diego verletzt. Nachdem Pizarro gleich nach zwei Minuten eine gute Gelegenheit vergeben hatte, sprach zunächst auch kaum mehr etwas für die Werderaner, da auf der anderen Seite gleich der erste Torschuss ins Schwarze traf: Barnetta nutzte eine Schludrigkeit Naldos und schaufelte das Leder mit dem Vollspann genau in den Winkel (11.). Überraschenderweise aber fanden die Gäste nun umso besser in die Partie und drängten das durchaus spielstarke Gastgeberteam immer gekonnter zurück. Die Folge: Nach Pfostenschuss aus kurzer Distanz von Almeida (30.) gewährte die Bayer-Abwehr einmal zu nachsichtig Freiraum und griff sowohl Flankengeber Hunt als auch Pizarro nicht richtig an, der mit einem Kopfball aus der Hocke 14 Meter vor dem Tor das 1:1 markierte (33.). Das Spiel blieb flott und offen geführt. Spielerisch befand sich Grün-Weiß mittlerweile auf Augenhöhe, doch hätte zur Pause trotzdem fast wieder Bayer geführt, weil ein Traumpass von Rolfes Stefan Kießling frei aufs Tor zulaufen ließ. Nachdem er Wiese bereits ausgespielt hatte, musste der Lockenkopf nur noch vollenden, traf aus nicht zu spitzem Winkel statt ins leere Tor jedoch nur an den Pfosten und brachte die Werkself damit um eine weit komfortablere Halbzeitsituation.

So nun musste Bayer einen neuen Anlauf wagen und verplemperte viel zu viel Zeit damit, sich mit den nun defensiveren Bremern gegenseitig zu belauern. Erst ein Torversuch Mertesackers (69.) brachte die Begegnung wieder in Schwung, was zur Folge hatte, dass Konter und Gegenattacke kaum mehr zu unterscheiden waren und fast im Minutentakt zu sehr brisanten Torszenen führten. So beantwortete Hunt einen Fehlschuss von Kroos (72.) mit einer sofortigen Prüfung Rene Adlers (73.), ehe gleich darauf Fritz aus fast der gleichen Distanz wie zuvor Almeida an den Pfosten traf (75.) und dann wiederum Wiese gegen Kroos rettete (76.). Die größte Chance zum Sieg vergab schließlich Patrick Helmes, als er plötzlich allein vor Wiese stand und sich den Ball in letzter Sekunde noch vom Fuß fischen ließ (80.). Als dann auch der eingewechselte Renato am Tor vorbeischoss (86.), hatte Bayer nach Chancen den Dreier mittlerweile verdient und deswegen, zumal zeitgleich Stuttgart sein Heimspiel gewann, umso mehr Grund sich zu ärgern, dass es trotzdem nur beim 1:1-Unentschieden blieb. Auch Werder wiederum hatte schon mit weit schwächeren Leistungen Spiele gewonnen.

Maik Großmann