Bundesliga 2011/2012 - 4. Spieltag - Sa., 27.08.2011 - 15:30 Uhr
3:4
HZ - 1 : 1

Quo vadis, HSV?

Köln McKenna (Nr. 23) beim entscheidenden Tor (Foto: Imago)

Köln McKenna (Nr. 23) beim entscheidenden Tor (Foto: Imago)

Köln McKenna (Nr. 23) beim entscheidenden Tor (Foto: Imago)

In einem verrückten Spiel zwischen Hamburg und Köln, in dem beide Teams als Sieger vom Platz hätten gehen können, setzte sich am Ende der FC durch. Die Domstädter fuhren ihren ersten Saisonsieg ein, in Hamburg musste man sich weiter arge Sorgen um den Bundesligadino machen. Zwar zeigten die Hanseaten, dass sie durchaus noch in der Lage waren zu kämpfen, für einen zweiten Punkt reichte es dennoch nicht.

Die Partie war vom Papier her ein echtes Kellerduell. Sowohl der Hamburger SV, als auch der 1. FC Köln hatten bislang nur einen Punkt einfahren können und lagen nach den ersten drei Spieltagen am Tabellenende. Beide Mannschaften hatten also ihren Fans gegenüber einiges gutzumachen, was ein offensiv geführtes Spiel versprach. Beim HSV stand Neuzugang Slobodan Rajkovic gleich in der Startelf, er sollte mit Heiko Westermann die Innenverteidigung stabilisieren. Auf der anderen Seite saß Lukas Podolski nach überstandener Krankheit immerhin schon wieder auf der Bank und durfte auf einen Einsatz hoffen. Beginnen durfte für die Kölner Neuzugang Henrique Sereno, der Portugiese lief neben Kapitän Geromel in der Defensivzentrale auf.
Das Spiel begann mit Chancen auf beiden Seiten, die sich die Teams vor allem durch Standards und Distanzschüsse erspielten. Nachdem Westermann nach einem Freistoß durch Dennis Aogo nur die Latte getroffen hatte (10.), schenkte das Schiedsrichtergespann um Referee Florian Meyer dem HSV nur eine Minute später einen Strafstoß. Im Strafraum gingen Geromel und Aogo mit hohem Bein zum Ball, der Hamburger fiel und Meyer ließ sich von seinem Assistenten zum Elfmeterpfiff bewegen – eine sehr harte Entscheidung. Mladen Petric war dies egal, er verwandelte sicher (11.). Köln schien trotz des Rückstandes wenig geschockt, trug weiter seine Angriffe vor und wurde nach knapp zwanzig Minuten mit dem Ausgleich belohnt. Linksverteidiger Peszko spielte sich per Doppelpass mit Stürmer Novakovic bis zur Grundlinie durch und spielte den Ball quer vor das Tor. Dort sah Keeper Drobny nicht gut aus, als er am Ball vorbei sprang und auch seine Innenverteidiger machten keine gute Figur. Völlig frei ließen sie Adel Chihi zum 1:1 ausgleichen (21.). Im Anschluss an den Kölner Treffer verflachte die Partie zunehmend, gute Chancen erspielten sich beide Teams nicht. Die Verunsicherung, die aus den schwachen Saisonstarts beider Mannschaften herrührte, war deutlich zu sehen, statt Spielkultur legten beide Seiten eher Kampfkraft an den Tag. Mit dem Unentschieden ging es in die Halbzeit.

Zur zweiten Hälfte kam Lukas Podolski und der Nationalspieler war auch gleich an der ersten erfolgreichen Aktion seiner Kölner beteiligt. Nach einem Sprint über das halbe Spielfeld passte Podolski von der linken Seite haargenau auf Novakovic und der Stürmer musste nur noch den Fuß hinhalten. Wer nun eine direkte Reaktion des HSV erwartet hatte, wurde enttäuscht. Köln hatte das Spiel gedreht und nun auch mehr von der Partie, umso überraschender war der Hamburger Ausgleich in der 59. Minute. Einen Freistoß von Aogo setzte Son den Ball an den Pfosten, von dort sprang das Spielgerät zu Rajkovic und der Verteidiger netzte zu seinem ersten Bundesligator ein. Praktisch mit dem Wiederanpfiff schienen die Hanseaten ihre Fans zeigen zu wollen, dass doch noch etwas Leben in ihnen steckt. Son nahm rechts einen weiten Ball von Tesche auf, ließ im Strafraum Andrezinho stehen und vollstreckte mit einem Schlenzer in die linke Torecke (62.). Der Kölner Trainer Stolbakken reagierte und brachte Christian Clemens für Andrezinho. Seine Mannen taten in der Folge auch wieder mehr für das Spiel, die nächste große Chance hatte aber doch der Gastgeber aus Hamburg. Skjelbreds Schuss aus zwanzig Metern ging jedoch an die Latte (76.), dem FC blieb weiter Zeit, noch mindestens einen Punkt zu holen. Dafür, dass die Kölner sich nicht aufgaben, wurden sie kurz vor Schluss belohnt. Der eingewechselte Clemens stand nach einem Eckstoß durch Jajalo völlig frei und traf per Direktabnahme (84.). Stolbakkens erster Wechsel hatte sich also schon bezahlt gemacht und auch der zweite, den er direkt nach dem Tor vollzog, sollte diesem verrückten Spiel noch eine entscheidende Wendung geben. Für Jajalo kam Kevin McKenna, ein Abwehrspieler, der von seinen Trainern bei Rückständen gerne zum Stürmer umfunktioniert wurde. In der 88. Minute machte sich sein Einsatz bezahlt, als er nach einer misslungenen Faustabwehr Drobnys zum 4:3 aus Kölner Sicht einschieben konnte. Hamburg hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen, der FC fuhr seinen sehr glücklichen, aber am Ende verdienten, ersten Saisonsieg ein. In Hamburg dagegen gab es weiter großen Anlass zur Sorge. Das Team hatte zwar gezeigt, dass sie immer noch Tore erzielen konnten, schafften es aber nicht, einen hart erkämpften 3:2-Vorsprung über die Zeit zu bringen.

Lisa Ramdor

Die Tore sind geschossen.

— Fritz Walter auf die Frage, warum er so selten in das nach ihm benannte Stadion in Kaiserslautern geht.